Body and Passion

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Der junge König Seokjin saß neben seiner vierten Frau, welche er über alles liebte und strich sanft ihren hellen Haarschopf entlang, während sie ihm lächelnd ins Gesicht schaute, sich der sanften Berührung willig hingab und ihre Augen schloss.

Sie trug das üppig verzierte Kleid, das Seokjin ihr vor kurzem aus einem fernen Land mitbrachte, während eine goldene Kette mit großen plumpen Diamanten ihren Hals beschmückte. Auch dies war ein Geschenk Seokjins, welches sie heute erst ihr Eigentum nennen durfte. Wenn er könnte, würde er ihr die Welt zu Füßen legen, sie mit allerlei Kleidung und Schmuck dekorieren, denn seine vierte Frau liebte er von seinen vier Partnern am meisten.

Doch seine Hand stoppte abrupt, glitt von ihrem Hinterkopf runter auf ihre schmale Schulter und verweilten dort.
Seine Frau schaute ihn an, blickte verwundert in seine schwarzen Augen, die seelenruhig auf ihren weiblichen kurvigen Körper lagen.
Er musste sie fragen, musste sie jetzt um diesen Gefallen bitte, denn in naher Zukunft wollte er nicht alleine und einsam sein Leben tristen.

„Ich habe eine Bitte an dich, meine Liebe." flüsterte Seokjin sanft, zwirbelte eine Strähne ihres hellen Haares mit seinem Zeigefinger. Die schöne Königen blickte ihm neugierig entgegen, schenkte ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem Mann, der vorsichtig an seiner plumpen Unterlippe knabberte.
Er wusste nicht, wie er sie fragen sollte, wusste nicht, was sie antworten würde, denn er musste gestehen, seine Bitte klang selbst in seinen Ohren suspekt und triefend vor Egoismus.

„Wirst du mich begleiten... ins Jenseits?"
Die Augen des Königs nahmen einen fast schon flehenden Ausdruck an, als ihm der schockierte Blick seiner Frau entgegen schaute. Wie paralysiert schüttelte die junge Frau ihren Kopf, rückte betroffen und voller Unglauben ein Stück von ihrem Ehemann weg.

Ihm war die Antwort seiner Frau bewusst, dennoch versuchte er es ein weiteres Mal, in der Hoffnung sie umstimmen zu können, denn er hatte eine Panik beim Gedanken dran im Jenseits, in welches er bald gehen müsste, alleine zu sein. Es war ein kalter Schauer der seinen Rücken hinunter floss und seinen ganzen Körper vor eisiger Kälte lähmte.

„Es tut mir leid, Seokjin, aber ich kann nicht." Für den jungen König war dieser eine Satz ein heißer Messerstich in sein ohnehin schon kraftloses Herz, welches für einen kleinen Moment aufhörte zu schlagen.
Für einen kleinen Moment hörten sein Lungen auf, die wertvolle Luft aufzunehmen, für einen Moment verlor sein Körper jegliche Art von Kraft. Fühlte sich so der Tod an?
Der Gedanke, für immer in solch einem Zustand zu sein, brachte ihm um den Verstand. Werde ich nun für immer so „leben" müssen?
Seine schweißnasse Hand glitt von der schmalen Schulter der Königen herunter, als diese den Abstand zwischen sich und dem König zu vergrößern versuchte.
Es war blankes Entsetzen, welches sie einnahm und sie zum Gehen forderte. Sie konnte nicht bei ihm bleiben. Weder jetzt noch in naher Zukunft.

Ihr Körper erhob sich, weiterhin blickten sie sich tief in die Augen, bis die Königen sich weg drehte, ihn alleine ließ und Seokjin so schmerzlich zeigte, dass sie ihn nicht begleiten würde ins ferne und doch so nahe Jenseits.




Seine dritte Frau, ein begabte Sängerin, die er immer mitnahm auf seine Reisen in die Nachbarsländer, jede erdenkliche freie Minute mit ihr verbrachte und mit ihr so viele Leidenschaften teilte und auslebte, befand sich, als er sie nach kurzem Suchen fand, in der Bibliothek und laß mit einem Lächeln auf ihren geschwungenen Lippen ein Buch, was sie doch schon so oft gelesen hatte. Sie bemerkte Seokjin nicht, als er zu ihr Schritt und all den tausenden von alten Büchern, die er eigentlich gerne in den tiefsten und ruhigsten Nächten verschlang, ignorierte. Der Geruch von Papier, altem Leder und trockenem Holz stieg ihm in die Nase, beförderte ihn für einen kleinen Moment zurück in die Zeit, als die Welt für ihn noch heile und schön war.
Er würde es vermissen.
Er würde alles so sehr vermissen.

Dass die dritte Königen nicht mehr alleine war, sondern nun Gesellschaft erhielt, wurde ihr erst bewusste, als der König vor ihr zu stehen kam, ihr damit zeigte, dass sie es ihm gleich tuen solle.
Ohne jegliche Widerworte stand sie von ihrem Stuhl auf, legte das in Leder eingepackte Buch zur Seite und schenkte ihre Aufmerksamkeit den wunderschönen Mann vor ihr.

„Ich möchte dich etwas fragen und ich bitte dich, sie mir ehrlich zu beantworten."

Sein Herz schlug schnell in seiner Brust, als er die Worte aussprach und Beklemmung erschwerte ihm das Atmen, denn er hatte schreckliche Angst vor der Antwort seiner dritten Frau, die er auch sehr liebte und mit der er nicht ohne leben möchte.

„Ich verspreche dir, ich werde sie dir ehrlich beantworten, egal was es auch sein mag." Ihre Hände legten sich an seine Wangen, bevor sie ihm einen zärtlichen Kuss auf seine vollen weichen Lippen platzierte.

Für einen Moment schloss er seine Augen, genoß die kleinen Schmetterlinge in seinem Bauch. Warum konnte er nicht einfach so weiterleben?
Warum muss es bloß so enden?
Schweren Herzens löste er sich von den süßen Lippen seiner Frau, wollte sie eigentlich wieder auf seine drücken, doch er zwang sich es nicht zu tun, schließlich war der Grund für sein Auftreten ein völlig anderer.

„Würdest du mit mir sterben, damit ich ihm Jenseits nicht alleine bin." Seine Worte die er aussprach, kaum entfernten sich die Lippen der Brünetten von ihm, erkältete die vorherige Wärme um die beiden Liebenden.

Der Atem seiner Frau ging weiterhin gleichmäßig, nicht wie bei seiner vierten Frau, die ihn vor Schock alleine gelassen hatte, nach seiner Bitte.
Wird sie mir den Gefallen erfüllen und mit mir gemeinsam diese Welt verlassen?

Ein kleiner Schimmer an Hoffnung erwachte urplötzlich in seiner Brust, und eine Erleichterung wollte ihn überkommen, doch dies ließen die nächsten qualvollen Worte seiner Frau nicht zu, denn sie antwortete ihm und er hätte sich so gerne gewünscht etwas anderes aus ihrem Mund zu hören.

„Ich hänge zu sehr an meinem Leben, mein König und liebe es so sehr, dass ich dir deiner Bitte leider nicht entgegen kommen werde."

Ihre Lippen bewegten sich, schickten Wörter in die Luft, die in das gepeinigte Ohr des Königs flossen und ihn verkrampfen ließen.

„Und wenn du stirbst, dann werde ich nicht alleine sterben, denn ich werde mir jemand anderes suchen und wieder heiraten."

Und somit verschwand auch die Frau, mit der er so viel in seinem Leben geteilt hatte. Auch sie verließ ihn, als wäre es für sie absolut nicht martervoll, ihre Liebe hinter sich zu lassen. Und mit jedem Schritt dem sie ging, hatte er das Gefühl weiter qualvoll zu ertrinken und dem Jenseits näher zu kommen.

𝔸𝕗𝕥𝕖𝕣𝕝𝕚𝕗𝕖 || 𝕋𝕒𝕖𝕛𝕚𝕟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt