Kapitel 15

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Spock stand mit Skan direkt neben sich oberhalb des weiträumigen Innenbereiches der großen Nomadenhöhle, in der sie so unerwartet Zuflucht gefunden hatten. Einige Stunden zuvor hatte Sakal ihn kurz geweckt um ihn in eine Kammer zu bringen, die ihnen von Wachen zugewiesen worden war. Dadurch war ihrer Gruppe Überlebender mehr Privatsphäre möglich gewesen als in dem zuvor noch belebten ebenerdigen Innenbereich in dem sie angekommen waren. Spock hatte weitere zwei Komma vier Stunden erschöpft ausruhen müssen und sich erst dann Sakals auch für ihn zunehmend Kräfte zehrenden Zustandes annehmen können.

Es war nicht einfach gewesen, doch erfolgreich. Der Gardist schlief nun selber. Widerwillig zwar ob der heiklen Lage, doch es war nötig gewesen und Spock hatte es ihm schließlich strikt befohlen. Skan hatte derweil seinen Platz übernommen und wich nicht von Spocks Seite, doch verhielt sich zurückhaltend und deutlich nervös.

Ein ausgezeichneter und loyaler Gardist zwar, doch für Spock nicht so vertraut wie Sakal. Es gab etliches zu besprechen und zu klären und er benötigte nicht nur seinen Leibdiener und -wächter, sondern auch den Freund. Spock wälzte die offenen Gedanken und Sorgen wiederholt innerlich in seinem Kopf herum.

Der Angriff, ein verheerender Einschlag, das knappe Überleben im abgestürzten Shuttle und schließlich die Entdeckung der Nomaden, die offensichtlich nicht mehr dem einstigen im Rat propagierten Bild der üblichen Nomadenclans entsprachen. Hatten sie die Nomaden entdeckt oder die Nomaden sie? Schicksal, Fügung oder Zufall? Spock glaubte nicht an Zufälle.

Was geschah außerhalb ihrer derzeitigen Zuflucht, was würde hier geschehen? Spock blickte kurz prüfend zu Skan, der zwar einige wenige Details über die Nomadenkultur hatte beisteuern können, sich jedoch auch nur vage und nicht mit dieser durchaus weit entwickelten Kultur ihrer eigenen Heimatwelt auskannte. Zumindest hatte Skan mehr gewusst und auch genannt als Sevel.

Der Gardist hatte ihm zudem seinem eigenen dunklen Umhang zur Verfügung gestellt und ihm eindringlich nahe gelegt, ihn hier an Stelle seines helleren zu tragen. Aus Sicherheitsgründen und um in diesen Kreisen weniger provokativ aufzutreten. Die rituell helle Kleidung der gehobenen Clans und städtischen Herren galt als provokativ und sogar feindselig.

Durch das vulkanische Volk und ihre Kultur gingen ganz offensichtlich tiefere Schnitte, als sie Spock bisher bekannt gewesen waren. Nomaden und Stadtbewohner standen sich seit Angedenken der Zeit mit Argwohn sogar Feindschaft gegenüber. Doch es war nach der Einigung durch Surak nie mehr relevant gewesen, da sich die nomadischen Völker rasch verringert und zurückgezogen hatten, keine weiteren Ansprüche als die an ihr Land und Wasser angemeldet hatten. Sie existierten in der heutigen Hierarchie Vulkans nicht einmal mehr mit einer Stimme im Großen Rat als eigenständige Gruppierung.

Das würde zu ändern sein.

Warum und wieso ihre eigene Geschichte eine solche Entwicklung und Unwissen, sogar Ignoranz geduldet hatte, wusste Spock noch nicht. Dazu fehlten ihm schlicht die Informationen, doch das es so war, würde sich ändern müssen, drastisch.

Dieses war eine Kultur, eine gleichwertige Zivilisation ihrer Welt, wie auch andere. Sie musste beachtet werden. Er blickte forschend wieder auf die gegenüberliegende Höhlenwand, die durchsetzt von unzähligen kleinen Höhleneingängen war, welche wiederum in Kammern führten, wie sie derzeit selbst eine zugeteilt bekommen hatten.

Dieses war nicht nur ein Auffanglager oder ein Schutzraum, dieses war mehr. Eine kleine Stadt innerhalb der Wüste, innerhalb eines Wüstengebirges.

Während die städtischen Clans Raumstationen erbaut hatten und Städte in den Sternen errichtet hatten, waren die Nomaden hier tätig geworden und waren ignoriert worden oder schlicht unbekannt. Wenn überhaupt Nomaden die ursprünglichen Erbauer waren.

Enemy Mine III - WendepunkteDonde viven las historias. Descúbrelo ahora