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Da war einfach ein Baby in mir. Krass. Ich konnte das nicht glauben, auch nicht realisieren. Zwar hab ich meine kleine Blase schon sehen können, hab ein Ultraschallbild in meiner Tasche, aber trotzdem, das ist so unwirklich. Liam hatte sich so sehr gefreut, aber wie würde es mit meiner Familie aussehen? Was würden sie sagen? Vor allem Dad? Ich war erst kurz im Amt und jetzt schon schwanger und würde in Kürze in Babypause gehen müssen. Was würden die Leute von mir halten? Mit 22 Königin und kurz danach Mutter? Aber das war mir egal, ich war glücklich. Dennoch plagte mich die Frage, wie ich das meiner Familie sagen sollte? Daddy war erst seit kurzem wieder zuhause und heute wurde ein Ball für ihn gegeben. Das wäre eigentlich die perfekte Gelegenheit. Ja, Liam und ich würden es ihnen allen heute sagen. Obwohl am Empfang mehrere Leute teilnahmen, pflegten wir es die Jahre über, uns eine Stunde vor Beginn zu treffen und noch eine Kleinigkeit zu uns zu nehmen. Und bei diesem Treffen würde ich es ihnen sagen. Ihnen allen. 

Viel zu schnell war die Zeit vergangen. Es war Zeit. Ich hoffte so sehr, dass Daddy mich immer noch als seine kleine Prinzessin ansah, die ich die ganze Zeit gewesen war. Er und ich hatten eine ganz besondere Bindung, eventuell sogar eine stärkere als ich und Mum, weil sie damals gegangen ist und mich zurückgelassen hat. Natürlich verstand ich die Gründe, aber als kleines Mädchen wollte ich sie nicht verstehen. Da war nichts. Keine Erklärung. Kein Versuch, Kontakt mit mir aufzunehmen. Nichts. Und das hatte Daddy und mich nur noch mehr zusammenschweißen lassen. Ich freute mich auf mein kleines Baby. Hoffentlich würde Dad das genauso sehen. Liam nahm mich bei der Hand und machte mir viele Komplimente über mein Aussehen. Aber das beruhigte mich nicht, so wie er es abgesehen hatte, sondern machte mich noch viel nervöser. Nein, ich konnte das nicht sagen. Nicht heute. Aber irgendwann würde er es sowieso erkennen. Lieber früher als später? Ich wusste nichts mehr. Ich setzte mich an meinen Platz und verstummte nach der Begrüßung. Ich sah, wie das Essen aufgetischt wurde, und wie mein Vater einen Tost aussprechen wollte. Das war meine Chance. Es wäre sowieso auffällig, wenn ich den Wein nicht trinken würde. Also würden sie es so oder so heute wissen. Und dann wollte ich das lieber sagen, als dass sie ihre Schlüsse ziehen. Ich stand also auf, räusperte mich und kam Dad zuvor, der sich wieder hinsetzte. "Es freut mich, dass ihr alle hier seid." Ok, das war definitiv kein guter Anfang. Das klang so, als hätte ich sie eingeladen. Ich wusste nicht, wie ich weitermachen sollte. Hilfesuchend schaute ich zu Liam, der mir nur zuzwinkerte. Meine Güte, begriff er denn gar nichts? Ich nippte kurz an meinem Wasserglas und räusperte mich nochmals. "Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Wie wir es sagen sollen. Ich bin erst seit ein paar Wochen Königin und ich liebe diese Aufgabe. Wirklich. Ich fühle mich dem Volk so nahe, wie schon lange nicht mehr. Ich weiß, dass ich noch relativ unerfahren bin, aber mit deiner Hilfe, Dad, werde ich das schon schaffen. Und ich brauche sie in nächster Zeit noch mehr. Nicht, weil ich nichts auf die Reihe bekomme, nein, weil Liam und ich Eltern werden. Wir bekommen ein Baby. Also, ein Tost auf dich, kleines Baby. Willkommen in unserer Familie." Ich sah runter zu meinem Bauch und streichelte ihn, obwohl noch nicht einmal eine klitzekleine Wölbung zu erkennen war. Ich sah in die erstarrten Gesichter meiner Familie. Die meiner Geschwister entspannten sich zuerst, sie sprangen regelrecht auf und umarmten mich und Liam und gratulierten uns. Meine Mutter tat es ihnen nach einer kurzen Zeit gleich und flüsterte mir: "Glückwunsch. Ihr beide werdet das schon schaffen. Und uns gibt es ja auch noch. Ich freue mich so" ins Ohr. Und Dad, der saß nach wie vor auf seinem Stuhl und schaute mich entsetzt an. Das war definitiv nicht die Reaktion mit der ich gerechnet hatte. Obwohl, tief in meinem Innersten hatte ich es wohl gewusst. Sah er mich schon mit anderen Augen an? Er nippte an seinem Weinglas, das schon fast leer war und sah mich nicht einmal an. Er hatte den Blick stur auf das Glas gerichtet. Mum beugte sich nochmals zu mir vor und murmelte: "Er braucht seine Zeit. Du wirst sehen, er wird sich noch freuen. Ich rede mal mit ihm." Ich nickte ihr dankbar zu und sah weiter zu Dad. Die Zeit verging und sie verging und das Essen neigte sich dem Ende zu und mein Vater hatte mich immer noch nicht angeschaut, geschweige denn mit mir gesprochen. Der Ball begann gleich jeden Moment und ich wollte nicht, dass er so begann. Aber ich konnte das nicht ändern. Auf ihn zugehen wollte ich nämlich auch nicht. Er sollte den ersten Schritt machen. Er war der einzige Griesgram der Familie, dem die Nachricht nicht gefiel. Ich meine, ich musste mich auch erst an den Gedanken gewöhnen, aber er würde das Kind ja nicht großziehen müssen. Er würde nur Opa sein. Vielleicht gefiel ihm dieser Titel nicht. Dann würde das Kind ihn halt anders nennen. Gaddy oder so. Konnte er sich selbst aussuchen. Aber ich würde mein Kind bekommen. Egal, ob es ihm nun gefiel, oder nicht. Da konnte ich auch nichts machen. Dennoch würde ich mich jetzt amüsieren. Ich ging in den ersten Stock, Liam und ich würden als letzte erscheinen und den Eröffnungstanz haben. Ich liebte Tanzen. Ich liebte es wirklich über alles und nichts auf der Welt würde mir diesen Tanz versauen. Nicht einmal die schlechte Laune meines Dads. 

Plötzlich Royal 3Where stories live. Discover now