Kapitel 12

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2. September 1996, Pansy's POV.
Ich keuchte und schlitterte in den nächsten Gang. Hastig band ich mir meine Krawatte um und schulterte meine Schultasche erneut. Das war mal wieder typisch. Es war der erste Schultag meines 5. Jahres in Hogwarts und ich war zu spät dran. Auch wenn ich es vom Gemeinschaftsraum der Slytherins bis zu den Räumen für Zaubertränke nicht weit hatte, war ich schon mindestens zehn Minuten zu spät. Und auch wenn Professor Snape unser Hauslehrer war, war er bestimmt alles andere als begeistert davon, dass ich seinen Unterricht störte. Aber ich konnte ja nichts dafür. Oder naja eigentlich doch. Die halbe Nacht hatte ich wach in meinem Bett gelegen, an die Decke gestarrt und über die Situation mit Hermine hier in der Schule nachgedacht. Sie würde früher oder später versuchen erneut Kontakt zu mir aufzunehmen, da ich ja keinen ihrer Briefe beantwortet hatte. Ich fürchtete mich davor, was Theodore anstellen würde, wenn er uns zusammen sehen würde. Und so stellte ich mir unzählige schreckliche Szenarios vor anstatt zu schlafen. Endlich hatte ich den richtigen Gang erreicht und keuchte vor Anstrengung. Trotz allem war ich Granger eine Antwort schuldig. Ich musste sie vor Theodore's Wahnsinn beschützen. Ich musste handeln bevor sie es tat. Und als ich noch einmal tief durchatmete und die linke Hand hob um an Professor Snapes Klassenzimmer zu klopfen, wusste ich auch schon wie ich es anstellen würde.
Hermine POV
Ich saß wie immer in der ersten Reihe und notierte eifrig was Professor Snape an die Tafel schrieb, als es klopfte und jemand eintrat. Ich hob den Kopf und sah Pansy Parkinson, die Professor Snape eine Entschuldigung zu murmelte. Sie hoffte wahrscheinlich, die Sache wäre damit erledigt, aber so war es nicht.
„Miss Parkinson, wollen Sie nicht allen Anwesenden erklären, warum sie erst fünfzehn Minuten nach Unterrichtsbeginn hier erscheinen und meinen Unterricht stören?", schnarrte Professor Snape auch schon los. Er musste wohl einen schlechten Tag haben, denn normalerweise nötigte er seine Slytherins nicht dazu, sich vor der Klasse zu rechtfertigen.
Doch Pansy zuckte nur mit den Schultern und erwiderte lässig: „Ich schlafe in letzter Zeit recht schlecht und liege oft und lange wach in meinem Bett." Dann starrte sie Millicent Bulstrode mit zornigem Blick an „Und außerdem hat jemand versäumt mich zu wecken. Vermutlich absichtlich."
Eine ganz typische Slytherin-Eigenschaft. Die Schuld schön auf andere schieben. Aber so war Pansy nun einmal. Und wir hatten anscheinend dasselbe Problem. Auch ich konnte Nachts oft nicht einschlafen. Ich zermarterte mir den Kopf darüber, was damals im Zug in sie gefahren war. Und ich dachte an unsere gemeinsame Zeit im letzten Schuljahr. Und ich dachte daran, dass ich Pansy womöglich mehr mochte, als ich sollte. Sie hatte aber bestimmt andere Gründe für ihre Schlaflosigkeit, als ich. Ich sah ihr ins Gesicht und erschrak , als sie mich direkt ansah. Ihr Gesicht war so schön und makellos wie immer und ich konnte keinerlei Anzeichen von Müdigkeit darin erkennen. Wirklich unfair. Ich hingegen hatte Augenringe und war blass wie eine Leiche. Ihr Blick auf mir war kühl und emotionslos. Was war nur los mit ihr?
Professor Snape nickte und erwiderte schroff: „Setzen Sie sich Miss Parkinson. Und wenn Sie nochmal zu spät kommen, werde ich Ihnen Hauspunkte abziehen müssen." Pansy nickte ebenfalls, schulterte ihre Tasche und wand den Blick von mir ab. Doch bevor  sie sich umdrehte und die Reihen entlang zu ihrem Platz schritt, schob sie sich eine ihrer schwarzen Strähnen hinter ihr Ohr und legte dabei ganz beiläufig drei Finger auf ihre Wange. Ich blinzelte. War das eine zufällige Geste gewesen oder hatte sie mir tatsächlich heimlich mitgeteilt, dass sie mich im geheimen Raum sehen wollte? Warum das denn auf einmal? Verwirrt wandte ich mich wieder meinen Notizen zu und seufzte.
„Was seufzt du denn schon wieder Hermine?" flüsterte Harry und sah mich neugierig und ein wenig besorgt an. „Und glaubst du, ich sehe nicht, dass du in letzter Zeit zu wenig schläfst? Was plagt dich?", fügte er schnell hinzu.
Erschrocken rammte ich ihm meinen Ellenbogen in die Rippen „Spinnst du, Harry, doch nicht hier! Was, wenn Snape uns hört?", zischte ich. Er blickte zerknirscht drein und murmelte ein leises „Entschuldigung."
Oh man, es war echt lieb und bemerkenswert von Harry, dass er sich so um mich sorgte, aber ich konnte ihm beim besten Willen nicht von meinen Sorgen erzählen. Und erst recht nicht im Zaubertrank Unterricht.  Ich schwieg und versuchte mich auf die Aufgaben der heutigen Stunde zu konzentrieren.

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