Die Flucht zur äußeren Mauer

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Blinzelnd öffnete ich meine Augen und richtete mich verwirrt auf, dabei fiel jedoch ein nasser Lappen auf meinen Schoß, der wohl zuvor auf meiner Stirn lag.

Ich fühlte mich deutlich besser. Mir war zum Glück auch nicht mehr schlecht, denn ich musste leider feststellen, das es nicht wirklich angenehm war, sich übergeben zu müssen.

Kurz streckte ich meinen Rücken durch, der dann kurz knackte, ehe ich mich aus dem fremden Bett erhob.

Wo war ich eigentlich? Das sieht nicht nach den Häusern von den Giganten aus... Ich muss es ja wissen, hab die Dinger ja schließlich selbst erschaffen.

Obwohl warte mal... hatte dieser Knirps nicht gesagt, das sie mich mitnehmen? Dann könnte ich mir auch erklären, wieso ich nicht bei den Giganten war.

Leise gähnend wandte ich mich dann zur Tür, die ziemlich im Schatten lag. Ich wollte zu den Giganten zurück, da ich dort meine Heimat gefunden hatte.

Die Tür war zum Glück nicht abgeschlossen, knarrte aber leise. Mich sollte es ja nicht stören, es gab hier eh niemanden, der mich von meiner Abreise abhalten konnte. Undankbar wollte ich jedoch auch nicht rüberkommen, weshalb ich kurz mit meinen Fingern schnippte. Auf dem Bett, in dem ich lag, erschien etwas gold, was ich auch dort liegen ließ.

Jetzt musste ich aber erstmal einen Weg hinaus finden. Schließlich befand ich mich auf feindlichen Territorium, da wollte ich so schnell wie möglich weg.

Tief durchatmend konzentrierte ich mich darauf, meine Energie einmal durch den Boden zu schicken, um nachzusehen, wo die Leute überall waren. 

Ok, die meisten waren außerhalb des Gebäudes, wenige waren in diesem Haus verteilt. Niemand befand sich in meiner unmittelbaren Nähe.

Ein Fenster, direkt vor mir, wäre der schnellste Weg, um zum Wald zurückzukehren. Ich öffnete dieses, sah kurz raus, um abzuchecken, ob man meinen Aufprall bemerken würde, was zum Glück nicht der Fall war, als ich auch schon auf den Fenstersims stieg.

Das ich nur eine kurze Menge Hose und ein zu enges weißes Oberteil anhatte, war mir ziemlich egal in dem Moment. Mit einem dreifachen Salto, der mit eleganter Landung auf dem Boden endete, blickte ich mich nochmals um.

Gut, niemand hatte das beobachtet, soweit ich das beurteilen konnte. Schnellen Schrittes bewegte ich mich auf den angrenzenden Wald zu, das war mein schnellster Weg, um in die Freiheit hinauszugelangen.

Jedoch wurde mein Unterfangen im nächsten Moment vereitelt, als ich einen leichten Luftzug rechts oberhalb meiner Schulter wahrnehmen konnte. Reflexartig blockte ich den Angriff ab, baute Druck auf und schleuderte den Angreifer in die Richtung, aus der er kam.

"Hach, will der kleine etwa spielen? Verzeihung, ich habe leider keine Zeit für dich, ich will nämlich nach Hause." spottete ich, fing nebenbei noch sein geworfenes Messer mit Zeigefinger und Mittelfinger auf und begann zu grinsen. Seinen Tritt wich ich mit einer gekonnten Handbewegung aus, ballte gleichzeitig meine Hand zur Faust und zielte auf seinen Schädel.

Die scheiß Göre wich mir jedoch aus, weshalb meine Faust auf den Boden traf und dieser einen kleinen Krater nun vorzuweisen hatte. Ich erhob mich langsam, klopfte den entstandenen Staub ab und wollte wieder zum Wald losgehen, als ich schon wieder einem Angriff auswich, nur dieses mal, ohne mich umzudrehen. Der Typ nervte.

"Sag mal, hast du Lack gesoffen oder so? Du kannst mich nicht aufhalten. Lasst mich in Frieden ziehen, dann lasse ich euch leben." kommentierte ich, bevor ich am Waldrand ankam, leicht in die Hocke ging und dann absprang. Elegant landete ich auf dem höchsten Ast vom Baum und hob kurz die Hand zum Abschied.

Dann sprang ich los, jedoch so schnell, das die selbst mit ihrer Ausrüstung zu Lahm waren. Das diese Menschen einen auch nicht in ruhe lassen konnten, ist einfach nur traurig.

Als ich den Blick hob, konnte ich schon die Mauer entdecken. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, ehe ich aus der Baumkrone hinaussprang und meine Energie in die Füße konzentrierte.

Ich blieb an der Oberfläche haften, begann jedoch schnell loszurennen. Kurz bevor ich am oberen Rand der Mauer ankam, sprang ich ab und landete dann sanft auf dem Boden der Mauer. Einen kurzen Blick riskierte ich, konnte jedoch niemanden entdecken, der Zeuge meiner nächsten Tat werden konnte. Fokussiert dachte ich an mein langes, weißes Haar, an das rote Auge auf meiner Stirn und an die weißen Augen. Das Kribbeln auf meinem Körper bestätigte mir die Veränderung, ehe ich meine Augen öffnete und mich in die Luft erhob. So würde das wesentlich leichter und schneller gehen, als die ganze Zeit nur durchzurennen.

Ich überquerte einmal die komplette Stadt, wollte gerade auch an der äußersten Mauer hinüber, als ich den Giganten entdeckte. Sichtlich verwirrt darüber, das dieser an der Mauer stand, blieb ich dort wo ich war. Als mir dann jedoch klar wurde, was hier abgeht, reagierte ich schnell.

Aus meiner weißhaarigen Form wechselte ich auf die schwarzhaarige um, ehe ich mit einem dreifachen Salto auf dem Boden landete und mich in den inneren teil der Stadt zubewegte. Ich musste so viele Menschen retten, wie es mir möglich war.

Selbst wenn das bedeuten würde, das die scheiß Göre angerannt kommen würde, um mir in die Fresse zu schlagen.

"Verschwindet von hier!! Rennt schnell zu den Mauertoren!" schrie ich die Leute an, welche dann nach kurzem zögern zu rennen begannen. Just in dem Moment wurde die Mauer eingeschlagen, weshalb ich dir mir am nächsten stehenden Kinder packte, diese über meine Schultern warf und los rannte. Ein kleiner blonder Junge, ein schwarzhaariges Mädchen und ein braunhaariger Junge. Dieser begann aufzuschreien, als einer der Giganten in eine bestimmte Richtung lief.

So schnell ich konnte brachte ich die beiden anderen weg, musste jedoch die kleine fester packen, da sie zu ihrem Freund gehen wollte.

Beim Tor angekommen stellte ich die beiden ab, spürte der Markierung vom kleinen nach und stand nun neben ihm. Er sprach mit einer Frau, vermutlich seiner Mutter. Sie bat mich darum, den kleinen mitzunehmen, sie aber da zu lassen, da sie eh nicht mehr viel Zeit hatte. Mit einem Ruck befreite ich sie jedoch, schmiss sie mir über die Schulter, den kleinen packte ich unter meine Achsel und rannte los, so schnell ich konnte.

Das uns ein Titan verfolgte, konnte ich an dem Beben der Erde spüren, weshalb ich noch einen Zahn zu legte und nun für das menschliche Auge zu schnell wurde. Meine beiden Begleiter würden zwar später Nachwirkungen ertragen müssen, kann mir jedoch schnuppe sein, solange sie überlebten...

Bei den Rettungsbooten angekommen brachte ich die beiden zu den anderen Kindern von vorher, setzte sie ab und kniete mich neben der Frau hin. Meine Hand begann grün aufzuleuchten.

Mit der Behandlung beginnend, versuchte ich das Nervensystem der Dame zu zuknöpfen, während ich nebenbei noch die Blutungen stillte. Die Kinder beobachteten dies mit funkelnden Augen, bis ich schließlich aufstand und der Mutter die Hand reichte.

Zögernd nahm sie diese an, weshalb ich sie hochzog und sie nun zittrig stehen blieb. "Vielen Dank... wären Sie nicht da gewesen, wäre ich jetzt nicht mehr am leben..." bedankte sie sich, was ich mit einer Handbewegung abtat. "Das ist doch gar kein Ding, ich bin froh darüber, das ich sie retten konnte..." war das letzte, was ich zu den vieren sagte, ehe ich wieder losrannte, um den anderen zu helfen.

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