5. Morisuke Yaku

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Seit vier Monaten saß ich hier fest. Allerdings gab es Hoffnung. Meine Gastfamilie wusste noch nichts von meinen Plänen, was auch erstmal so bleiben sollte. Heute stand eine Bootstour an. Auch wenn ich eigentlich kein Freund von Gewässern war, und vor allem nicht von denen in Australien, hatte ich eingewilligt. Nun saß ich auf dem äußerten der wenigen Sitze und beobachtete das trübe Wasser, welches circa zwei Meter unter mir war. Ich wollte für einen Tag den Schmerz, die Trauer und Lev vergessen. Bisher funktionierte das allerdings nur mäßig. Plötzlich sprang eine riesige Echse aus dem Wasser, weshalb ich in die Mitte des Bootes schreckte. Im Schock gefangen klammerte ich mich an den mehr oder weniger sicheren Boden. „W-was war das..?!", stotterte ich und wünschte mir sehnlichst Lev bei mir zu haben. „Woah! Ein Saltie!", kam es begeistert. „Ein was?", nuschelte ich kleinlaut. „Ein Salzwasserkrokodil, wir nennen sie Salties. Sie können tödlich sein, gerade während der Brutzeit greifen sie eher an", erklärte mir Liana, meine Gastschwester, grinsend. Schockiert starrte ich sie an. Die Tatsache das das Tier mich hätte erwischen können, gefiel mir nicht. Leise brodelnd, setzte ich mich im Lotussitz hin und genoss den schwachen Fahrtwind. Durch meine geschlossenen Augen, glitten meine Gedanken wieder an den Grauhaarigen, weshalb ich leise grummelte. „Wir müssen da über etwas reden", gab ich fest von mir und sah langsam auf. Verwirrt wurde ich angesehen. „Ich hab etwas recherchiert.. und.. nach sechs Monaten gibt es die Möglichkeit abzubrechen", stur sah ich auf den Boden. „Und du willst das machen? Liegt es an Liana? An der Gegend?", wurde ich von meiner Gastmutter besorgt mit Fragen überhäuft. „Nein nein.. das ist es nicht.. also.. Ja ich will es abbrechen.. aber.. mh.. Da ist dieser Junge.. seit Vier Monaten sind wir.. zusammen.. und die Distanz zwischen uns.. sie zerstört uns", murmelte ich. „Du bist schwul!?", kam es entsetzt von Liana, worauf ihr Vater sie streng ansah. „Da wirst du ja direkt sympathischer", hing sie lachend an. "Haah!? Das ist das einzige worüber du gerade nachdenkst?", meckerte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Mutter begann zu lachen. "Dann lauf, renn zu ihm", war das einzige was sie mit funkelnden Augen entgegnete. Zwei Monate, in zwei Monaten würde ich ihn endlich berühren können..

Die Fahrt endete in einem Dorf was einen einstündigen Fußmarsch von der Ranch entfernt lag. Etwas nerven tat es mich ja schon, andererseits war Bewegung ja gesund, also trottete ich recht abwesend hinter der Truppe her, was dazu führte, dass ich in den Rücken meines Vordermanns lief. Verwirrt sah ich in den kurzen Haarschopf, doch bevor ich was sagen konnte, wurde ich mit einem "pscht" stillgelegt. Das Zischeln eines Reptils war zu hören und ich erinnerte mich an die Szenerie, als ich in die getigerte Schlange reingerannt war. Plötzlich passierte dann genau das wieder, nur das die Schlange diesmal nich eilig davon schlängelte, sondern begann sich etwas aufzurichten. Schockiert, ja schon eher überfordert, rutschte mein Bein ein Stück nach hinten. In meiner Starre gefangen, blieb mir für den Moment nichts anderes übrig, als meinen Gegenüber zu mustern. Der Bauch der sicherlich 2 1/2 Meter langen Schlange, war in ein strahlendes Gelb getaucht, während die für mich nicht komplett ersichtliche Oberseite eher schwarz, teilweise auch braun, war. Musterungen fielen mir spontan nicht auf. Verunsichert beobachtete ich die Zunge, welche immer wieder hervorschnellte. Das hinter mir diskutiert wurde, bekam ich gar nicht mehr mit, da ich immer noch von den schwarzen Augen fixiert wurde. Für einen kurzen Moment dachte ich wirklich, die Schlange und ich wären uns ganz ähnlich, also würde das sicherlich gut ausgehen. Was war ich nur für ein Idiot. Natürlich passierte nichts davon und mit dem jetztigen Wissen, wäre ich einfach weggerannt, was das ganze unter anderem auch entschärft hätte, doch stattdessen stand ich da. Ich zog mein anderes Bein ebenfalls etwas zurück, worauf sich auch schon der Kiefer des Gifttiers in mein Fleisch grub. Kurz glaubte ich wirklich, zu spüren wie sie den Toxin-Cocktail in mich spritzte, doch als ich nach dem Mehrfachbiss einige Schritte zurücktaumelte und schließlich das Bewusstsein verlor, war ich mir nicht mehr so sicher was wahr war und was nicht. Möglicherweise hatte ich schon im ersten Moment Wahnvorstellungen oder war nun psychisch gestört, allerdings war nun eines klar. Dieses Biest und ich hatten rein gar nichts gemeinsam! Sie war groß, zumindest für eine Schlange, und ich war nunmal klein. Außerdem wich dieses.. Ding von der Norm ab und wenn ich den anderen einfach mal Glauben schenkte, wären sie bei meiner Größe ebenso empfindlich. Was zur Hölle war das Problem von dieser Schlange?! Normalerweise greifen die doch auch nicht an!

So fluchte ich eine ganze Weile in meiner Ohnmacht, was dazu führte, dass ich mir einen ausgiebigen Kampf mit meinem Unterbewusstsein gab. Doch nach ungewisser Zeit, flimmerte das Licht durch meine Augenlider und endlich hatte ich wieder meinen Körper in Besitz. Irritiert öffnete ich die Augen. Alles war strahlend weiß, weshalb meine Lider dann doch etwas zuzuckten. Sobald ich mich jedoch an die Lichtverhältnisse, samt Umgebung mehr oder weniger gewöhnt hatt, richtete ich mich leicht auf. Im nächsten Moment stürmte schon meine Gastfamilie in das Zimmer, dicht gefolgt von einem Arzt in weißem Kittel. Ihre Gesichter ware von Tränen bedeckt, weshalb ich konfus die Augenbrauen zusammenzog. "Guten Tag, Herr Yaku..", er legte eine Pause ein und überflog nochmals den Bericht, weshalb ich die Stirn kräuselte, "Eh.. sie wurden von einer Inland Taipan gebissen, aber wir haben ihnen das Gegenmittel intravenös gegeben und da sie noch unter uns sind, scheint es ja zu wirken." In mir legte sich ein Schalter um, als ich realisierte von was für einer Schlange er hier sprach. "Was?! Ich stand der giftigsten Schlange der Welt gegenüber und habs nicht mal gemerkt!?", entkam es mir schockiert, worauf ich mich räuspern musste, weswegen mir ein Glas Wasser gereicht wurde. "Das ist dein einziges Problem?!", kam es von Liliana entsetzt. Leise brummend, sank ich wieder nach hinten in die Kissen. "Aber ich kann in zwei Monaten trotzdem abreisen?", fragte ich skeptisch. Der Arzt lachte. "Natürlich kannst du das", grinste er, verabschiedete sich und verschwand.

Die Distanz zwischen uns [YakuLev || Haikyuu!!]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora