Einundvierzig

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----------- Zeitsprung 6 Monate -----------

Es ist so erstaunlich wie schnell die zeit vergeht. Es sind 6 Monate nach all den Ereignissen vergangen. Mit einer Therapie konnte ich den Tod meines Vaters und den Suizid meiner Mutter verarbeiten. Meine neue Familie hatte mir dabei geholfen. Meine Essstörung hatte ich sehr gut überwunden, ohne Alex und Frederik hätte ich es nie geschafft. Ich bin ihnen unendlich dankbar, dass sie jede Mahlzeit mit mir gegessen haben und auf fast Food verzichtet hatten. Sie waren und sind noch immer eine riesen Unterstützung für mich. In der Schule hatte ich auch einen super Freundeskreis. Layla ist eine meiner besten Freunde. Wenn nicht sogar meine beste Freundin. Sie ist ein so wunderschönes Mädchen. sowohl von außen mit ihren welligen schwarzen Haaren, ihrer reinen haut und ihrer top Figur als auch von innen, ihr Herz ist aus Gold und sie hat immer einen Rat für dich. sie ist in jeder Situation für dich da. 24 Stunden am Tag. Ich hatte schon wirkliches Glück mit ihr. Sie war mir in den 6 Monaten echt ans Herz gewachsen. Ein Leben ohne sie wäre für mich nicht mehr möglich. Meine Klasse hatte mich sehr nett aufgenommen und ich kam mit allen gut zurecht. In der Klasse herrschte auch eine wirklich gute Klassengemeinschaft. Alle kämpfen für einander, einer für alle, alle für einen. 

Im Bus herrschte absolute stille. Layla neben mir hatte ihren Kopf auf meine Schulter gebettet und schlief. So wie auch der Rest im Bus. Draußen war es dunkel und man sah nur die vorbeiziehenden Straßenlaternen und die vorbei fahrenden Autos. Bis nach Hause war es noch lange. Wir sind vor drei Stunden erst aus England losgefahren. Viele endlose Stunden lagen noch vor uns. Layla und ich waren für drei Monate in England, hatten dort bei einer Gastfamilie gelebt und sind dort auch zur schule gegangen. Es war wie so ein mini Austauschjahr. Natürlich hätten wir auch fliegen können, da Layla jedoch eine Flugangst hat und sie sonst nicht mitgekommen wäre. Also hatte ich mich dazu entschieden mit dem Bus zu fahren. Es war auch eine große Kunst meinen Bruder zu überreden. Da er meinte, dass das Flugzeug die sicherste Methode wäre nach England zu kommen. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht in der Diskussion gewonnen hätte. Alex wäre aber auch nicht Alex, wenn er keine Diskussion angefangen hätte. Zum Glück hatte ich Phil und Frederik hinter mir und sie hatten meinen Bruder überreden können. Es war eine tolle Zeit in England. Unsere Gasteltern Ramona und William mit ihrer Tochter Lavender waren wirklich super herzlich und haben uns verwöhnt wo es nur ging, um uns die zeit dort perfekt und unvergesslich zu machen. Wir hatten in der Woche sehr viel Zeit mit Lavender verbracht. In der Highschool waren wir in der selben Klasse, hatten auch dort ihre Freunde kennengelernt. In der Freizeit waren wir viel in der Stadt unterwegs, oder haben uns mit Lavenders Freunden, die jetzt auch zu unseren Freunden geworden sind, getroffen. Wir waren im Kino, Eis essen, haben diverse Schwimmbäder abgeklappert und wir waren in verschiedenen Museen. Aber jetzt nicht so langweilige Mittelalter Museen, sondern eher so Film- Musik Museen. Das hatte uns mehr interessiert. An den Wochenenden hatten wir die Zeit mit der Familie verbracht. Wir hatten viele Ausflüge in die Städte gemacht. London war einer meiner Favoriten. die London Bridge, das London Eye und vieles mehr gab es zu sehen. Insgesamt war es eine Zeit die ich vermissen und nie vergessen werde. Layla und ich werden regelmäßigen Kontakt zu Lavender halten und sie so oft es geht in den Ferien besuchen. Aber erst mal wird sie in den nächsten Ferien uns hier in Köln besuchen. Dann lernt sie auch meine Familie kennen. Ich hatte Lavender mein volles Vertrauen geschenkt und ihr über meine Schicksalsschläge erzählt. Über Mama und Papa, wie ich Alex gefunden hatte, das Frederik wie ein zweiter Bruder war und über meine Essstörung. Wir saßen alle zusammen auf der Terrasse draußen im Garten und hatten geweint wie ein Wasserfall. Lavender ist ein sehr emotionaler Mensch. Wenn irgendwer anfängt zu weinen liefen auch bei ihr die Tränen. Sie ist eine tolle Freundin und ich glaube Layla findet es genauso. 

Der Busfahrer informierte uns mit einer Durchsage, dass wir wieder in Deutschland seien und uns drei Stunden vor Köln befanden. Die Fahrgäste die durch die Durchsage des Busfahrers geweckt wurden, fingen an sich zu unterhalten. Und auch meine beste Freundin Layla erwachte langsam aus ihrem Dornröschen Schlaf. Sie setzte sich aufrecht hin und rieb sich ihre haselnussbraunen Augen. Ihre Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, dennoch sah sie gut aus. Ich wurde sogar sagen, dass ihr die verstrubbelte Frisur stehen würde. " Guten Morgen. Wie lang habe ich geschlafen?" sie nahm sich ihre Wasserflasche aus dem Rucksack der unten im Fußraum stand. " Morgen. Ich weiß nicht sieben Stunden bestimmt. Du bist schon eingeschlafen als wir in England waren und jetzt sind wir schon bald in Köln." Das schwarzhaarige Mädchen gab mir ein Nicken und verstaute wieder ihre Wasserflasche. Sie nahm mir einen meiner Kopfhörer aus dem Ohr und steckte ihn in ihr Ohr. " Was hörst du?" Mit einem Blick auf mein Handy schaute ich auf den Titel des Hörbuches. " Rubinrot, das Hörbuch." Layla setze sich in eine für sie bequeme Position, hörte dem Hörbuch zu und spielte nebenbei ein spiel auf ihrem Smartphone. Als sie die Spielrunde verloren hatte reichte sie mir das Handy. So ging es dann die nächsten drei Stunden weiter, bis wir den Hauptbahnhof von Köln erreichten. Der Bus kam zum stehen und die Fahrgäste fingen an ihre Taschen und Rucksäcke oben aus der Ablage zu kramen. Der Busfahrer war schon ausgestiegen um die Koffer heraus zu stellen. Layla und ich waren eine der ersten die ausstiegen. Hinter dem Bus standen bereits alle Koffer und wir suchten unsere heraus und stellten uns an den vereinbarten Treffpunkt wo wir auf Alex und Laylas Eltern treffen sollten. Die Eltern von meiner besten Freundin waren bereits vor Ort und nahmen ihre Tochter liebevoll in Empfang. Wir sprachen noch kurz miteinander bevor sich Layla verabschiedete. Mein Handydisplay zeigte mir eine Uhrzeit von 17:30 Uhr an, also stand ich hier schon eine geschlagene halbe Stunde. In meinen Kontakten wählte ich schließlich die Nummer meines Bruders und hörte dem endlosen Tuten zu. Nach dem fünften Tuten meldete sich eine Stimme am Telefon. heißer und schläfrig.                   "Alex?" fragte ich und ließ mich auf den Rasen unter dem Baum nieder. " Wo bist du?" Er murmelte etwas unverständliches in den Hörer und plötzlich war er weg. Aufgelegt. Fassungslos starrte ich auf den Bildschirm meines Handys. Er hat mich vergessen. Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich schwor mir jetzt nicht zu weinen. Vielleicht hatte er Nachtschicht und hat vergessen sich einen Wecker zu stellen, oder so. Aber selbst wenn ich es mir immer wieder einredete wurde das Gefühl nicht besser. Also machte ich mich selber auf den Weg nach Hause. Mein Weg führte mich durch die gesamte Innenstadt bis ich schließlich nach vierzig Minuten In unserer Wohnsiedlung ankam. Dort lief ich die Straße bis zu ende und bog schließlich in die letzte Sackgasse ein und lief diese bis ganz nach hinten wo unser Haus stand. In der Küche war das Licht eingeschaltet, sonst war es dunkel im Haus. Vor der Haustür kramte ich den Schlüssel aus meinem Rucksack und schloss auf. Im Flur sah ich an den Schuhen, dass die gesamte WG zu Hause war. Ich stellte meine dazu, ließ meinen Koffer an der Seite stehen und ging in die Küche. Phil und Franco saßen am Küchentisch jeweils mit einer Tasse Tee vor der Nase. " Hallo" man hörte das ich genervt war. Doch am meisten war ich enttäuscht. " Elisa, was machst du hier?" Phil weitete seine Augen und schaute mich fragen an. " Ich wohne hier." Ich ließ mich neben Franco auf der Sitzbank nieder und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. " Wo ist mein Bruder?" meine Stimme zitterte und ich war mir sicher, dass man es heraus hören konnte. " Ich dachte er wäre bei dir. Er hat dich doch auch abgeholt." Phil war nun sichtlich verwirrt. Wieder sammelten sich Tränen und liefen schließlich meine Wangen hinab. " Er hat mich vergessen. Ich habe ihn angerufen, aber er hat wieder aufgelegt." Schluchzte ich. " Er war nicht da?" Franco schaute mich an und wischte mir sie Tränen von den Wangen. ich schüttelte lediglich den Kopf. " Ich bin zu Fuß gekommen." Ich stütze meinen Kopf auf meine Handflächen und schaute starr auf die Tischplatte vor mir. Die beiden Männer schüttelten ihren Kopf. Auf der Treppe war ein Poltern zu vernehmen und Sekunden später stand der verehrte Herr Hetkamp persönlich in der Küche. Sein Blick blieb bei mir hängen. Ein Blick in seine Augen reichte mir aus, um zu erkennen das er getrunken hatte. Und davon nicht wenig. Ich stand auf und lief Kommentarlos an ihm vorbei. " Elisa, jetzt warte doch." lallte er mir hinterher. 

I' m fine! Where stories live. Discover now