§ Learn To Forget §

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§Park Chanyeol§

Es war Samstagmorgen und ich saß mit meiner Mutter am Frühstückstisch. Ich besuchte sie immer an den Wochenenden, damit sie wenigstens da nicht mehr so einsam war.
Sie freute sich immer mich zu sehen und fragte wie die Arbeit lief. Sie war immer noch stolz, dass ich Jura studiert hatte, obwohl ich nun schon über drei Jahre dort arbeitet.

Sie selbst hatte in jungen Jahren geheiratet und durfte keine Ausbildung machen, da sie Zuhause bleiben und für mich und meine Geschwister da sein sollte. Sie wollte immer studieren und einen Beruf erlernen, aber aus diesem Traum wurde nichts. Deshalb war sie so stolz auf mich und wollte immer von meiner Arbeit erzählt bekommen.

«Willst du noch etwas, Chani? Komm hol dir noch einen Teller und erzähl weiter!» spornte sie mich an und wartete bis ich weiter von einem meiner Fälle erzählte. Dann lobte sie mich immer und ihr stolzes Lächeln machte mich glücklich.

Nach dem Frühstück räumte ich mit ihr den Tisch ab und wir setzten uns ins Wohnzimmer. Um diese Zeit kam oft meine Schwester Chaeyoung vorbei. Sie lebte mit ihrem Mann am Rande der Stadt und war mittlerweile im vierten Monat schwanger. Und pünktlich wie immer sperrte sie in dem Moment die Tür auf.

«Bin zu Besuch hier!» rief sie durch die Wohnung und kam, nachdem sie die Hausschuhe angezogen hatte, zu uns. «Hey Chani!» sie freute sich riesig, obwohl sie wusste, dass ich da sein würde. Ich umarmte sie vorsichtig. «Ach drück mich mal richtig! Ich bin nicht aus Porzellan, nur weil ich ein Kind bekomme.» Wir lachten und sie begrüßte Mutter, bevor wir uns wieder setzten.

«Mama hat erzählt du arbeitest momentan im Homeoffice. Wie ist das so?» wollte ich wissen und lehnte mich mit meiner Tasse Tee zurück. «Ziemlich entspannt. Ich bin froh nicht zur Arbeit zu müssen, denn manchmal ist es ziemlich anstrengend mit dem Kleinen hier.» erzählte sie und strich liebevoll über ihren Bauch. «Was meinen die Ärzte denn?» wollte meine Mutter wissen.

«Ich war vor drei Tagen beim Ultraschall und sie vermuten, dass es ein Junge wird, aber da man es noch nicht ganz sicher sagen kann, wollen wir noch auf eindeutige Ergebnisse warten. Und, das war ziemlich lustig, ich lag auf dieser Liege und die Ärztin hat gerade nach dem Kleinen geguckt, als es plötzlich einen Schluckauf bekam. Das war so süß!» Chaeyoung strahlte über das ganze Gesicht und steckte mich automatisch an.

«Ich wusste garnicht, dass Babys im Bauch Schluckauf haben können. Konntest du das merkten?» «Nein, man hat es nur auf dem Monitor gesehen ,wie es ab und zu zusammengezuckt hat.» Chaeyoung erzählte uns noch mehr von dem Kind, als ihr Handy plötzlich klingelte.

«Ach das ist mein Mann. Heute kommt jemand, der unser Internet einrichtet, da das die letzten Wochen ziemlich schlecht war. Bin gleich wieder da.» sie stand auf und ging in den Flur, um in Ruhe telefonieren zu können.
«Mensch Chanyeol, jetzt hätte ich fast vergessen zu fragen! Hast du mittlerweile jemanden gefunden? Du hast doch letztens noch von jemandem erzählt, den du interessant fandest!» sagte meine Mutter.

«Ach ja stimmt. Nein, es hat sich herausgestellt, dass er Arzt ist und du weißt, dass ich keine Ärzte date.» Meine Mutter schaute mich enttäuscht an. «Ach Chanyeol...vergiss mal was passiert ist. Es gibt überall inkompetente Menschen! Das heißt nicht, dass jeder so ist.» Doch ich schüttelte den Kopf. «Nein Mom, ich hab mir geschworen, dass ich das nicht tun werde. Was damals Dad passiert ist, sitzt ziemlich tief. Ich kann es einfach nicht. Versteh das bitte.» bat ich sie. Niedergeschlagen nickte sie und tätschelte mir die Hand.

Chaeyoung kam wieder zurück und griff nach ihrer Handtasche. «Ich muss nach Hause. Mein Mann bekommt das ohne mich nicht auf die Reihe! Bis dann ihr Lieben. Chanyeol ich ruf dich an, wenn wir das Datum für eine Babyparty haben.» sagte sie und ich nickte. «Dann Tschüss! Bis bald!» Sie winkte und wir verabschiedeten sie.

Ich trank meinen Tee und wir schwiegen uns an. Ich wusste nicht, was ich noch erzählen sollte und meine Mutter schien in Gedanken zu sein. Ich entsperrte mein Handy und sah eine neue Nachricht von Namjoon.

Heute um 16 Uhr wieder Gym? 😉
11:24 Uhr

Ich sagte ihm zu, da das Training mit ihm immer sehr angenehm war. Meine Mutter war aufgestanden und suchte im Bücherregal etwas. Dann kam sie mit einem Fotoalbum zu mir. «Chani, du musst wissen, dass deinVater zu dem Zeitpunkt wirklich nicht mehr gesund war. Er wäre im nächsten Monat verstorben. Der Arzt hat in der Tat seinen Job nicht gemacht, aber dein Vater hätte es auch nicht länger ausgehalten.» Meine Mutter zeigte mir Bilder von Vater damals, obwohl ich noch wusste wie er ausgesehen hatte. Wie schwach und müde er gewirkt hatte, als wir ihn besuchen kamen.

Aber ich wollte es damals und auch heute nicht wahrhaben, dass er wirklich kurz vor seinem Tod stand. «Dennoch....Mama ich wollte ihm doch tschüss sagen. Und aufgrund des Versagens von diesem unfähigen Arzt durfte ich das nicht!» fluchte ich und versuchte damit die Tränen zu unterdrücken. Doch es half nichts. Meine Mutter drückte mich an sich.

«Ich weiß Chani, ich weiß.» murmelte sie und seufzte. Wir saßen noch eine Weile da, bis wir beschlossen zum Mittagessen auszugehen.
Meine Mutter ging selten im Restaurant essen, seit mein Vater tot war, denn sie sparte wo es nur ging, obwohl ihr genug Geld zur Verfügung. Deshalb frühen meine Geschwister und ich sie gerne zum Essen aus.

~§~§~

Als ich meine Mutter abgesetzt hatte, fuhr ich kurz nach Hause, um meine Trainingssachen zu holen. Und dann war es auch schon kurz vor 16 Uhr und ich fuhr ins Gym, wo ich in der Kabine auf Namjoon traf. Wir begrüßten uns mit einem brüderlichen Handschlag und zogen uns um. Dann starteten wir gemeinsam unser Training.

Gerade, als ich ihm Hilfe beim Gewichteheben stand, sah ich ihn. Byun Baekhyun. Der Arzt joggte auf einem Laufband und unterhielt sich mit einem Jungen, der neben ihm auf dem Crosstrainer lief. «Was starrst du denn so? Irgendwo ein heißes Mädchen?» fragte Namjoon und wir grinsten uns an.

Das war unser Running Gag, denn wir beide standen auf Typen, aber die Leute fragten immer, ob wir Freundinnen hatten. Also machten wir es zu einem unserer Insiderwitze.

«Nein, nur Byun scheint ebenfalls hier zu trainieren.» sagte ich und deutete in seine Richtung. Namjoon schaute unauffällig rüber und danach wieder zu mir. «Er sieht heiß aus mit dem Stirnband. Geh doch rüber und frag, ob er Hilfe braucht!» «Genau, beim Laufband laufen. Namjoon manchmal frag ich mich wo deine Intelligenz steckt.» ärgerte ich ihn. «Pass auf, was du sagst Park!» «Ich kenne meinen Platz, Kim.»

Wir grinsten uns dämlich an und gingen dann zum nächsten Gerät. Jetzt wurde eine Viertelstunde Fahrrad gefahren. Währenddessen unterhielten wir uns meistens über die Arbeit oder über unsere abendlichen Pokerrunden. Diesmal war aber Baekhyun das Thema. Wir wollten ihn im Augen behalten, um zu sehen mit wem er sich so abgab.

Aktuell war das nur ein braunhaariger Asiate, allerdings schien er nicht aus Korea zu kommen. Er verhielt sich anders, als die Leute hier, konnte aber die Sprache anscheinend ziemlich gut.

Als Baekhyun in die Kabinen ging, folgten wir ihm, bogen aber vorher zu den Duschen ab.
Wir beeilten uns mit dem Umziehen und verließen das Studio. Draußen sahen wir Baekhyun wie er in einen Wagen einstieg.

Und am Steuer saß Kim Seokjin.

«Wieso sollte Seokjin ihn abholen? Byun wohnt am äußersten Rand der Stadt und wenn er nicht selbst hergekommen ist, heißt das...» «Dass Jin ihn auch hierhergefahren hat.» beendete ich seinen Satz. «Das muss zwar nicht sein, aber wer heuert zwei Leute an, um in ein Fitnessstudio gefahren zu werden, wenn man selber ein Auto hat und fahren kann. Und ich bin mir sicher, dass Byun keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzt.»

Ich stimmte ihm mit einem Nicken zu. «Das heißt die beiden wohnen im selben Haus.» Wir warfen uns vielsagende Blicke zu. «Behalten wir das mal im Hinterkopf.» meinte Namjoon und hielt mir die Hand hin. Ich schlug ein und wir stießen mit den Schulter aneinander. «Bis Montag.» «Bis dann Park.»

Wir liefen zu unseren Wagen und fuhren los.
Vielleicht konnte dieser Fakt mal wichtig in unserem Fall werden, wer wusste das schon.

Poison || Chanbaek ||Where stories live. Discover now