Teil 6

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Christopher D. - PoV

Unruhig tigerte ich vor dem Bett auf und ab. Die Schwestern hatten mir geholfen, Andariel zu versorgen, als er zusammengebrochen war. Für mich war es unerklärlich, warum es dazu gekommen war, doch scheinbar schienen die Schwestern, zumindest einige, es zu verstehen. Ich hörte sie murmeln und sah, wie sie mir Blicke zuwarfen. Keine abwertenden Blicke, sondern mitfühlende, und ich verstand nicht, was sie dazu trieb. Mit Sicherheit lief ich schon Kerben in den Fußboden, so wie ich hier herumwanderte. Mein Kittel bewegte sich hin und her und ich versuchte, mir den Vorfall zu erklären, bis mich eine der Schwestern zu sich bat.

„Doc." Ich sah sie ungeduldig an. „Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll... Nun..." Ich seufzte. „Mr Highs ist ziemlich sicher ziemlich... verliebt." Perplex starrte ich sie an.

„Und was hat das damit zu tun, dass er eben zusammengebrochen ist?", fragte ich prüde. Sie legte mir die Hände auf die Schultern und fuhr fort, ohne meinen Tonfall zu beachten.

„Ihre Anwesenheit macht ihn verrückt. Normalerweise, wenn Sie den Patienten gerade Ihre Besuche abgestattet haben, ist er ruhig. Nur,wenn er bei Ihnen war, um die Entzugserscheinungen zu bekämpfen, dreht er durch." Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.„Halten Sie sich vielleicht erst einmal fern von ihm. Ich bin sicher, es wird sich legen." Mühsam unterdrückte ich ein ironisches Lachen. Fernhalten?

„Ich bin sein Arzt, ich kann mich nicht einfach von ihm fernhalten.", erwiderte ich. Die Schwester lächelte.

„Schauen Sie einfach morgens und abends bei ihm vorbei, den Rest werde ich mich um ihn kümmern." Mit einem langsamen Nicken wandte ich den Blick auf den schlafenden Mann zwischen den weißen Laken.



Es war ein kalter Abend. Sehr kalt. Die Heizung hier oben war ausgefallen und ich saß in meinem Büro, eingehüllt in vier Decken, das Fenster zugefroren und schrieb Berichte. Seit fast neun Wochen hatte Andariel sich nicht mehr bei mir blicken lassen und er schien in der Tat ruhiger. Er lächelte häufig, in letzter Zeit, hatte sich mit anderen Patienten angefreundet und wirkte teilweise so, als bräuchte er gar nicht mehr hier sein. Einerseits freute ich mich, dass es ihm besser ging, andererseits fühlte ich mich grauenhaft in Anbetracht der Tatsache, dass ich ihn würde entlassen müssen, sobald er völlig genesen war. Im Moment versuchte ich, mich mit einem Haufen Arbeit von meinen trübseligen Gedanken abzulenken, als es plötzlich an der Tür klopfte. Mein Herz schlug mir sofort bis zum Hals. Ich erkannte die hochgewachsene Gestalt durch die Milchglasscheibe sofort, sprang auf und lief zur Tür, um sie zu öffnen. Vor mir, immer noch gekleidet in ein weißes Nachthemd, stand Andariel. Mit einem sanften Blick ließ ich ihn ins Zimmer und bot ihm an, sich zu setzen.

„Ich weiß, warum du hier bist.", meinte ich, während ich mit dem Rücken zu ihm gedreht im Schrank nach der Spritze und dem Opium suchte.

„Nein, weißt du nicht.", erwiderte er und ich hielt perplex inne. Als ich seine Hand an meiner Hüfte spürte, breitete sich Wärme in mir aus und ich ließ mich von ihm umdrehen und mich gegen den Schrank drücken. Er schien zu glühen vor Hitze und ich starrte wie hypnotisiert in seine dunkelgrünen Augen. Langsam neigte er den Kopf und ich hielt die Luft an, als er sanft seine Lippen auf meine senkte. Ich konnte nicht anders, als die Augen zu schließen und den Kuss zu erwidern. Mein Herz schlug schnell in meiner Brust und ich hob die Arme und krallte meine Finger in sein schwarzes Haar.Schwindel überkam mich, als ich seine Zunge über meine Unterlippe streichen spürte und den Mund leicht öffnete, um ihn weitergehen zulassen. Von einer Sekunde auf die andere fror ich nicht mehr, sondern krallte mich an Andariel fest und zog ihn so eng an mich, wie ich konnte. Seine Arme schlangen sich um meine Hüfte und ich bog mich ihm entgegen. Ich wollte nicht mehr aufhören. Ich wollte, dass er jeden Millimeter meiner Haut berührte, wollte, dass er nie wieder verschwand. Gierig ließ ich meine Hände über seinen Oberkörper gleiten und bog mich ihm entgegen, als er mich energischer gegen den Schrank drückte. Die Schritte auf dem Flur waren mir in diesem Moment egal.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 02, 2020 ⏰

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