Kapitel 1

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Die Kleidung klebte an meinem Körper als ich den noch beinahe leeren Bürgersteig entlang lief. Die Sicht war durch den dichten Regen wirklich schlecht, doch das war meine übliche Route und so störte ich mich nicht daran. Viel übler fand ich die viel zu kühle Temperatur für mitte Juni. Ich freute mich schon wieder auf meine warme Wohnung um die Kälte loszuwerden die mir in den Knochen steckte.
Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze joggte ich zwischen den wenigen Frühaufstehern der Stadt durch, genoss den Geruch von frischem Gebäck wenn ich an manchen Bäckereien vorbei lief und versuchte mein Tempo dennoch konstant zu halten. Ich liebte es früh morgens an einem Samstag durch die Straßen zu laufen; die sonst so hecktische Stadt war zu diesem Zeitpunkt noch ruhig und entspannt und lieferte mir somit den Ausgleich den ich unbedingt brauchte.

Zwar nass bis auf die Knochen, doch ordentlich entspannt und etwas ausgepowert kam ich schließlich wieder bei meinem Wohnblock an. Die Stufen bis zu meiner Wohnung joggte ich ebenfalls noch hoch und nachdem ich die Wohnungstür geöffnet hatte, ließ ich sie unbeirrt hinter mir ins Schloss fallen. Ich kickte mir die feuchten Schuhe von den Füßen und zog mir die Kapuze vom Kopf. Mit einer Hand strubbelte ich mir durch meine dunkelblonden Haare. Doch die waren ebenfalls komplett nass und so ging ich ins Badezimmer. Nachdem ich mir meinen Hoodie und das Shirt über den Kopf gezogen hatte und es achtlos in den Wäschekorb warf, drehte ich erst einmal das Wasser in der Dusche auf.

Durch die verdammten alten Leitungen in diesem Gebäude dauerte es eine Ewigkeit bis das Wasser warm wurde und ich hasste nichts mehr, als eine kalte Dusche. Während das Wasser also lief, entledigte ich mich auch meiner restlichen Kleidung. Ich hatte mir gerade zu guter Letzt meine Boxershorts über die Hüften gezogen, als ich eine Bewegung im Türrahmen wahr nahm.
Ohne hinzusehen wusste ich dass es nur Elena sein konnte und daher meinte ich nur locker: "Du bist noch hier". Es war keine Frage, eher eine unangenehme Feststellung.

Als ich keine Antwort bekam, wand ich mich doch zu ihr um. Sie lehnte nur in roter Unterwäsche im Türrahmen und sah mich mit verführerischem Blick an. Dabei ließ sie ungeniert ihre müden, grünen Augen über meinen nackten Körper gleiten. Ihre langen, dunklen Haare waren noch leicht zerzaust und verrieten mir, dass sie eben gerade wach geworden sein musste.
"Es ist doch gut dass ich noch hier bin, sonst wäre mir dieser Anblick entgangen", säuselte sie und ging langsam auf mich zu. Ihre Bewegungen waren trotz allem graziel. Ausdruckslos hatte ich ihre Bewegungen beobachtet und ich sah sie erst richtig an, als sie wenige Zentimeter vor mir stehen blieb.

Fast bedächtig legte Elena ihre Hände auf meine Brust und flüsterte beinahe, als sie sagte: "Weißt du eigentlich wie heiß du bist?"
Ehrlich? Ja, wusste ich. Oder besser gesagt ließen es sich die Frauen nicht nehmen, mir das öfters mitzuteilen. Also ging ich mal davon aus, dass das stimmte. Klar, ich war sicher nicht der Typ jeder Frau und ganz sicher nicht Schwiegermums Liebling. Doch wenn man eben auf die typische Bad-Boy Ausstrahlung stand - was viele Frauen ja taten - dann konnte ich wohl schon der Traum manch schlafloser Nächte sein. Meine dunkelblonden Haare, die eisblauen Augen, ein perfekt trainierter Körper, die Tattoos die beinahe meinen gesamten Oberkörper und Arme bedeckten und das dann noch gepaart mit einer gewaltigen Portion Überheblichkeit und Selbstbewusstsein und so manche Frau kniete ungeniert vor einem nieder. Meist waren es ebenso selbstbewusste Charaktere wie auch einfach nur kaputte Selbstzerstörerische. Elena zählte definitiv zu Letzteren. Doch wir hatten alle unser Päckchen zu tragen und letztendlich war jeder selbst für sich und sein Leben verantwortlich. Daher nahm ich auf sie auch nicht wirklich Rücksicht. Was sie offenbar auch nicht störte, immerhin kannte sie mich schon viele Jahre und hing mir trotzdem noch am Arsch.

Als ich ihr auf ihre Frage nicht antwortete, sah sie auf und musterte mich mit ihren leicht geröteten Augen.
Bestimmend packte ich sie an den Handgelenken und nahm ihre Hände von meiner Brust. "Ich muss jetzt dann los Elena und Damian kommt auch bald nach Hause"
"Dafür hast du schon noch Zeit", ließ sie allerdings nicht locker und ehe ich etwas erwidern konnte, hatte sie ihre rechte Hand in meinen Schritt gelegt und bewegte sie aufreizend.
Gefrustet mahlte ich mit dem Kiefer und griff grob in ihren Nacken, um sie mit meinen Augen festzunageln. "Du hast gestern Abend schon bekommen was du wolltest. Hat dir das nicht gereicht?"
Trotz meiner rauen Art sah sie mir felsenfest in die Augen und ich wusste nur zu gut, warum sie so drauf war. Ohne Hintergedanken passierte bei ihr kaum was...
"Sieh es als kleines, zusätzliches Dankeschön. Und behalte es fürs nächste Mal im Hinterkopf"

Two FacesWhere stories live. Discover now