Christmas Present

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29.Dezember – 5 Uhr morgens. Manuel hatte den ersten Zug genommen und war nun auf den Weg nach Köln. Die letzten Nächte hatte er kaum geschlafen und dachte nur daran, was für eine Scheiße er da eigentlich über sich ergehen ließ. Und zu allem Überfluss, war er auch noch selbst daran schuld. Nein, halt – eigentlich war Taddl daran schuld. Das schlimmste an der Sache war jedoch, dass er wirklich in diesen dummen Zug gestiegen war und sich nun zum ersten Mal zeigen … wollte. Wobei so ganz freiwillig war es nicht, denn sein Kopf wehrte sich ziemlich stark dagegen, während er aber immer wieder daran dachte, dass er Taddl sehen MUSSTE. Dieser Kerl machte ihn wahnsinnig und dabei war er nicht einmal hier. Er würde einfach alle seine Prinzipien über Bord werfen, für einen Kerl, der nicht einmal eine Ahnung hatte, was Manuel da überhaupt auf sich nahm.  Er hatte seit zwei Wochen nicht mit ihm gesprochen und auch die Nachrichten waren viel seltener, als vorher. Einmal hatte er sogar eine recht unterschwellige Nachricht von Ardy bekommen, in der sowas stand, wie „Ich bin am 3. wieder zurück bei Taddl“ und „Taddl hat grad keine Zeit, aber ich soll dir sagen, dass er immer noch verwirrt ist und ich ihm nicht gesagt habe, was ich weiß.“ Alles so Dinge, mit denen Manuel eigentlich nicht viel anfangen könnte, wenn er nicht genau wissen würde, was Ardy eigentlich meinte. Dieser schien seinen Plan schon durchschaut zu haben und wusste genau, dass er vor hatte Taddl zu besuchen.
„Komischer Typ“, dachte er sich immer wieder und blickte auf die vorbei ziehenden Berge und auf ein paar Schlösser, die da hin und wieder zu sehen waren, doch ansonsten war da nichts. Er musste ja unbedingt mit der Bimmelbahn fahren, anstatt sich einen ICE zunehmen um so schnell, wie möglich anzukommen. Doch so hatte er genug Zeit, um alles noch einmal zu überdenken. Er konnte ja immer noch zurück und konnte Taddl sonst was erzählen, warum er zu Hause bleiben sollte. Wenn man Taddl war, dann war es wohl wirklich nicht so offensichtlich. Manu hatte nicht nach der Adresse gefragt, da er schon lange wusste, wo er wohnte. Irgendwann hatte Taddl ihm die Adresse einfach gegeben, ohne große Hoffnung, ihn wirklich einmal zu sehen.
Jetzt, da er aber so weit weg von seinem zu Hause war, schwieg Manuel einfach nur. Wenn er mal angesprochen wurde, dann nickte er entweder oder ignorierte alles. Jemand der ihn kannte, würde ihn allein an der Stimme erkennen und darauf konnte er verzichten. Seine Frisur, war nicht sonderlich auffällig und er trug auch nicht seinen Pullover, sein Erkennungsmerkmal, wäre er ja dann schön blöd gewesen. Und dann auch noch Köln. Dort liefen doch Fangirls ohne Ende herum, die wahrscheinlich einfach nur nach Köln gingen, mit der Hoffnung, einen ihrer Lieblinge einmal zufällig zu treffen. Schon allein so etwas wäre Manuel zu anstrengend und er fand es sowieso dumm. Warum tat man so etwas überhaupt? Diese ganzen Leute respektierten einfach das Privatleben der Youtuber nicht. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was alles passieren würde, wenn er sich zeigen würde. Dann wäre so etwas gar nicht möglich. Er könnte nie wieder nach draußen gehen und würde alles nur noch so verdammt panisch betrachten, dass es ihn krank machen würde. Es war ja jetzt schon schwer genug nach draußen zu gehen, sich unter Menschen zu zeigen. Obwohl er so einfach nur einer von vielen war. Nicht berühmt, nicht besonders, einfach ein normaler Mensch.

„Nächster Halt. Köln. Ausstieg in Fahrtrichtig rechts“, erklang die Durchsage, die Manu zusammenfahren ließ. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er nun schon solange unterwegs war und tatsächlich angekommen war. Wobei zwei Stunden nun wirklich nicht die Welt waren. Seine Beine weigerten sich sofort aufzustehen, doch konnte er sich in letzter Minute doch noch zusammenreisen und stand letztlich verloren im Kölner Bahnhof herum. Hier gewesen, war er noch nie, aber er hatte es oft genug in Videos gesehen.
„So viel dazu“, ging es ihm durch den Kopf. Es war noch nicht einmal Mittag, weshalb er sich sogar noch eine Weile am Bahnhof aufhielt, bevor er langsam zur Bushaltestelle ging. Natürlich hatte er sich vorher alle Möglichkeiten angesehen zum Youtuber Haus zu gelangen, dorthin wo Taddl war und er entschied sich für die langsamste Möglichkeit. Die Nervosität fraß Manuel fast auf und er hatte das Gefühl, dass seine Beine nur noch aus Wackelpudding bestanden.
„Ehrlich, so aufgeregt, war ich nicht mal bei Varo“, fluchte er und wartete auch diesmal darauf, dass ihn der Bus zum Ziel brachte.

In my mind? {GLPADDLWhere stories live. Discover now