Desire

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"Ich... will dich nicht Simon. Wir sind Freunde." Die tiefe Stimme zitterte. Seine Verunsicherung konnte der Blonde spüren und es erfüllte ihn mit unfassbar viel Genugtuung. Die Tatsache, dass die Rollen nun endlich mal getauscht waren und Taddl derjenige war, der mit seiner Fassung zu kämpfen hatte während er nur daneben stand und ihn angrinste war ein unfassbarer Boost für sein Selbstbewusstsein. Zu wissen, dass er nicht allein so intensiv auf diese plötzlichen Stimmungswechsel reagierte beruhigte seine Nerven. "Du hast gezögert. Heißt, du bist dir doch gar nicht so sicher, wie du behauptest." Simon schnurrte beinahe. "Du bist gerade einfach nur ziemlich gruselig, hast du dich mal im Spiegel angeschaut? Mit dem Grinsen machst du jedem Horrorclown Konkurrenz."
"Typisch. Wie immer nur Ausreden Taddl. Wie wäre es, wenn du zur Abwechslung mal ehrlich zu mir bist? So langsam aber sicher das nämlich anstrengend. Steh doch einfach dazu, dass du das gerade eben gewollt hast."
"Ich wollte hier gar nichts! Du hast mich angesprungen, wie so ein läufiger Hund! Was nebenbei gesagt schon echt erbärmlich ist."
"Hab ich mich dann auch gerade selbst so angepackt oder mich selbst durch die Gegend geschubst? Interessant." Der Blonde würde nicht locker lassen. Unter keinen Umständen. Aber auch sein Gegenüber war dickköpfig. Das hier würde noch spannend werden, soviel stand fest. Das sie sich langsam wieder aufeinander zubewegten, registrierten beide allerdings nicht. "Es ist ja nicht meine Schuld, wenn du dich an Wände ankuscheln musst, weil du sonst nicht mehr gerade stehen kannst. Ich habe dich aber garantiert nicht 'durch die Gegend geschubst' wie du es so schön genannt hast."
"Dumm nur, dass ich nicht derjenige war, der ein Problem damit hatte noch vernünftig stehen zu können."
"Hör auf Schwachsinn zu labern Simon. Was bringt dir diese bekloppte Diskussion eigentlich? Versuchst du mir jetzt einzureden, dass ich mit dir schlafen wollte, weil DU mit MIR schlafen willst?!" Sie standen einander nun wieder direkt gegenüber, funkelten sich wütend an, die Stimmung zwischen ihnen wurde immer angespannter. "Ich hab es nicht nötig auf diese Weise nach Sex mit dir zu betteln. Zumal das letzte Mal jetzt auch nicht der Bringer war."
"Ach war es das nicht? Das klang in dem Moment aber alles ganz anders. Du hast ja förmlich drum gebettelt. Und jetzt tust du es wieder."
"Was soll ich sagen das alles war so beeindruckend, dass ich mich nicht mal mehr dran erinnere. Aber wie außerordentlich aufschlussreich das du es tust. War wohl doch alles nicht so unbedeutend." Der Abstand zwischen ihnen war erneut geringer geworden. Taddls Stirn stieß nun leicht gegen Simons, beide waren immernoch auf Provokation aus. Noch immer konnte keiner locker lassen. Die Spannung zwischen ihnen war zum Greifen nah. Der leicht vertiefte Atem schlug in das Gesicht ihres Gegenübers, ihre Augen hielten einander gefesselt. Aber beide schwiegen, waren zu einem Blickduell übergegangen. Ein Duell was sie gleichzeitig verloren. Obwohl es Taddl war, der Simon am Kragen packte und zu sich zog, um ihm einen groben Kuss aufzudrücken. Es dauerte nur wenige Momente, bis sie sich in der gleichen Position wie bereits vor einigen Minuten befanden. Aber diesmal unterbrachen sie einander nicht mehr. Die Spannung, die sie aufgebaut hatten endlud sich in einem Gewitter aus Emotionen, welches auf beide einprasselte. Sie krallten sich aneinander fest, rissen grob an der Kleidung, die sie noch am Körper trugen und stolperten schlussendlich irgendwie ins Schlafzimmer, wo die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.
Dieses Mal war ganz anders, als das erste nach der Partynacht. Die Wut, von welcher beide zu Beginn erfasst worden waren, war schnell wieder verschwunden und war reiner, intensiver Lust und Begierde gewichen. Der Blonde war nicht davon ausgegangen, dass es zwischen ihnen noch heißer zugehen konnte aber er hatte sich gewaltig getäuscht. Schon allein die Tatsache, dass sie durch das kalte und fahle Mondlicht wesentlich weniger sehen konnten als im warmen Morgenlicht der Sonne, verlieh der ganzen Situation eine außergewöhnlich intensive und beinahe msyteriöse Atmosphäre, obwohl sie genau wussten wen sie schlussendlich vor sich hatten. Der Körper des Älteren, der in ein Spiel aus Licht und Schatten getaucht war, kam so gut zur Geltung, dass Simon nicht anders konnte als ihn überall berühren zu wollen. Er wollte jeden Zentimeter Haut unter seinen Fingerspitzen spüren, jedes der schier unzähligen Tattoos mit den Fingern nachzeichnen. Auch der Faktor, dass sie sich diesmal die ganze Zeit in die Augen blickten, wenn sie nicht gerade in einen weiteren intensiven Kuss verwickelt waren, machte dieses Mal im Vergleich zu davor wesentlich erotischer. Weil Taddl unfassbar sexy aussah, egal was er tat. Wenn er sich begierig über die Lippen leckte, sich fahrig durchs Haar fuhr, um eine widerspenstige Strähne aus seinem Sichtfeld zu wischen oder den Jüngeren einfach nur aus lustverschleierten Augen ansah, wenn sich seine Augenlider flatternd senkten und seiner Kehle ein tiefes Stöhnen entwich. Aber was schlussendlich tatsächlich den Unterschied machte, waren die kleinen zärtlichen Gesten. Der Blonde war nicht davon ausgegangen, dass er in dieser Situation Zärtlichkeiten erfahren würde, dazu waren sie beide gerade viel zu grob miteinander umgegangen. Allerdings wurde er ziemlich schnell eines besseren belehrt. Die filigranen Finger, die sanft über seine Wange streichelten, ein volles Lippenpaar welches einen beruhigenden Kuss auf seiner Stirn platzierte, die Frage danach ob alles in Ordnung war, um sich zu versichern das es sich für beide gleich gut anfühlte. Ihre Hände, die sich ineinander hakten, als Simon sich aufbäumte und sie gemeinsam den Höhepunkt erreichten. Der Arm um seine Taille, der ihn an die Brust des Älteren drückte, damit sie tatsächlich miteinander kuscheln konnten. Er überlegte einen Moment, wieder einen provokanten Spruch von sich zu geben, aber brachte es nicht übers Herz. Es war das erste Mal, dass er so ungeniert Taddls Zuneigung erhalten und genießen konnte, er würde sich das jetzt nicht kaputt machen. Das konnte er auch auf Morgen verschieben, denn er konnte bereits spüren wie die Müdigkeit zurückkehrte. Wesentlich stärker und einnehmender als vorhin. Zum Streiten war jetzt also keine Zeit mehr. "Gute Nacht Taddl." brachte er noch hervor, bevor seine Augenlider schwer wurden und er ins Reich der Träume gezogen wurde. Sein Rücken immernoch dicht an der Brust des Älteren gekuschelt.

Seelenpuzzle #SlowbrickWhere stories live. Discover now