Kapitel 2 - Schmutzige Gedanken

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„Willst du noch Pancakes?", fragte meine Mum und wackelte mit ihrem Pfannenwender.

Ich ließ mich übertrieben stöhnend in meinem Stuhl zurückfallen.

„Wenn ich noch einen einzigen Pancake esse, dann platze ich."

Meine Mum lachte auf. „Das wollen wir natürlich nicht, denn dann müsste ich ja die Sauerei wegwischen."

„Ganz genau." Ich grinste.

„Dann bring unsere Reste doch zu Elara rüber. Elyssa würde sich bestimmt freuen. Sie liebt Pancakes."

„Wie ich. Nur bedauerlicherweise ist mein Magen bis zum Rand voll. So gerne ich auch noch mehr essen wollen würde. Vielleicht sollte ich Ethan ein Foto schicken und ihn daran erinnern, dass er sich nicht bloß von Nullen und Einsen ernähren kann."

„Wo studiert er noch gleich?", wollte meine Mum wissen, während sie die dreckige Pfanne ins Spülbecken legte und den Wasserhahn betätigte.

„Am MIT in Boston. Manchmal antwortet er tagelang nicht auf meine Nachrichten, nur um sich dann ausführlich zu entschuldigen, dass er gerade irgendetwas Bahnbrechendes programmiert. Zum Glück sorgt seine Mitbewohnerin dafür, dass er regelmäßig frische Luft und Bewegung bekommt."

Das Lachen meiner Mum erfüllte die Küche und mein Herz hüpfte vor Freude. Gemächlich machte ich mich daran, die restlichen Pancakes auf einen Teller zu stapeln, mein Geschirr in die Spülmaschine zu räumen und Ahornsirup sowie Butter in entsprechende Plätze in Kühl- und Wandschrank zu verstauen.

„Bis später", meinte ich, schnappte mir den Teller für Elyssa und verschwand im Flur. Da ich meinen warmen Pullover trug, verzichtete ich auf eine Jacke und schlüpfte nur in meine Sneakers.

Sonnenschein und blauer Himmel empfingen mich, sobald ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte. Vereinzelte Schülergruppen schlenderten bereits über die Wiesen nahe des Hauptgebäudes und ich vernahm Gelächter. Samstage waren schon etwas Tolles.

Der Weg zu Elaras Haus war kurz. Bereits drei Minuten später öffnete Elyssa auf mein Klingeln hin die Tür. Ihr leuchtender Blick verharrte auf mir, ehe er zu den Pancakes glitt und noch ein bisschen strahlender zu werden schien. Vermutlich war das der Moment, in dem ich eifersüchtig auf einen Stapel goldbrauner Teigkreise werden sollte.

„Die sind von meiner Mum für dich", meinte ich und drückte ihr den Teller vorsichtig in die kleinen Hände.

„Danke. Ich liebe Tante Helens Pancakes. Mummys werden immer zu dunkel." Ich verkniff mir ein Schmunzeln und folgte Elyssa ins Haus. Meine Cousine stürmte bereits in beachtlichem Tempo in Richtung Wohnzimmer.

„Mum, Dad, guckt mal, was Hannah mir mitgebracht hat!" Ihre Begeisterung schwang in jeder einzelnen Silbe mit.

„Husch, ab in die Küche damit", vernahm ich die Stimme meiner Tante und schon sauste Elyssa wieder an mir vorbei. Hastig wich ich einen Schritt zur Seite und schüttelte lächelnd den Kopf.

Elara und James saßen auf der gemütlichen Couch. Sie lag mit dem Kopf auf seinem Schoß und ließ ihr Buch sinken, sobald sie mich bemerkte. James stellte seine Kaffeetasse auf den kleinen Tisch.

„Guten Morgen. Störe ich?"

Elara setzte sich auf, steckte ein Lesezeichen zwischen die Seiten ihres Buches und strich sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. Wieder einmal musste ich feststellen, dass sie ihre Haare viel zu selten offen trug. Es ließ sie jünger und sanfter wirken.

„Nein, natürlich nicht. Komm, setz dich."

Auffordernd klopfte sie auf das Sofa und ich nahm ihre Einladung gerne an.

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