Unendlichkeiten

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Drei Wochen später war Adam Barnett O'Brien tot.
Stille.
Das Piepen der Geräte war verstummt. Stattdessen war der Raum gefüllt von traurigen Gesichtern und bebenden Schultern. Seine Maschinen, die ihn am Leben halten sollten, versagten angesichts der schwerwiegenden Verletzungen und die Ärzte sahen keine Chance auf eine Heilung.
Keinen anderen Ausweg.

Tränen rannen über ihr hübsches Gesicht. Schluchzer hallten laut durch den kahlen Raum, und so drückte sie nochmals seine erkaltete Hand. Es war eine Bestätigung, dass er der Realität angehörte. Dass die letzten Monate nicht nur ein schöner Traum waren. Der Kuss. Und dann die darauffolgenden Küsse. Wie er sie ansah, mit diesem funkeln in den Augen.
Und dann noch seine letzten Worte.
Ich liebe dich, hörte sie seine Stimme in ihrem Kopf flüstern. Sanft und einfühlsam schlangen seine Worte sie in eine warme Umarmung. „Ich liebe dich", antwortete sie tränenzerronnen und Schluchzte ein paar mal heftig.
Ihre Kehle wurde trocken.
Ihr Körper bebte. „Weißt du das? Ich liebe dich.", schrie sie nun verzweifelt, in der Hoffnung er würde sie hören. Fremde Hände strichen vorsichtig über ihre Schultern und beruhigten sie kurzzeitig. „Er weiß es, mach dir darum keine Sorgen. Du hast es ihm mit jedem Tag bewiesen.", Kiras Stimme drang nun zu ihr durch. Sie sah verzweifelt zu ihr hoch und Kira schenkte ihr ein schwaches Lächeln. „Wir haben ihn alle geliebt." Sie nickte. Zerbrechlich aber akzeptierend.
Er war nun fort. Endgültig.
Seine Stimme war nun nur noch ein Teil ihrer Erinnerung. Sein Lächeln sah sie nur noch durch Bilder. Und seine Berührungen waren nur einseitig und bald unmöglich. „Bist du soweit?", fragte Kira sanft. Josie schüttelte den Kopf. Nein. Dafür könnte sie niemals soweit sein.
Nicht nachdem alles so plötzlich passiert war. Eine Autounfall, zwei Tote, eine weitere Person in Lebensgefahr, und dann war da noch Er. Adam Barnett O'Brien.
Jemand der ihr beigebracht hatte sich selbst zu lieben, ihn zu lieben, und dem Leben eine Chance zu geben. Sie hatte ihn verloren, in dem Moment als sie sich unwissend schlafengelegt hatte, und nicht ahnte dass er am Morgen aufbrechen würde um sie mit einem Frühstück zu überraschen.
Sie hatte ihn verloren, aber sie behielt dass was er ihr hinterlassen hatte.
Die Fähigkeit die Welt mit seinen Augen zu sehen, ganz uneingenommen und wertschätzend. Die Hoffnung und die Kraft, den Krebs zu besiegen. Und die Erinnerungen an die allerschönsten Momente.
Er war alles was sie brauchte.
Sie wollte die Unendlichkeit mit ihm, doch wie John Green schon formuliert hatte, waren manche Unendlichkeiten eben kleiner als andere Unendlichkeiten.

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