Kapitel 3 Pferdewahl

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„Okay, als erstes gehen wir zu Bubblegum!", sagte ich und Georgie zog eine Schnute.

Ich führte die Truppe den Weg entlang zur Mittleren Halle. Natürlich hätte auch Luka oder Vivi den Drein zeigen können, wo die Pferde standen, aber Vivi durfte noch nicht alleine in eine Box und Luka wusste, glaube ich gar nicht, wer wen reiten sollte, also hatten sie auf mich warten müssen.

Gleich rechts auf der ersten Koppel standen die Scheddis. Wir hatten insgesamt ungefähr zehn Koppeln und fünf Paddocks direkt an den Stall grenzen und dann noch ein paar weitere neben dem Springplatz ein wenig abseits. Wie immer waren an den Stellen mit dem meisten Gras Faye und Bubblegum zu finden. Drum herum grasten die anderen drei Ponys Sleepy, Ginny und Crazy. Faye war unter ihnen einfach die Prinzessin und die anderen, die Untertanen. Aber Bubblegum genoss einen Sonderstatus. Er war Fayes erster Diener und wäre man bei den Menschen, wahrscheinlich auch ihr heimlicher Verehrer. Er folgte seinem Mädchen überallhin und tat einfach alles für sie.

„Guck mal Malin, dahinten der schwarz-weiße ist Bubbelgum. Ruf ihn ruhig mal! Er hört allerdings nur auf Bubble."

„Buuuuuubble", trötete sie daraufhin. Das Pony sah auf, wechselte einen kurzen Blick mit der fressenden Faye, als würde er sie um Erlaubnis bitten und stapfte in Richtung Zaun.

„Der ist ja süß", quietschte Malin und kletterte unterm Zaun durch um Bubble zu streicheln. „Kann ich schon reiten?", fragte sie aufgeregt.

„Nachher vielleicht noch", antwortete ich ihr. Sie machte ein bisschen ein trauriges Gesicht, gab sich damit aber zufrieden. Sie streichelte Bubble über die Nüstern und klopfte ihn ausgiebig am Hals, bevor sie wieder unterm Zaun hervorkroch.

„Kannst du uns jetzt noch zeigen, wen die anderen reiten?", sagte sie dann.

„Natürlich! Sag Tschüss zu Bubbel."

„Bye, Bye Bubbel!"

Als nächstes gingen wir zu Kalimbo. Er war ein ungefähr dreizehn Jahre alter Wallach und hatte braunes langes Fell. Seine Mähne und der Schweif waren glänzendschwarz und auf der Stirn hatte er eine hübsche kleine weiße Flocke.

Ich wusste, dass Julius sich freuen würde, denn dieses Pferd zu reiten war eine große Ehre. Sofort riegelte er die Tür auf und trat in Kalimbos Box.

„Hallo mein Großer", sagte er und strich ihm über die Stirn. „Der ist echt super! Danke Sally!"

„Kein Problem! Er ist ganz toll zu reiten, mach dich auf was gefasst!"

„Aber ist seine Besitzerin überhaupt einverstanden, wenn ich ihn reite? Ich meine, sie kennt mich ja nicht mal."

„Keine Panik! Ich hab' ihr gesagt, dass wir Besuch kriegen und dass es sein kann, dass einer von ihnen ihr Pferd gerne reiten möchte. Sie war erst etwas skeptisch, aber als ich ihr gesagt habe, dass du so gut wie ich reitest, hat sie sich damit zufrieden gegeben."

Julius sah immer noch nicht überzeugt aus, wahrscheinlich, weil ich gar nicht hatte wissen können, wie er ritt.

„Können wir jetzt endlich zu Rainbow?", fragte Georgie aufgeregt und hüpfte schon von einem Bein aufs andere.

„Gleich", sagte ich lachend und wartete bis Julius die Tür wieder zuschob und sich von Kalimbo verabschiedete. Es machte Spaß Georgie auf die Folter zu spannen, aber länger ließ ich sie dann auch nicht warten.

„Kommt, Rainbow steht im Schulponystall. Ich hoffe, die Reitschüler sind nicht sauer, weil ihnen ihr Lieblingspferd mal zwei Wochen nicht zur Verfügung steht."

Bei der Box angekommen, hörte man wegen der angrenzenden Minihalle Alina, eine der Reitlehrerinnen rufen: „Und Abteilung im Arbeitstempo t-rapp!" Ich mochte Alina lieber als die andere Reitlehrerin Karin. Karin schrie die Reitschüler immer total an, wenn sie etwas falsch machten und ihr Unterricht war zudem noch totlangeilig, sodass die Kinder ja nicht anders konnten, als den Pferden wie müde Kartoffelsäcke in den Rücken zu plumpsen. Außerdem rauchte sie am laufenden Band, außer natürlich im Stall, und verpestete so alles, was ihr auch nur in die Nähe kam.

Georgie lief schnurstracks auf Rainbows Box zu.

„Rainbowy!", rief sie und öffnete die Tür.

Die wunderschöne Haflingerstute hatte ihr gerade den Rücken zugedreht, um an der Tränke zu saugen, aber bei dem Klang von Georgies Stimme legte sie ein Ohr nach hinten. Als der Ruf nach ihrem Namen noch mal ertönte, wirbelte sie ruckartig herum und stieß einen lauten Wieher aus. Ich wunderte mich, normalerweise passierte es nicht gerade häufig, dass Pferde vor was anderem als den Mahlzeiten einen Laut von sich gaben, aber Rainbow schien sich wirklich zu freuen.

Ich fand es echt beeindruckend, dass sie sich nach all den Jahren noch an Georgies Stimme erinnern konnte, weil Georgie war damals fünf gewesen, als sie weggezogen waren und Rainbow fast noch ein Fohlen.

Georgie war überglücklich. Sie streichelte ihr Pony und zog auch gleich eine Möhre aus ihrer Hosentasche, die die Haflingerstute gleich verputzte und danach ihren Kopf an Georgies Schulter rieb.

„Wenn ihr wollt, könnt ihr alle schon eure Pferde putzen. Mein Dad hat gesagt ich soll mit euch so gegen sieben noch einmal runter in die Mittlere Halle gehen, um zu testen wie gut ihr mit euren Pflegepferden klarkommt.", schlug ich den anderen vor. Georgie und Vivi waren sofort begeistert.

„Und was macht ihr?", fragte Julius etwas skeptisch.

„Also, Luka und Vivi wollten mitreiten und ich muss leider außen stehen und euch Anweisungen geben", antwortete ich.

„Achso, du wolltest die Chance nutzen, um Reitlehrerin zu spielen!", neckte er mich.

„Klar! Ich liebe es mit der Peitsche in der Mitte zu stehen, eure Pferde zu treiben und dabei noch zu rufen Abteilung t-rapp!"

„Ich dachte immer, das wäre der Traum eines jeden Mädchens!", antwortete Julius.

„Sehr witzig!", sagte ich nur aber musste grinsen.

Starlight - Pferde, Freundschaft, AbenteuerWhere stories live. Discover now