Der mysteriöse Steinkreis

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Mein Leben, alles wäre anders verlaufen, wäre ich nicht das, was ich jetzt bin. Vielleicht wäre mein Leben ganz normal verlaufen und nichts von dem je passiert. Ist meine Gabe ein Fluch oder ein Segen? Findet es selbst heraus.

Alles begann, als meine Mutter mit ihrem Freund Brian und mir in den Urlaub fahren wollte. Ich mochte ihn nicht, daher war ich nicht sonderlich begeistert mit ihm 2 Wochen zu verbringen. Als wir nach einer Ewigkeit und 3 Stunden Stau ankamen, sah ich zum ersten mal unsere Ferienwohnung. Es war eine kleine Holzhütte mitten im Schwarzwald. Ich stieg aus dem Auto und landete auf dem Kieshof. Hinter mir lag die einzige Zufahrt zu diesem Ort. Ich schulterte meinen kleinen Rucksack und half mit den Koffern. Abseits unserer Lichtung gab es nur Bäume. Neben unserer Wohnung stand noch eine zweite Hütte, etwas größer und geräumiger als unsere, aber in dem gleichem Blockhaus-Stil. Ich nahm meinen Koffer, ein silberner mit Skateboards, und zog ihn hinter mir her zu meinem Zuhause für die nächsten 2 Wochen.

Ich ging an unserem schwarzen Seat vorbei und schlenderte entlang an dem anderem Haus und einem terrakottafarbenen brunnen mit einem Fichtenholzdach. Aus diesem schöpffte ein kräftiger, etwas unheimlicher, großer Mann Wasser mit einem Holzeimer. Er sah zu mir, schließlich war das Geräusch meiner Kofferrollen kaum zu überhören. Er hatte einen durchdringenden Blick und musterte mich und mein Gepäck schweigsam. Ich blieb stehen. Ein paar Sekunden starrten wir uns wortlos an. Ich ging weiter, es fing langsam an unangenehm zu werden.

Ich trat hinein in unser Ferienhaus. Es war altmodisch eingerichtet und man sah das Holz an den Wänden, das komplette Gegenteil zu unser modernen Wohnung in York. Die Möbel hier waren, genau wie die Wände auch, aus Holz und wirkten selbstgemacht. Ich ging den mit bilderbehangenen Flur entlang bis ich zu letzten Tür kam, meinem Zimmer.

Es gab nicht viele Möbel in meinem kleinem Zimmer. Ein großes Bett mit einer rot-weiß karieten Bettdecke, welches etwa ein Viertel des Raumes einnahm,  ein Nachtschrank neben dem Bett, eine Kommode und ein Spiegel. Eine Glühbirne hing bemitleidenswert von der Decke. Für mehr Möbel wäre wahrscheinlich ohnehin kein Platz gewesen. Ich schleuderte mein Gepäck auf den Boden und lief nach draußen. Ich kam vorbei an dem Schlafzimmer meiner Mom und Brian. Sie lachten, anscheinend hatte er kurz davor einen Witz gemacht. Schneller als zuvor lief ich den Gang entlang. Ich wollte weg. Von Brian.

Ohne ihn würde Dad nicht auf der anderen Seite der Welt leben und ich wäre nicht allein hier, sondern mit Ruby und Josie, meinen Schwestern. Endlich hatte ich die Haustür erreicht. So konnte ich mir immerhin eine kleine Auszeit nehmen und den Wald etwas erkunden.

"Warte!", hörte ich links neben mir den gruseligen Mann sagen. "Sei vorsichtig im Wald! Dort wird es ungewöhnlich schnell sehr dunkel, also verirr dich nicht!", warnte er mich in einem Ton, von welchem ich Gänsehaut bekam. Ich nickte, musste mir jedoch ein Lachen verkneifen. "Der sollte mal auf die Uhr schauen. Es ist Nachmittag! Aber was soll's, ich liebe Gruselgeschichten!" Dort ahnte ich noch nicht, dass diese leichtsinnige Entscheidung mein gesamtes darauffolgendes Leben beeinflussen würde.

Es war zwar erst später Nachmittag, aber die Bäume warfen für diese Uhrzeit ungewöhnlich lange und dunkle Schatten. "Ist ja wie im Märchen." Ein waldiger Geruch lag in der Luft. Ich roch nasse Erde, Pilze und die langsam vermoderne Blätterschicht unter meinen Füßen. Ich ging weiter hinein in das Dickicht, ohne einem Weg zu folgen, ohne zu wissen wohin ich ging oder wie ich hier wieder aus dem diesem natürlichem Labyrinth herausfinden sollte.

Nach etwa fünf Minuten Fußweg erreichte ich Felsen. Unsere Lichtung lag schon weiter hinter mir. Vor mir lag ein großer Felsberg. Ich ging um ihn herum. Dahinter erspähte ich eine kleine, versteckte Wasserquelle. An diese schloss sich ein runder Teich an, der wiederum einen winzigen Bach speiste. Das Wasser war glasklar und wirkte eher wie ein Spiegel. Ich sah mich um. In einem Umkreis von 20 Metern gab es keine Bäume. Ich empfand das nicht als seltsam, also wand ich mich wieder dem Wasser zu. ich betrachtete mein Spiegelbild. Meine fast weißen Locken waren zerzaust, so wie immer, und mein weißes T-Shirt hing locker über meine schwarze Jeans. Es war ein angenehmer Spätsommernachmittag. Ich betrachtete mein Ebenbild genauer. Auf einmal wurde meine sonst eh schon helle Haut immer heller und heller, bis ich schließlich so aussah wie Schnee. Gleichzeitig wurden meine Ohren immer spitzer und spitzer, bis sie durch meine Locken hindurchragten. "Was ist das?", murmelte ich vor mich hin. Plötzlich verschwamm mein Spiegelblid und alles um mich herum war pechschwarz. Die Nacht brach herein.

Die Quelle, die sich angehört hatte wie ein tobender Wasserfall plätscherte nun sachte vor sich hin. Die sonst so fröhlich trällenden Vögel waren verstummt. Nur das Platschen der Quelle durchbrach die Stille.  Die Umrisse der moströsen Nadelbäume waren komischerweise als einziges für mich sichtbar. Es war windstill und ich bemerkte schwache Nebelschwaden, die auf mich zukrochen und sich um meine Füße schlängelten. Ich stolperte nach vorn. "Ich muss hier raus, am besten sofort." Ich sah mich um. Es half nichts, an den Bäumen konnte ich mich nicht orientieren. Ich versuchte mich zu konzentrieren. Hoffnungsvoll klopfte meine Hosentaschen ab, sie waren leer. Leise fluchte ich vor mich hin. In diesem Moment aber fiel mir auf wie ich, vielleicht, den Weg aus diesem Irrgarten herausfinden könnte. Endlich ging mir ein Licht auf. "Der Bach! Ich kann einfach dem Bach folgen!" Ich lief also die Spur des Baches entlang, in der Hoffnung, mich nicht noch weiter zu verirren. Ich hätte zwar bei der Quelle bleiben können, aber ich wollte hier nicht warten bis mich vielleicht jemand rettete. Ich stolperte mehrmals, schließlich konnte ich nicht sehen wo sich Steine befanden. Den gesamten Weg bettete ich, nicht etwas Dummes getan zu haben. Ich wusste nicht was ich tat, es fühlte sich an wie ein Albtraum, wie in einer Blase, aus der ich versuchte auszubrechen.

Plötzlich hörte ich das Plätschern nicht mehr neben meinen Füßen, sondern hinter mir. Der Bach versiegte hier. Panik stieg von meinen Zehen bis in mein Gehirn auf. Was sollte ich jetzt tun? Meine einzige (halbwegs) kluge Idee verlor sich unter meinen Füßen. Ich hatte keine andere Idee wie ich sonst nachhause kommen sollte, also lief ich einfach planlos in den Wald. Nach etwa 10 Minuten hörte ich plötzlich eine Stimme. Sie sang wunderschön, aber weder auf Deutsch oder Englisch oder einer anderen von mir bekannten Sprache. Sie klang wie das Rauschen der Blätter im Wind. Diese außergewöhnlich schöne Stimme gehörte einem Mädchen, welches etwa so alt wie ich sein musste. Ich folgte der Stimme. Irgendetwas in mir trieb mich den Worten entgegen, welche unsichtbar in der Luft umhertanzten. Nach wenigen Minuten sah ich endlich etwas anderes als Bäume. Es waren aber nicht wie erhofft Häuser, es war ein Steinkreis!

"Ein Steinkreis im Schwarzwald?", werdet ihr euch wahrscheinlich fragen, aber ich war viel zu erstaunt um darüber nachzudenken. Ich lief über Stock und Stein, stolperte ein paar Mal, um zu diesen enormen Steinen zu gelangen. Diese konnte ich, genauso wie die Nadelbäume, seltsamerweise erkennen. Vom inneren des Kreises ging ein merkwürdiges Fackellicht aus, obwohl ich bei genaureren Hinsehen gar keine Lichtquelle ausmachen konnte. Ich sprang beinahe lautlos über einen kleinen Graben und schlich hinter einem Stein versteckt zum Ringinneren. Plötzlich hielt ich inne. Was, wenn diese Stimme gar keinem Menschen gehörte? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass hier jemand freiwillig bei Nacht sein würde. Aber wer sollte es sonst sein? Oder eher was? Doch meine Neugier überwiegte und so ging ich entschlossen in die Mitte des Kreises. Dort konnte ich nicht glauben was ich sah!

Fortsetzung folgt...


Die Kinder des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt