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Ich kann schon die ganze Nacht nicht schlafen, denn durch meinen Kopf kreisen einfach viel zu viele Gedanken.

Meine Eltern unterhalten sich über so ziemlich alles, wenn es um mich geht, egal ob positiv oder negativ. Bedeutet, dass mein Dad das definitiv auch meiner Mum erzählen wird, beziehungsweise wahrscheinlich eh schon getan hat.

Ich hab den ganze Nachmittag sowie Abend mein Zimmer nicht mehr verlassen, also hab ich davon nichts mitbekommen. Aber ich glaub, das ist mir zur Zeit auch echt lieber. Ich hoffe einfach nur, dass sie dieses Thema bei Seite lassen und mich nicht nochmal darauf ansprechen. Das wäre sonst echt ungünstig für mich.

Seufzend nehme ich mir meine Kopfhörer und mein  Handy und fange an Musik zu hören. Das entspannt mich wenigstens etwas. Lächelnd schließe ich für ein paar Minuten meine Augen und sehe dann auf die Uhr. Fünf Uhr in der Früh... Bedeutet, dass das die Sonne aufgeht.

Sofort richtet sich mein Blick sehnsüchtig zum Fenster. Schnell stehe ich auf und öffne es, dann stelle ich mich davor und lehne mich etwas nach draußen.

Das ist tatsächlich einer der Gründe, warum ich es toll finde, in einem Hochhaus zu wohnen. Die ganzen Treppen und so nerven mich echt mega, aber allein der Anblick der auf- oder untergehenden Sonne ist es mir wert.

Nach wenigen Minuten wird es mir auch schon zu kalt, weshalb ich schnell zu meinem Schrank gehe und mir einen etwas dickeren Pullover anziehe. Danach gehe ich natürlich direkt wieder zum Fenster und setze mich kurzerhand auf die Fensterbank.

Wenn ich hier runterfallen sollte, bin ich höchstwahrscheinlich tot, aber das wäre ja dann auch egal. Aber eigentlich sitze ich hier ziemlich oft und es ist noch nie auch nur ansatzweise etwas passiert.

Meine Augen beginnen zu leuchten, als plötzlich die ersten Sonnenstrahlen durch die Häuser scheinen. Ich liebe Sonnenaufgänge so sehr, das ist einfach unbeschreiblich.

Ich sitze bestimmt fast eine Stunde auf dem Fensterbrett und höre Musik. Und dabei bin ich ja noch nicht mal im Stress, um rechtzeitig zur Schule zu kommen, was sonst öfter mal der Fall ist. Allerdings spiele ich in letzter Zeit sowieso ziemlich oft mit dem Gedanken, einfach mal nicht hinzugehen. Vielleicht mache ich das heute einfach mal so. Ich kann mich auch einfach woanders in der Stadt aufhalten, nur nicht unbedingt da, wo viele Menschen sind. Aber das sollte ich schon hinbekommen. Hoffe ich zumindest.

Irgendwann steht die Sonne so hoch, dass ich sie nicht unbedingt weiter beobachten muss, weshalb ich wieder vom Fensterbrett in mein Zimmer springe und das Fenster schließe. Trotz meines zusätzlichen Hoodies ist mir trotzdem wieder etwas kalt geworden.

Aber egal. Bis die Schule theoretisch anfängt hab ich eh noch genug Zeit, also schaffe ich es auch noch locker, duschen zu gehen und mich so etwas aufzuwärmen. Meinen Plan setzte ich nun also in die Tat um und mache mich dann noch ein wenig im Badezimmer zurecht. Mich werden zwar heute definitiv nicht viele Menschen zu Gesicht bekommen, aber egal.

Als ich fertig bin gehe in zu meinem Schulrucksack und packe erstmal einmal den Großteil der Sachen aus, weil ich die eh nicht brauche und ich dann nicht unnötig schwer tragen muss.

Dann gehe ich in den Flur, ziehe mir noch etwas über und verlasse das leise das Haus. Ich muss meine Eltern ja nun wirklich nicht zwingend wecken und gerade in dieser Situation ist mir das auch sehr lieb.

Draußen angekommen schlage ich den Weg in Richtung der Stadtgrenze ein, da man dort definitiv eher ungestört ist und genau das will ich immerhin sein.

Eine ganze Weile gehe ich einfach nur stumm durch die noch relativ leeren Straßen, natürlich nicht ohne dabei Musik zu hören.

Irgendwann komme ich auf einem Hügel an, der mich auf ein paar Bahngleise blicken lässt an. Diese sehen irgendwie ziemlich alt aus, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Ich werde wohl mitbekommen, ob hier im Laufe des Tages ein Zug lang fährt oder eben nicht.

Leise seufzend lasse ich mich auf einem relativ großen Stein nieder, der eine ganz gute Sitzfläche bietet und ziehe meine Bein etwas näher an meinen Körper.

Hier werde ich jetzt wahrscheinlich einfach ein paar Stunden rumsitzen und nichts tun. Aber vielleicht ist das ja auch ganz entspannt.

suicide - h.jsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt