Kapitel 4

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Kaitos POV:

Müde ließ ich mich auf mein Bett fallen. Noch immer hatte ich mein Diebeskostüm nicht abgelegt, nur der Zylinder hatte zusammen mit dem Monokel seinen Platz neben mir auf dem Boden gefunden. Es war nicht das erste Mal, dass ich in dieser Montur schlafen würde, es würde ohnehin niemanden stören.

Ich seufzte zufrieden. Der Diebstahl heute war wirklich großartig gewesen. Wenn ich an das Funkeln in den Augen des Detektiven zurückdachte, als er auf dem Dach auf mich gewartet hatte, musste ich unwillkürlich grinsen. Ich genoss unsere Aufeinandertreffen. Es waren eben diese Momente, die mir die Kraft gaben, weiterzumachen. Doch warum hatte mich der Detektiv so einfach gehen lassen?

Seit wir uns am Tage begegnet waren, war irgendetwas anders, auch wenn ich es noch nicht ganz zu erfassen vermochte. Obwohl er nun mein wahres Gesicht kannte, hatte er mich nicht anders behandelt. Weder am Tage noch in der Nacht. Er würde noch immer hinter all die Geheimnisse kommen wollen, die ich als Kaito KID zu verbergen wusste.

Und dennoch hatte ich ihm meine Münze gegeben, die ich eigentlich für meine Zaubertricks selbst gefertigt hatte. Sie war die einzige ihrer Art und mit ihr hatte ich einen großen Hinweis aufmeine Identität hinterlassen. Ob Shinichi dieses Rätsel wohl zu lösen vermochte?

Ich drehte mich auf die Seite und sah durch den offenen Spalt meines Vorhangs in die tiefschwarze Nacht hinaus. Der Himmel hatte sich zugezogen, nur ab und an suchte sich das Licht des Mondes seinen Weg durch die dunkle Wolkendecke bis in mein Zimmer.

Wie häufig hatte ich schon so hier gelegen? Allein in der Dunkelheit, während ich versuchte, einen Blick auf das sanfte Mondlicht zu erhaschen?

Trotz der vielen Menschen um mich herum hatte ich niemanden, dem ich mich wirklich anvertrauen konnte. Ich konnte niemanden an mich heranlassen, zu groß war die Angst, sie würden meine wahren Gefühle erkennen, hinter mein Pokerface sehen können. Wie der einsame Kaito Kuroba nach all den Jahren noch immer um seinen Vater trauerte.

Wollte ich etwa, dass der Detektiv hinter meine Geheimnisse kommt? Herausfindet, wer sich hinter dem Namen Kaito KID verbirgt? Diese Einsamkeit in meinem Herzen erkennt? Und wenn er es herausfände? Würde er mich noch immer mit diesem Glänzen in den Augen ansehen, wenn wir uns gegenübertreten würden?

Abgesehen von Jii-chan und meiner Mutter war er der einzige, der zumindest einen Teil meines wahren Selbst gesehen hatte. Er hatte es akzeptiert. Bei ihm hatte ich nicht das Gefühl, mich verstellen zu müssen. War mir bei dem Diebstahl etwa deswegen der Fehler unterlaufen, so ungeschickt vor ihn zu treten? Ich war zu sorglos gewesen und doch hatte er nichts gesagt, es einfach dabei belassen.

Ich seufzte. Diese Gedanken würden mich nirgends hinführen, also verwarf ich sie. Alles würde wie früher sein. Ab jetzt würden wir uns nur noch als Dieb und Detektiv gegenüberstehen, nichts weiter. So war es und so sollte es auch bleiben. Wir waren Rivalen.

Vorsichtig hielt ich den Edelstein in die Höhe, den ich Shinichi entwendet hatte. Obwohl der Lapislazuli im Mondlicht förmlich strahlte, wurde das ersehnte rötliche Schimmern in seinem Innern nicht erkennbar. Es war nicht Pandora. Natürlich nicht. Meine Suche war noch nicht beendet.

Noch immer konnte ich den Blick des Detektiven spüren wie er mich beobachtet hatte, als ich den Stein zuvor in seiner Nähe überprüft hatte. Er war durch und durch ein Detektiv, der darauf aus war, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Ich würde weiterhin als Phantomdieb Edelsteine entwenden, vor den Blicken der Polizei entgehen. Es war eine Bürde, die ich ganz allein zu tragen hatte, auch Jii als mein treuer Gehilfe konnte daran nichts ändern.

Geschätzte ZweisamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt