3. KAPITEL

56 1 0
                                    

Am nächsten Morgen wurde Elsa von den Sonnenstrahlen geweckt, die durch das Dachfenster in ihrem Zimmer schienen.
Sie richtete sich auf und blieb noch eine Weile auf der Bettkante sitzen. Den Rest der Nacht hatte sie traumlos geschlafen, was vermutlich auch ein bisschen an Astrids Worten lag. Sie lächelte als sie daran denken musste. ,,Na, gut geschlafen? Du strahlst ja richtig."
Hicks kam die Treppe hoch und hielt sein Notizbuch in der Hand. ,,Hatte nur einen kleinen Albtraum, aber danach ging's wieder." Elsa lenkte sofort von sich ab. ,,Und was hast du gemacht?"
,,Ich habe an Ohnezahns Prothese gearbeitet. Sie hat einige kleine Schwachstellen, die auskuriert werden müssen. Vielleicht kannst du mir dabei ja helfen?"
Elsa nickte. Sie stand auf und zog sich ihre Rüstung an. Danach folgte sie Hicks zu Grobians Schmiede. Ohnezahn und Buck saßen dort und unterhielten sich, während Muffel daneben lag und schlief. Grobian stand in der Schmiede und war gerade dabei ein paar Schwerter zu schärfen.
Als er die beiden bemerkte, grüßte er sie freundlich. ,,Na, ihr zwei? Wieder am werkeln?" ,,Ja",antwortete Hicks. ,,Ich möchte Ohnezahns Prothese verbessern. Elsa hilft mir dabei. Ich darf doch deine Schmiede benutzen, oder?"
Grobian zuckte mit den Schultern. ,,Solange ihr nichts in Brand steckt, hab ich nichts dagegen." Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und machte sich wieder an den Schwertern zu schaffen. ,,So, dann lass mal sehen."
Elsa nahm sich Hicks' Notizbuch und blätterte darin umher. ,,Ah, die Prothese ist noch feuerempfindlich und die Eisenstangen lassen sich leicht verbiegen. Das ist alles?" Hicks nickte. ,,Ja, also eigentlich die Probleme, die es immer gab. Ich bin noch nicht dazu gekommen sie zu beseitigen. Also, hast du eine Idee, was ich machen kann?" Elsa überlegte kurz. ,,Die Eisenstangen sind kein großes Problem. Mit Gronckel-Eisen sollte das ganze stabiler sein. Du kannst das aber wirklich nur für die Eisenstangen der Prothese benutzen. Für die Verbindungsstange ist Gronckel-Eisen zu fest und nicht zu gebrauchen.
Und vielleicht solltest du den Stoff der Prothese mit Drachenschuppen verstärken oder sogar komplett austauschen. Damit dürfte eigentlich alles behoben sein." ,,Gute Idee. Ich wusste doch, dass du mir behilflich sein kannst",sagte Hicks. ,,Ich mach mich auf zum Drachenhangar und schick dir einen Gronckel vorbei. Drachenschuppen sollten auch noch welche da sein",meinte Elsa. Buck horchte sofort auf. ,,Soll ich mitkommen?"
,,Nein, ich fliege alleine. Ich möchte dein Gespräch mit Ohnezahn nicht unterbrechen. Außerdem komme ich sonst noch aus der Übung, wenn ich meine Kräfte so selten benutze." Sie machte sich sofort an die Verwandlung. An der Stelle, wo Elsas Herz war, flammte ein blaues Licht auf. Es wurde stärker und umhüllte sie komplett.
Dann verformte es sich und plötzlich stand ein Nachtschatten mit blauen Augen vor Buck. ,,Ich bin gleich wieder da, wenn nichts dazwischen kommt."
Sie schaute in den Himmel, breitete die Flügel aus und flog davon. Buck, Ohnezahn und Hicks schauten ihr nach. ,,Ich habe ihre Verwandlung schon so oft gesehen, aber irgendwie ist es jedesmal etwas besonderes",sagte Hicks. ,,Ja, ich weiß, was du meinst",stimmte Buck zu. Auch er fand es besonders, wenn er ihre Verwandlung sah. Dank ihm hatte sie gelernt, ihre Kräfte besser zu kontrollieren und darauf war er sehr stolz.

Elsa sauste über den Drachenhangar hinweg. Dann machte sie einen Salto, drehte sich und landete geschickt. Eret und ein paar andere Wikinger, die am Eingang des Hangars gestanden hatten, schenkten ihr einen kleinen Applaus.
Elsa verwandelte sich zurück und verbeugte sich. Eret beendete sein Gespräch mit den anderen und kam zu ihr. ,,Wie ich sehe, hast du das Fliegen nicht verlernt. Sehr beeindruckend" ,,Danke, Eret",erwiderte Elsa. ,,Weißt du wo Mutter ist?"
,,Sie ist weiter hinten und kümmert sich um ein paar Drachen mit Zahnproblemen",antwortete er und zeigte dabei hinter sich. ,,Brauchst du etwas?"
,,Nur einen Gronckel und Drachenschuppen",antwortete sie. Eret hob eine Augenbraue an. ,,Ich frag erst gar nicht, wofür du das brauchst." ,,Keine Sorge. Es hört sich schlimmer an als es ist. Hicks benötigt nur Gronckel-Eisen und Drachenschuppen für Ohnezahns Prothese. Ist sehr empfindlich, das Teil."
,,Na, dann will ich dich nicht länger von der Arbeit abhalten. Also, bis später." ,,Bis später." Eret gesellte sich wieder zu den anderen und Elsa betrat den Hangar. Im Hangar war viel los.
Drachen tümmelten sich in allen Ecken. Einige Wikinger liefen zwischen ihnen hin und her und versorgten sie. Es war ein durchgehendes Gebrummel, Knurren und Krächzen zu vernehmen. Eine kleine Gruppe Schrecklicher Schrecken schlug sich um einen Fisch, bis sie von einem Tödlichen Nadder vertrieben wurden und er sich den Fisch krallte.
Weiter hinten stand Valka und schaute in das Maul eines Reißzahns, bevor sie sich eine Zange nahm und ihm einen Zahn zog. Elsa ging auf sie zu. ,,Na, wie geht die Arbeit voran, Mutter?"
Valka richtete sich auf. ,,Ganz gut. Das hier war der letzte. Normalerweise wäre das Grobians Aufgabe gewesen, aber er ist gerade zu beschäftigt mit Berks Waffen." ,,Wir sollten auch in der Lage sein uns ohne unsere Drachen zu verteidigen",erwiderte Elsa. ,,Wo wir schon über Drachen sprechen, wie steht es mit den Kapazitäten des Hangars? Es sieht hier ziemlich voll aus."
,,Es ist noch ein bisschen Platz da, aber nicht mehr viel. Ich fürchte, wir werden Berk erweitern müssen, wenn noch mehr Drachen hierher kommen. Aber das ist nicht der Grund weswegen du hier bist, oder?" ,,Nein, ich brauche einen Gronckel und Drachenschuppen",erklärte Elsa. Valka deutete mit einem Kopfnicken auf einen grünen Gronckel, der faul auf dem Boden lag und gerade an ein paar Steinen herumknabberte. ,,Nimm Dragähn mit. Er liegt nur den ganzen Tag herum. Ein bisschen Bewegung würde ihm nicht schaden."
Elsa nickte. ,,Gut, jetzt fehlen nur noch die Schuppen." Sie ging zu einer Stelle, wo alle Drachenschuppen aus dem Hangar gesammelt wurden. Als sie sich einen Eimer nehmen wollte, hielt ihr jemand plötzlich die Augen zu. Elsa hielt die Person an den Oberarmen fest und bückte sich nach vorne, so dass die Person in die Luft gehoben wurde. Ein Kichern war zu vernehmen und die Hände ließen von ihren Augen ab.
,,Astrid, du sollst dich doch nicht von hinten an mich anschleichen!",lachte Elsa. ,,Wie oft muss ich dir das noch sagen?" ,,Frisst du mich sonst?",fragte Astrid grinsend. ,,Das könnte ich, aber das wollen wir beide nicht",sagte Elsa. Auch sie musste grinsen. Nach einem kurzen Moment des Schweigens ließ Elsa Astrid wieder los und drehte sich zu ihr um. Auf einmal hatte sie das selbe Gefühl wie gestern, als würde alles um sie herum stehenbleiben oder nur noch in Zeitlupe ablaufen. Für ein paar Sekunden, die sich für Elsa wie Minuten anfühlten, standen sich die beiden gegenüber und schauten sich an.
Obwohl es mitten am Tag war, hatte sie das Gefühl, dass die Sterne von gestern Nacht noch immer in Astrids Augen leuchteten.
Und auch ihr schien es nicht anders zu gehen. Sie machte zögerlich einen Schritt auf Elsa zu, als Valka wie aus dem Nichts erschien und ihre Tochter ansprach.
Elsa schreckte fast aus ihrer Trance. ,,Was ist?",fragte sie und wandte sich ihrer Mutter zu. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Astrid etwas verwirrt vor sich hinstarrte, jedoch konnte sie ihre Gedanken nicht erraten. ,,Bevor ich es vergesse, ich habe gestern Nacht einen Rundflug mit Wolkenspringer gemacht und dabei eine verkohlte Stelle im Wald am anderen Ende der Insel gefunden",erzählte Valka. ,,Zuerst habe ich gedacht, dass ein Drache vielleicht aus Versehen den Wald in Brand gesteckt hat, aber als ich näher heran geflogen bin, sah so aus als hätte dort einer mit Absicht gewütet. Wolkenspringer hat verrückt gespielt. Er hat sich geweigert da oder auch nur in der Nähe zu landen. Könntest du einmal hinfliegen und dir das angucken, Elsa? Vielleicht hast du eine Ahnung, wer das war." ,,Okay, betrachte die Sache so gut wie erledigt",antwortete Elsa. Sie schnappte sich einen Eimer mit Drachenschuppen und ging zu Dragähn.
Der Gronckel richtete sich auf, als sie sich näherte. ,,Hier, bring das zu Hicks. Er ist bei Grobians Schmiede." Sie hängte den Griff des Eimers an einen von Dragähns Zähnen und er machte sich sofort auf den Weg. Dann drehte sich Elsa wieder zu Astrid um. Sie stand noch an der gleichen Stelle und schien in Gedanken versunken zu sein.
,,Astrid, kommst du mit?" Astrid zuckte zusammen. ,,Äh, ja. Warte, ich hole Sturmpfeil. Sie spielt gerade mit den anderen Naddern." ,,Na, dann lassen wir sie doch spielen." Elsa verwandelte sich wieder in einen Nachtschatten. ,,Steig auf."
,,Ich darf auf dir fliegen?",fragte Astrid überrascht. ,,Ich dachte, du kannst das nicht leiden, wenn jemand auf dir fliegt."
,,Tja, heute ist dein Glückstag",erwiderte Elsa. ,,Na komm schon, sonst lass ich dich laufen." Astrid ließ sich das nicht zweimal sagen und stieg auf. Sie wirkte jedoch etwas unsicher und nervös. ,,Keine Sorge, wenn du fällst, fang ich dich auf."
Mit diesen Worten machte sich Elsa auf den Weg zum Ausgang und die beiden verließen den Hangar, während Valka, Eret und die anderen Wikinger ihnen verwundert hinterher schauten.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 23, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die Drachenkönigin - NachtschattenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt