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»But I'm closer than I was yesterday.«

» Ich hasse dieses nervige Mädchen. Kann sie nicht einfach mal verschwinden?« Simon lässt sich genervt neben mich auf die Bank auf dem Schulhof fallen und hat seinen Blick auf Samantha gerichtet. Diese sieht mit einem bezauberten Lächeln zu uns herüber und schmeißt ihre blonden Haare einmal über die Schulter. Dabei kann man sehr gut ihren Ausschnitt sehen, welcher wohl ihren schönen Körper präsentieren soll. Wie kann man nur so lächerlich sein? Wenn sie Interesse an Simon hat, sollte sie es mal etwas subtiler versuchen. Vielleicht würde er dann auch auf ihre lächerlichen Versuche reagieren.

Ich verdrehe bloß die Augen und schaue lächelnd zu Simon. Ich bin froh, dass er sich zu mir gesetzt hat. Anni hat irgendwas anderes vor. Sie meint, dass sie noch kurz in die Bibliothek muss, allerdings habe ich sie noch nie ein Buch lesen gesehen und zweifel stark an ihrer Behauptung. Naja Simon jedenfalls scheint endlich mal wieder Zeit mit mir verbringen zu wollen und da kann ich auch eine Pause auf Anni verzichten. Obwohl es mich doch sehr interessiert, was sie gerade tut.

»Naja anscheinend legt sie es sehr darauf an, dass du dich um sie bemühst und mit ihr beschäftigst.«, antworte ich ihm und lehne mich leicht gegen ihn. Simon ist mein bester Freund und wohl auch der einzige Junge, mit dem ich jemals ungezwungen reden kann. Immer wenn mich jemand anderes anspricht, was schon sehr selten vorkommt, bekomme ich kein Wort raus. Oder nur dämliches Gestotter. Hat man ja gestern bei Luis gesehen. Im Nachhinein ist mir das ganze einfach nur peinlich. Er muss mich auch für komplett bescheuert halten.

»Ich soll mich wohl eher mit ihren Titten beschäftigen.« Ich merke wie meine Wangen rot werden und bin froh, dass Simon weiter Samantha im Blick behält. Er hat immer eine direkte Ausdrucksweise, die mich recht schnell rot werden lässt. Ich rede nicht gerne mit anderen über solche Dinge. Natürlich bekomme ich von Anni immer die ganzen Geschichten ihrer Partys und Jungen erzählt, doch ist uns beiden klar, dass ich niemals etwas darauf erwidern werde. Ich höre ihr zu und gut ist. Ich meine, mit meiner nicht vorhandenen Erfahrung, kann ich ihr sowieso keine wirklich guten Ratschläge geben, dass hat sie mir mehr als nur einmal klar gemacht.

»Du solltest ihr keine Hoffnungen machen. Sie tut mir schon irgendwie Leid.«, sage ich und sehe mir die Gruppe Mädels genau an. Sie sitzen mitten auf dem Schulhof auf einer Bank und alle versuchen die Aufmerksamkeit der anderen Schüler auf sich zu lenken. »Ich mache ihr keine Hoffnungen. Ich bin komplett ehrlich. Sie wusste, dass ich nur mit ihr Sex haben würde. Und sie war damit einverstanden. Ich meine, sie ist doch sonst genau hinter so Sachen her.« Ich sehe Simon mit einem verlegenen Blick an. Er hat Recht, doch anscheinend bekommt Samantha nicht viel von seiner Meinung mit.

Simon und ich schweigen uns die restliche Pause einfach nur an. Ich weiß nicht was ich sagen soll und er scheint einfach die Stille zu genießen. Als es dann endlich klingelt, muss ich zu meinem Chemietest. Ich hasse den Lehrer dafür, dass er jetzt so kurz vorm Abi noch einen Test schreiben muss. Allerdings hat Luis jetzt Biologie und steht mit mir vor den Naturwissenschaftsräumen, was mich doch innerlich freudestrahlend tanzen lässt. Ich könnte jetzt auf der Stelle einen Salto hinlegen und so schnell wie Möglich zu diesem Raum rennen. Allerdings bin ich zu schüchtern und zu unsportlich.

Ich verabschiede mich von Simon und gehe auf das Gebäude zu. Er hat jetzt Sport und läuft mit einigen anderen zusammen zum Sportplatz. Ich reiße mit einem genervten Blick, meine Augen von Simon los, welcher inmitten einer riesigen Gruppe davon spaziert. Ich gehe alleine zum Chemieraum.

Unser Lehrer kommt zu spät. Wie immer. Ich stehe etwas abseits der anderen und gehe nochmal alle wichtigen Fakten zur Farbchemie durch. »Bist du gut vorbereitet?« Ich schrecke aus meiner Blase und sehe in dunkelblaue, wunderschöne Augen. Luis steht vor mir. Er ist komplett in schwarz gekleidet und trägt mehrere Bücher unter seinem Arm. Mit einem verschmitzten Grinsen und funkelnden Augen sieht er mich weiter an und lässt mich leicht erzittern. Was hat sich in den letzten Tagen geändert, dass er jetzt mit mir redet? Er übersieht mich nicht weiter und fängt wirklich von sich aus an mit mir zu reden. »Ich denke schon. Woher weißt du, dass wir einen Test schreiben?«, frage ich ihn und könnte mir in den Hintern beißen. Meine Stimme ist leise und viel zu hoch. Das ist meine Chance, ich darf mich jetzt nicht zum Affen machen.

»Nick ist in deinem Kurs, ist aber wahrscheinlich gar nicht vorbereitet. Wir beide sollten wohl mal lernen unsere Prioritäten anders zu setzen.« Luis lacht leicht und mein Herz scheint sich nicht beruhigen zu wollen. Ich glaube es rennt immer noch einen Marathon, nur wegen diesem wunderschönem Geräusch. Ich nicke ihm leicht zu und bekomme meinen Mund nicht wieder auf. Es scheint als sind meine Lippen aneinander geklebt und können sich nie wieder lösen. Ich sehe ihn weiter an und habe Angst, dass es gleich zu einem unangenehmen Schweigen zwischen uns kommt. Allerdings kann ich mich nicht bewegen und erst Recht nichts sagen.

»Na dann viel Glück, Jasmin.« Luis lächelt mich noch einmal unglaublich süß an und macht sich auf den Weg zu Nick. Das war es dann wohl mit meiner Chance. Wie blöd bin ich denn auch? Er redet mit mir und ich bekomme den Mund nicht auf. Seufzend richte ich mich gerade auf und sehe ihm noch etwas hinterher. Aber eine Sache kann ich bestimmt nicht mehr vergessen. Er weiß meinen Namen und hat ihn nicht vergessen. Eine Pause ist vergangen und es gibt so viel, dass ich Anni erzählen muss.

Der Test lief gut und war wirklich einfach. Ob alle das so sehen bezweifel ich, da sich die meisten hinterher bei unserem Lehrer beschwert haben. Die Mittagspause habe ich mit Anni verbracht, allerdings hing sie die meiste Zeit an ihrem Handy und hat nicht viel mit mir gesprochen. Jedenfalls haben wir uns für den Nachmittag verabredet, damit ich ihr von meinem erlebten ganz genau berichten kann. Schließlich möchte sie, wenn es um Luis geht immer auf dem neusten Stand sein. Ihre Worte, nicht meine.

Wir sitzen alle zusammen in Simons Wagen und unterhalten uns über das nächste Spiel der Fußballmannschaft. Es ist diesen Samstag und wir wollen mal wieder alle zusammen zugucken gehen. Simon setzt uns beide bei Anni Zuhause ab und ich schreibe beim aussteigen eine schnelle Nachricht an meinen Vater. Nicht das er sich Sorgen machen würde.

Mit Wraps, die Annis Mutter für uns gemacht hat und vielen Süßigkeiten für die Nerven, verziehen wir uns in Annis Zimmer. »Also was geht bei dir im Moment ab? Dein Leben wird ja wirklich mal interessant.« Anni lässt sich mit Schwung auf ihr Bett fallen und öffnet direkt eine Tüte Chips. Ich versuche mir ihre Worte nicht zu Herzen zu nehmen und die kleine Stichelei einfach zu übersehen. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob sie so Sätze bewusst oder ohne Absicht von sich gibt. Allerdings kann ich nicht vergessen, dass sie mich ab und zu mit genau solchen Sätzen verletzt. Ich muss allerdings darüber hinwegsehen und es so hinnehmen. Als ich sie mal darauf angesprochen habe, hat sie nur gelacht und gesagt, dass ich alles falsch verstehe. Das ist ja nicht wirklich ernst gemeint.

Ich schnappe mir einen Wrap und schenke Anni ein verunsichertes Lächeln. »Du hast ganz schön was verpasst. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber ich kann dir sagen, dass ich auf einem guten Weg bin. Luis ist einfach genau so, wie ich ihn mir vorgestellt habe.«, sage ich und setze mich mit einem seligen Lächeln neben Anni auf ihr Bett.

Und dann fange ich an ihr alles ganz genau zu erzählen. Nochmal von dem Tag am See und dem treffen vor dem Chemieraum. Für Anni scheinen diese kleinen Unterhaltungen nichts großes zu sein, jedoch haben sie mir viel bedeutet und waren wichtig für mich. Luis ist alleine von sich aus auf mich zugekommen, also muss er mich irgendwie bemerkt haben.

»Das hört sich wirklich toll an, Jas. Aber meinst du nicht, dass du dich da etwas verrennst? Er hat mit so vielen Mädchen was zu tun, da sind zwei Unterhaltungen, die keine Fünf Minuten gedauert haben... naja wie soll ich dir das sagen? Sie sind wahrscheinlich recht unbedeutend für ihn.« Ich zucke bei ihren Worten zusammen und sehe sie mit einem traurigen Blick an. Wahrscheinlich hat sie Recht und ich bin nur irgendein unbedeutendes Mädchen für ihn.

»Aber vielleicht liege ich auch falsch, weil ich ja eigentlich auch keine Ahnung habe. Ich war ja nicht dabei und kann die Situation nicht richtig beurteilen. Warte doch einfach die nächsten Tage ab und warte was passiert.«, fügt sie schnell hinzu, als sie meinen traurigen Blick bemerkt. Sie legt einen Arm um meine Schulter und drückt mich leicht an sich. »Das wird schon, Jas.« Ich lächel sie an und fühle mich direkt besser. Anni weiß einfach, wie sich mich wieder aufmuntern kann. Mit einem ganz kleinen Lächeln stopfe ich mir eine Handvoll Gummibärchen in den Mund. 

BreathlessDonde viven las historias. Descúbrelo ahora