„Da bahnt sich gerade was mit Luca an"

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„Bis gleich Schatz" sagt Luca, drückt mir einen Kuss auf die Wange und steigt aus. Ich muss breit lächeln. Ich schaue hoch und will gerade wieder losfahren, als Kathrin plötzlich vor meinem Auto lang läuft. Intuitiv verstecke ich mich hinter dem Lenkrad. Scheiße, wir haben doch extra am Hintereingang vom Savoy geparkt. Ich beobachte Kathrin ganz genau. Sie telefoniert und sieht ziemlich aufgebracht aus. Sie hat mich noch nicht gesehen. Oh man, Kathrin sieht ganz schön fertig aus. Am liebsten würde ich aufstehen und sie in den Arm nehmen, aber wie soll ich erklären, dass ich überhaupt hier bin und dazu noch Lucas T-Shirt trage? Sie geht telefonierend weiter die Straße runter ohne mich zu sehen. Einerseits bin ich erleichtert und fahre los, bevor noch jemand kommt und mich wohlmöglich sieht, aber mich beschäftigt auch, was mit Kathrin los ist. Ich sehe sie ja gleich. Zu Hause angekommen ziehe ich mich um, nehme meine Tasche und gehe nach unten um auf den Shuttle zu warten. Im Studio angekommen gehe ich direkt in meine Umkleide, aber Kathrin ist noch nicht da. Ich lege meine Sachen ab, als mein Handy klingelt. Ich schaue nach und sehe eine Nachricht von Luca. „Na, schon am Studio? 🥰" fragt er mich und direkt liegt wieder ein Lächeln auf meinen Lippen. „Jap, gerade angekommen ❤️" antworte ich ihm. „Perfekt, wo bist du? Können wir uns sehen? ❤️" fragt er mich. Ich bin versucht, zu ihm zu gehen, aber in dem Moment kommt Kathrin mit gestresstem Gesichtsausdruck rein. „Hi" sagt sie nur. „Ne, erklär ich dir später" schreibe ich Luca. „Hi" sage ich zu Kathrin, die das aber gar nicht wirklich zur Kenntnis nimmt. „Alles okay? ❤️" fragt Luca mich. „Ja, bei mir schon. Bis später" schreibe ich ihm und lege mein Handy zur Seite. Kathrin sitzt auf dem Stuhl vor ihrem Spiegel und fährt durch ihre Haare. Ich hocke mich neben sie und lege meine Hand auf ihr Bein. Sie zuckt nur mit den Schultern. „Hey, komm mal her" sage ich und schließe sie in meine Arme. Sie lässt sich nur widerwillig von mir umarmen, wie immer, wenn sie versucht ihre Gefühle zurück zu halten. „Kathrin, ich mache mir echt Sorgen um dich, Süße" sage ich und lege meine Hand auf ihre Wange. Sie war gestern schon nicht ganz so gut wie sonst drauf, was aber wohl niemandem außer mir aufgefallen ist. Endlich schaut sie mich an. In ihren Augen stehen schon die Tränen. „Was ist denn los?" frage ich sie. Kathrin presst die Lippen zusammen und schaut wieder nach unten. „Komm" sage ich und ziehe sie auf die Couch. Sie setzt sich neben mich und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Ich streiche ihr über den Rücken und ihre Tränen beginnen zu fließen. „Shh, ganz ruhig, ich bin ja da" versuche ich sie zu beruhigen. Plötzlich geht die Tür auf und Christian steckt seinen Kopf durch die Tür. Ich schaue ihn an und schüttle leicht meinen Kopf. Leise geht er wieder raus und schließt vorsichtig die Tür, Kathrin scheint gar nicht mitbekommen zu haben, dass er da war. Irgendwann setzt sie sich auf. „Also, erzähl mal. Was ist los?" frage ich sie. Sie holt einmal tief Luft. Ich nehme ihre Hände. Sie schaut nach unten und drückt meine Hände fest. „Irgendwie alles. Die Woche war mit Tijan emotional gesehen echt herausfordernd, für uns beide. Sein Freund ist ja gestorben. Und dann dazu noch der magic moment - das war echt ne Höchstleistung von ihm, dass wir überhaupt einen Tanz haben heute. Unsere Trainings gingen immer von früh morgens bis spät abends, weil wir halt auch viele Pausen und so gemacht haben, damit Tijan sich fassen kann. Und das hat Max total genervt. Ich hab ihm die Woche nicht viel geschrieben und wir haben nur 2 mal telefoniert. Einmal davon war jetzt gerade, so vor ner Stunde und da meinte er dann" Kathrin kann nicht weiter sprechen. Sie fängt wieder an zu schluchzen. Ich nehme sie nochmal in den Arm. Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hat, spricht sie unter Tränen weiter. „Er hat gefragt, wieso ich nicht nach Hause kommen kann, jetzt sofort." Kathrin schaut mich mit glasigen Augen an. „Christina, ich kann keine Fernbeziehung führen. Das hab ich jetzt gemerkt." Fernbeziehung. Bei dem Wort dreht sich in mir alles zusammen und ich muss mich wirklich anstrengen, die Fassung zu wahren. Wie mächtig doch so ein kleines Wort sein kann. Was auch immer sich gerade mit Luca anbahnt, ich denke, uns beiden steht das auch bevor. Ich habe versucht, diesem Gedanken aus dem Weg zu gehen, aber jetzt, wo Kathrin es ausgesprochen hat, wird mir fast schlecht und auch mir schießen die Tränen in die Augen. „Aber ich will nicht aufhören zu tanzen. Auf gar keinen Fall! Ich verstehe ja, dass Max mich sehen will, ich will ihn ja auch sehen, aber wie kann er mich vor so eine Wahl stellen?" erzählt Kathrin weiter. Erschrocken schaue ich sie an. „Er hat dich vor die Wahl gestellt?" frage ich sie. „Nein, nicht direkt. Aber er hat es schon von mir verlangt. Das kann er doch nicht machen?!" Ich merke, wie auch mir die erste Träne über die Wange kullert. Aber jetzt geht es um Kathrin. „Wahrscheinlich ist das aus seinen Emotionen heraus gekommen. Er vermisst dich - was ja auch verständlich ist! Aber ihr schafft das auf jeden Fall! Davon bin ich fest überzeugt" versuche ich Kathrin aufzumuntern. „Er hat doch doch sonst immer unterstützt, was das Tanzen angeht" Kathrin nickt. „Siehst du, das war eine Kurzschluss Reaktion. Lass ihn ein bisschen Zeit und dann rufst du ihn nochmal an" rate ich ihr. Sie nickt. „Ja, ich glaube das klingt gut" sagt sie so halb überzeugt. „Und du?" fragt sie mich. Ihr ist natürlich nicht entgangen, dass auch mir immer mehr Tränen über die Wange gelaufen sind und auch meine Stimme klang nicht mehr so überzeugend, wie ich es gerne hätte, sondern eher unsicher und zitternd. Ich schaue erst nach unten und dann zu ihr. Ich muss ihr das jetzt sagen, ich muss darüber einfach sprechen! In mir herrscht so ein Gefühlschaos - und Kathrin kann auch ein Geheimnis für sich behalten. „Ich, ähm, also, im Moment" Ich überlege, wie ich es formulieren kann. „Da bahnt sich gerade was mit Luca an" sage ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Auch Kathrin entfährt ein kleiner Lacher. „Ja, erzähl mir was Neues!" sagt sie. Empört schaue ich sie an, muss dann aber auch lachen. „Ach, keine Ahnung, am Anfang hatte ich nur Zweifel und hab versucht, alles zu unterdrücken. Und jetzt ist in mir im Moment einfach nur - Gefühlschaos" erzähle ich. „Und, woran ich jetzt gerade denken musste, wenn das mit Luca auch weiter geht, was ich persönlich natürlich hoffe, dann wird das wohl auch in eine Fernbeziehung übergehen" sage ich und schaue sie an. Kathrin legt mir beruhigend die Hände auf die Schultern. „Ihr genießt jetzt erstmal euer Let's Dance Abenteuer und wie was wann danach weiter geht, schauts ihr dann" befehlt sie mir. Ich nicke. In dem Moment kommt Massimo rein. „Hey, ladies, ihr seid - oh Gott, was ist denn hier los?" fragt er und kommt zu uns, wobei er die Tür sperrangelweit offen stehen lässt. Er kniet sich vor uns. „Was ist denn mit euch?" fragt er. Wir schauen uns an und winken ab. Es dauert nicht lange, bis auch alle anderen in oder vor unserer Garderobe stehen. Erich, Valentin, Renata und Christian kommen zu uns und trösten uns, während Lili, Ilka, Moritz und Laura schüchtern an der Tür stehen. Auch Luca und Tijan stehen erst unschlüssig rum, kommen dann aber zu uns. Die anderen Profis machen ihnen etwas Platz. Tijan nimmt Kathrin in den Arm und Luca dreht mein Gesicht zu seinem. Er wischt mit seinen Daumen meine Tränen weg. „Ich dachte es ist alles okay?" fragt er besorgt. „War es auch" bestätige ich mit einem kleinen Lacher. „Und dann?" fragt er mich. Ich schaue zu Kathrin. „Frauengespräch. Magic moment. Keine Ahnung" winke ich ab. Luca schließt mich in seinen Arm und ich lege meinen Kopf an seine Schulter. Er streichelt mir beruhigend über den Rücken. Allein seine Nähe beruhigt mich wieder. Ich schließe die Augen und halte einen kurzen Moment inne. Dann löse ich mich wieder von ihm und schaue zu Kathrin. Sie ist immer noch in Tijans Arm eingeschlossen. Ich frage mich, ob Tijan mitbekommen hat, was mit Max ist. Wahrscheinlich nicht, er hat ja selber genug zu tragen diese Woche. Ich lege meine Hand auf Kathrins Rücken. Sie bewegt sich nicht. Ich schaue zu Luca und deute auf die anderen. „Wie lange wollt ihr noch da stehen und zuschauen?" fragt er in die Runde und tatsächlich bewegen sich die anderen langsam und gehen. Als sie weg sind, erhebt Kathrin sich wieder. Tijan sieht genauso fertig aus wie sie. Wenn die beiden heute tanzen wollen, muss Kathrin auf jeden Fall noch mit Max sprechen, weil Tijans Problem ist leider nicht zurück zu drehen. „Ich komme gleich wieder" sage ich, nehme mein Handy und stehe auf. Ich gehe raus und um eine Ecke. Dann rufe ich Vadim an. „Hey, Vadim, was machst du gerade?" frage ich ihn direkt. „Ich? Nichts. Ich warte auf heute Abend" erzählt er. „Okay, du musst mir einen Gefallen tun" sage ich. „Es geht um Kathrin" - „Klar, was soll ich machen?" fragt er sofort. Ich wusste es, auf Vadim ist Verlass. Vor allem wenn es um Kathrin geht. Ich erzähle ihm kurz, was Kathrin mir erzählt hat. Ich bin mir sicher, dass es okay ist, schließlich ist es Vadim. Dann bitte ich ihn, zu Max zu fahren und mit ihm zu sprechen. Ich glaube, er braucht das gerade auch, hat aber keinen. Und die beiden kennen sich ja auch gut. „Ja klar, das mache ich, ich fahre sofort los!" bestätigt Vadim. „Super, schreibst du mir?" frage ich ihn. „Das mache ich. Und du schreibst mir, wenn mit Kathrin was ist!" fordert er mich auf. „Ja klar" bestätige auch ich. Dann verabschieden wir uns und ich gehe wieder zu den anderen. Kathrin hat sich inzwischen einigermaßen beruhigt. Ich schicke die Jungs nochmal raus und hoffe, dass sich Luca und Moritz oder wer auch immer sich Tijan schnappen, um mit ihm zu sprechen. Kathrin schafft das heute definitiv nicht mehr. Ich gehe zu ihr und schaue sie an. „Gehts einigermaßen?" frage ich sie. Sie nickt. „Danke" sagt sie. „Da nicht für, ich bin immer für dich da" bestätige ich und streichle über ihren Arm. Wir schauen uns an. „Maske?" fragen wir gleichzeitig und müssen lachen. Wir machen uns sogleich auf den Weg dahin, in der Hoffnung, danach nicht mehr verheult auszusehen. Als wir dort sitzen mache ich gute Laune Musik an - eine Playlist mit unseren Opening Songs. Kathrin und ich singen ohne jegliche Textsicherheit und mit vielen falschen Tönen laut mit. Plötzlich vibriert mein Handy. Vadim hat mir geschrieben. „Ich bin jetzt bei Max. Der ist ziemlich fertig wegen dem, was er gesagt hat. Dauert noch ein bisschen bis er sich beruhigt hat aber er will Kathrin auf jeden Fall gleich noch anrufen." schreibt er. Okay, das klingt gut. Die beiden werden sich auf jeden Fall gleich wieder vertragen. „Alles klar, ich bleibe so lange bei ihr" garantiere ich Vadim.

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