Schreibwettbewerb

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Hier ist mein Beitrag zum Schreibwettbewerb von H-ealanta.
Thema: Licht in der Finsternis

Licht. Etwas ganz alltägliches und doch so übernatürlich. Für die meisten bedeutet Licht Wärme und Geborgenheit, auch für mich. Aber dieses Licht erlosch, als meine Mutter vor drei Jahren bei einem Autounfall starb. Und mit dem Licht verschwand auch die Wärme und Geborgenheit. Mein Vater begann zu trinken und wir zogen um. Auf der neuen Schule war ich das komische Mädchen, das immer nur Schwarz trägt, und mit dem arbeitslosen Vater. Das einzige, was mich tröstete, war mein Spiegelbild. Ich sah SIE in meinen graublauen Augen, in meinem Kinn und meinen blonden Haaren. Der Blick in den Spiegel, brachte ein kleines bisschen die Wärme zurück, wenigstens für einen Moment. Aber als mich mein Vater das erste mal in einem Alkoholrausch schlug und schrie, ich hätte es nicht verdient so auszusehen wie SIE, da erkannte ich, dass es mir nicht mehr half, in den Spiegel zu sehen. Denn dann sah ich SIE, aber mit aufgeplatzten Lippen, blauen Flecken und zerschundenen Gesicht, aber so wollte ich SIE nicht in Erinnerung behalten. Ich zerschlug den Spiegel mit meiner Faust und sank dann weinend, die blutende Hand an meine Brust gedrückt, zu Boden. Danach schmiss ich alle Spiegel in meinem Haus weg und als ich den letzten entsorgte, erlosch das Licht für immer. Und es ist bis heute nicht wieder aufgeflackert. Seitdem bin ich allein, allein in der Finsternis. Bis zu dem Tag, an dem dieser Junge auftauchte und einen Funken mitbrachte. Ein Funke, der es mir vielleicht ermöglicht, ein Feuer zu entzünden und das Licht wieder zurückzubringen. Wer dieser Junge ist? Tja, er ist mein Bruder.

Es war ein ganz normaler Donnerstag morgen. Ich hatte letzte Nacht um zwölf Uhr meinen Dad ins Bett gebracht, sein Erbrochenes aufgewischt und eine Ohrfeige kassiert, weil er in seinem betrunkenen Zustand über den Staubsauger gestolpert war. Ich hatte bis um drei Schulaufgaben gemacht, weil ich sie am Tag nicht geschafft hatte, da ich das Haus putzen musste. So gegen halb vier war ich eingeschlafen, nur um eineinhalb Stunden später von meinem Wecker geweckt zu werden. Entsprechend müde schlurfte ich ins Bad, um mich so schnell wie möglich zu Duschen, meine Zähne zu putzen und mit etwas MakeUp meine Augenringe und die leicht geschwollene Wange zu überdecken. Ich versuchte immer so wenig wie möglich Zeit im Badezimmer zu verbringen, da dort der einzige Spiegel im Haus hing. Dann weckte ich meinen Vater und half ihm, sich zu waschen. Irgendwie bugsierte ich ihn zur Couch, wo er sofort wieder einschlief, nicht ohne noch irgendwelche Beschimpfungen über mich und meine Unnützigkeit zu murmeln. Mit gesenktem Kopf verschwand ich in der Küche und machte ihm sein Frühstück. Ich selbst aß nur eine halbe Scheibe trockenes Toastbrot. Um sieben warf ich mir meinen alten, abgewetzten Rucksack über die Schulter und machte mich auf zur Bushaltestelle. Dort wartete ich mit ein paar anderen Leuten aus meiner Schule, die mir überhaupt keine Beachtung schenkten, auf die Linie 12. Als der Bus kam, setzte ich mich auf einen Platz, legte den Kopf auf meinen Rucksack, den ich inzwischen auf meinen Schoß getan hatte, und wünschte mich ganz, ganz weit weg. Ein völlig normaler Donnerstagmorgen also. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich auf den Weg zu meiner ersten Stunde, in jemandenreinlief, hinfiel und meine Bücher, die auf den Arm hatte, auf dem Boden verstreute. Ohne aufzusehen murmelte ich eine Entschuldigung und begann meine Bücher aufzusammeln. Ich blickte erst auf, als sich plötzlich jemand vor mich kniete und mir half. Überrascht blickte ich auf und sah mich einem Jungen gegenüber, der mir merkwürdig vertraut vorkam. Er war groß, muskolös, hatte schwarze, verstrubbelte Haare und dunkle Augen. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck irgendeiner Heavy-Metal Band und dunkelblaue Jeans. ,,D-Danke", stotterte ich, als er mir meine Bücher gab. ,,Kein Problem, immerhin war ich es ja, der dich angerempelt hat." Er grinste schief, dann streckte er mir seine Hand hin: ,,Ich bin übrigens Jacob!" Mit großen Augen staarte ich zwischen seiner ausgestreckten Hand und seinem, mir so vertraut wirkenden Gesicht, hin und her. Wie mechanisch ergriff ich seine Hand und schüttelte sie. ,,Du kannst mich Maggie nennen", antwortete ich schüchtern. Jacob machte den Mund auf, um mich etwas zu fragen, aber plötzlich fühlte ich mich unwohl in seiner Nähe. Wie konnte es sein, dass es mir so vorkam, als hätte ich ihn schon gesehen, ich ihn aber nicht kannte?Mit einem gestammelten, ,,I-Ich m-muss jetzt los!", lief ich davon und lies den fremden Jungen verwirrt im sich langsam leerenden Schulflur, zurück.

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