🗝️

602 63 24
                                    

Mein Name ist Louis.

Ich bin 25 Jahre alt und lebe in Detroit, Michigan. Eine Chaosstadt. Die Kriminalität ist in den letzten Jahren um 20% gestiegen. Die Gefängnisse platzen aus alles Nähten. Wie passend, dass ein Insasse in den nächsten 24 Stunden ausbrechen wird. Ein Insasse, der wegen versuchten Mordes und Diebstahl sitzt. Ein Insasse, der mir zum Verhängnis werden würde.

Mein Leben ist etwa so spannend wie eine Schmeißfliege kurz vor'm Verrecken, wenn sie auf dem Rücken liegt und mit letzter Kraft mit den Flügeln schlägt, sodass sie sich im Kreis dreht. Traurig, aber wahr. Ich hatte eine Beziehung. Eine großartige Beziehung. Er hat mir alles bedeutet, doch er musste gehen. Die Karriere zog ihn nach Salt Lake City. 2.678 km weiter Richtung Westen. Und somit hat er nicht nur meine Katze, sondern auch mein Herz mitgenommen. Diese natürlich forhandene Angst, wenn man sich auf eine Autobahn legen würde und überfahren werden könnte, die habe ich nicht mehr. Ich denke das beschreibt meine Situation ganz gut.

Mein Job lenkt mich ab. Er sorgt dafür, dass ich nicht vollkommen den Verstand verliere. Andererseits macht er mich zu einem Gefangenen. Und ich habe einfach keinen Bock mehr. Auf nichts mehr.

Ich steige aus meinem alten Golf und werde mir mal wieder bewusst, dass heute aufzustehen ungefähr soviel gebracht hat wie Feuer mit Benzin zu löschen. Aber es bringt ja alles nichts.

Seufzend werde ich mein Abendessen auf die Küchenzeile der Gemeinschaftsküche und setze mich, hole mein Handy aus meiner Tasche und entsperren es.

"Dir auch einen angenehmen Abend, du Spinner.", knurrt Nick und beißt in sein Brötchen. Ich hebe nicht mal den Blick.

"Halt die Fresse und kümmere dich um deine Scheiße."

Ich gebe mir Mühe meine schlechte Laune nicht an anderen auszulassen. Aber das ist so verdammt schwer...

Dann beginnt meine Schicht. 21 Uhr bis 5 Uhr morgen früh. Da kommt gute Laune auf. Definitiv.
Lustlos schlenderte ich ins Büro und hole meinen Gürtel mit Waffe, Handschellen und Taschenlampe. Ein Blick auf meinen Plan und ich verschaffe mir eine Übersicht über meine Schicht. Als erstes einen Vergewaltiger vom Ankunftsraum in seine Zelle bringen. Herrlich.

Genervt drehe ich den Schlüssel in dem schweren Schloss um und schiebe den Insassen vor mir her. Er stinkt bestialisch nach Alkohol und Füßen. Mir stellen sich die Nackenhaare auf.


Der ältere Mann reißt an den Handschellen und wirft mir einen genervten Blick zu. Ich schließe die Gittertür von außen und sehe ihn durch die Stäbe an.

"Tja mein Großer, du bist selbst daran Schuld. Vielleicht fotografiert du das nächste mal deinen eigenen Körper, anstatt den von Kleinen Kindern.", fahre ich ihn angewidert an und spucke gekonnt in die Zelle. "Widerwertig.",murmle ich hinterher und kehre wieder in unsere Gemeinschaftsküche zurück.

Schnaufend lasse ich mich auf einen der Stühle fallen und zücke mein Handy. Wenig später kommt Nick rein und übergibt sich ohne ein Wort in den nahestehenden Mülleimer. Ich muss lachen.

"Na, wurdest du wieder angewixxt?"

Für meine überflüssige Frage bekomme ich nur einen vernichtenden Blick. Stöhnend wäscht er sich Gesicht und Hände.

AfterlifeWhere stories live. Discover now