Tag 4: Kandidatur

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"Guten Morgen! Du schaffst das! Deine Mitschüler vertrauen dir!", sagt nicht etwa Julia, Kira oder Lena. Nein, ich führe ein Selbstgespräch mit meinem Spiegelbild in einer Pfütze in der Nähe meines Zeltes. Es ist früh am Morgen und ich bin schon extrem angespannt. Die Kandidatur der Präsidentschaftskandidaten wird bekannt gegeben, heute Abend werde ich mein Wahlprogramm und mein Präsidentschaftsteam vorstellen. Jetzt treffe ich mich aber zuerst mit Lena, Kira und Max, um herauszufinden, wer unser Lager verbrannt hat.

"Hey Liam, gut geschlafen?", fragt Lena euphorisch. Ich antworte jedoch nur ganz trocken: "Den Umständen entsprechend, war es... naja, man soll nicht lügen!". "Oh, wo ist denn der Politiker geblieben?", macht sich Kira freundlich über mich lustig. "Ah, das hatte ich ja ganz vergessen!",  antworte ich wieder etwas mehr aufgemuntert "Nummer Eins, Bericht! Übrigens habe ich wundervoll geschlafen. Wer hat das erfunden, dieses 'Schlafen'?". Die beiden lachen. "Muss wohl ein ganz schlauer Mensch gewesen sein.", ruft Max aus der Ferne.

"Also, fest steht, dass es nicht schwierig war, den Brand zu legen, da das Leuchtfeuer am Strand die ganze Nacht über brennt, um auch dann auf uns aufmerksam zu machen.", erklärt Kira. "Richtig.", antworte ich. "Es ist leider gar nichts von unserem Vorrat übrig geblieben.", sagt Max, woraufhin ich neugierig frage: "Was genau befand sich im Lager?". "Wasserflaschen und Nahrungsmittel. Das restliche Holz lagert auf der anderen Seite des Platzes und die medizinischen Vorräte hat Lena bereits vor dem Brand in die Krankenstation gebracht.", beantwortet er meine Frage. "Vielleicht solltet ihr die anderen befragen, ob ihnen etwas aufgefallen ist...", schlage ich vor. "Wir haben bereits gestern damit begonnen. Bisher noch kein wirklicher Hinweis auf irgendetwas.", sagt Kira. "Weitermachen!... Und danke!", spreche ich nachdenklich, als ich dabei bin, zu gehen. Mich wundernd stoppe ich, drehe ich mich um und schaue in die Gesichter der drei Ermittler. "Warum,", beginne ich mit meiner Frage "riecht es hier nicht, als sei Nahrung verbrannt?... Kann das alles komplett niedergebrannt sein? Und nichts als Asche übrig sein?", ich bringe die anderen zum Nachdenken. "Nun...", beginnt Max. Nach einer langen Pause setzt Kira den Satz fort: "Wir schauen uns das nochmal genau an, allerdings sollten wir uns damit abfinden, dass nichts den Brand überstanden hat.".

Ich begebe mich zu Julia. Dort sitzen gegenüber des niedergebrannten Lagers an einem Umzugskarton, der als Tisch fungiert Julia und Tim. Die beiden haben sich bereiterklärt, die Wahlkommission zu bilden. Julia möchte nicht mit mir an dieser Politik beteiligt sein. Sie hat mir bereits gestern gesagt: "Liam, wenn ich deine politische Partnerin werde, vernachlässige ich meine Aufgabe als beste Freundin, oder meine Arbeit, unsere Gruppe anzuführen. Als Politikerin kann ich dir nicht dienen. Deine beste Freundin bin ich trotzdem und gebe dir gerne einen Rat.".

"Wie läuft es?", frage ich und sterbe fast wegen der Hitze der strahlenden Mittagssonne. "Wir haben ein Paar Anmeldungen zur Wahl erhalten.", teilt mir Tim mit. "Dann wird es wenigstens spannend, nicht wahr?", schaut mich Julia lächelnd an. "Ja, ich denke auch!", sage ich lächelnd aber dennoch besorgt. Ich schaue rüber zur Sonnenuhr. Der Schatten des Zeigers liegt fast über dem Sonnensymbol der Mittagsstunde.

Mein Tag geht weiter mit der Beschaffung von Nahrungsmitteln, zusammen mit anderen, mit denen ich in der Schulzeit nur wenig zu tun hatte. Wir tragen einige der Wasserpflanzen in unsere Stadt, damit wir auch weiter Trinkwasser haben. Wieder am großen Platz angekommen, spricht mich Julia an: "Liam, es geht um die Anmeldungen.". Ich nicke kurz und bin völlig außer Atem. "Kandidat bist du mit jeweils einem Vertreter in jedem der zehn Dörfer; Paul mit Vertretern in vier der zehn Dörfer...", ich unterbreche sie: "Paul? Kiffer-Paul? Der ist doch oft so zugedröhnt, dass er kaum reden kann.". "Ja, genau der Paul", sagt Julia weiter "und dann ist da noch Karl, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob die Kandidatur ernst gemeint ist. Er ging mit Linus fort und Linus...". "Ja?", sage ich völlig angespannt, woraufhin Julia fortfährt: "Linus gehört zu seinem Präsidentschaftsteam. Zusammen mit sechs weiteren.".

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