Fest

326 17 7
                                    

Liara kam mit ihrer Zofe in mein Gemach, damit wir uns gegenseitig bei unseren Kleidern beraten konnten.
Mara hatte mir einige sehr schöne Kleider vom Schneider mitgebracht, aber ich entschied mich für ein enges, bis zum Boden reichendes, rotes Kleid, das einiges von meinem Rücken zeigte.
Seid Liara mir diese Kette geschenkt hatte, hatte ich sie nie abgelegt , aber bei diesem kleinen Fest mit der Anwesenheit des Königs, würde ich sie durch eine Goldene tauschen. Schweren Herzens legte ich die Kette im meine Schmuckschatulle und verstaute diese wieder sicher in einer Schublade.

Zufrieden drehte ich mich zu meiner besten Freundin und beäugte auch noch mal ihr Kleid. Das sanfte Himmelblau stand ihr ausgezeichnet. Es lag wie meines bis zur Taille eng an und ging dann in sanften großen Wellen nach unten.

Unsere beiden Zofen schminkten uns noch und steckten uns die Haare hoch und schon waren wir bereit zu gehen. Gemeinsam machten wir zwei uns auf den Weg zu den anderen Mädchen, um sie für das Fest abzuholen.
Sie standen schon allesamt in einer Gruppe vor ihren Zimmern und sobald sie uns sahen kamen sie auch schon herüber geeilt, so schnell wie es ihnen in den hohen Schuhen möglich war.

Das klacken unserer Schuhe hallte von den Wänden wieder und man hätte uns ohne die laute Musik im Festsaal, bestimmt schon von Weitem gehört.
Ich muss gestehen, dass ich aufgeregter war, als ich hätte sein müssen. Es war aber keine positive Unruhe die ich verspürte, sondern eine unangenehme Leere, wegen der Anwesenheit des Königs. In seiner Nähe würde ich mich wohl nie zur Gänze Entspannen können. Ich war noch immer sehr froh, hier bald mit meinen Freundinnen weg zu kommen, auch wenn mir bewusst war, dass die Aufträge des Königs nicht einfach zu meistern sein würden. Dennoch fand ich es besser nicht mit ihm unter einem Dach leben zu müssen, auch wenn das Schloss riesig war und wir uns so gut wie nie auf dem Gang begegneten.

Kaum hatten wir den Festsaal betreten, löste sich unsere Gruppe auf und jede folgte ihren eigenen Interessen. Selbst Liara verließ mich, mit der Ausrede, sie müsse sich etwas zu trinken holen.
Und so fand ich mich an einer Säule gelehnt wieder und schaute der Menschenmasse beim Tanzen zu.

Gerade lief ein ruhiges Lied und ich wippte mit dem Tackt mit. Als ich eine warme Schulter an meiner spürte ,schaute ich auf und blickte in die grau- rot gesprenkelten Augen von Aaron. Wie ein Sturm mit winzigen roten Strichen durchzogen, so ganz anders als meine blauen Augen. Als ich bemerkte, dass ich einen ticken zu lange in seine Augen geschaut hatte, schoss mir eine unangenehme Hitze ins Gesicht. Aaron schien es nicht bemerkt zu haben oder es war ihm egal. Jedenfalls glitt sein Blick an meinem Kleid herab und er meinte: „Dir steht dieses Kleid ausgezeichnet, vor allem die Farbe schmeichelt deiner Figur." Nun schaute ich an ihm herab und musste über den teuer aussehenden schwarzen Stoff seines Hemdes staunen, mit dem er ebenfalls nicht schlecht aussah. Somit gab ich ihm das Kompliment zurück.
Viel mehr Worte konnten wir nicht mehr austauschen, da Liara sich schon wieder zu mir gesellte und wie ein Wasserfall zu reden begann.
Ich erwartete schon fast, dass Aaron ging, aber anstatt sich zu irgendwelchen anderen Mädchen zu gesellen, blieb Aaron still neben mir stehen und hörte Liara aufmerksam zu.
So ging das eine ganze Zeit lang, bis Liara zum Tanzen aufgefordert wurde und somit auf der Tanzfläche verschwand.
Der Mann, der die ganze Zeit neben mir gewesen war streckte mir seine Hand hin und ich ergriff sie mit einem Lächeln. Ein langsames Lied ertönte und Aaron kam ganz nah an mein Ohr und flüsterte: „Im tanzen wirst du mich nicht schlagen können."
Damit könnte er durchaus recht haben, da wir im Dorf eher selten zu solchen Liedern tanzten, aber ich sah es einfach mal als neue Herausforderung, die ich zu meistern hatte.

Mit Aaron an meiner Seite fühlten sich die schwierigen schnell hintereinander ablaufenden Schritte gar nich mehr so schwer an und als er mich einmal kurz in die Luft hob, fühlte es sich an, als würde ich schweben.
Ab und zu erblickte ich eine meiner Freundinnen auf der Tanzfläche, hatte aber meistens nicht lange genug Zeit, um zu sehen mit wem sie tanzten.

Als ein lautes klingen durch den Saal drang, drehten sich alle in Richtung des Herrschers, der jetzt wahrscheinlich seine Ansprache halten würde. „Schön das ihr heute so zahlreich erschienen seid,  ich wollte nur kurz auf meine Mädchengruppe anstoßen, die schon bald einen große Reise außerhalb des Schlosses antreten werden. Mehr müsst ihr dazu aber auch nicht wissen."

Ich nahm mir auch ein Glas voll Weil und hob es in die Luft. Ich tat dennoch nur so als würde ich trinken, weil ich den König nicht genug vertraute, um mir ganz sicher zu sein, dass der Wein nicht vergiftet war.
Medelaine und Chamil hatten mein Zögern anscheinend bemerkt und tranken deshalb auch nichts aus den goldenen Bechern behielten aber den Anschein, als würden sie davon trinken.

In der restlichen Zeit in diesem Saal passierte nichts spannendes mehr außer, dass immer mehr Soldaten betrunken davon torkelten. Ein paar mal müsste ich mir ein Lachen verkneifen, als der ein oder andere gegen eine Säule lief und sich verwirrt den Kopf stoß.
Der Raum leerte sich immer mehr und bald waren außer uns und dem Prinzen nur noch wenige weitere Gäste anwesend. Das war für mich das Zeichen zu gehen und die Mädchen hätten mit nicht folgen müssen, aber sie taten es trotzdem. Wahrscheinlich hatten sie schon darauf gewartet, dass irgendjemand den ersten Schritt macht und den Saal verlässt.

Irgendwann trennten sich unsere Wege und ich ging die letzten Meter von Liaras Zimmer zu meinem.
Plötzlich tauchte ein Mann in dem nur leicht beleuchteten Gang auf. Erst als er näher bei mir war, konnte ich Aaron unter der Kapuze erkennen.
Wir schauten uns eine kurze Zeit lang einfach nur gegenseitig an. Bis er das Wort ergriff: „Ich habe den Abend mit dir sehr genossen, vielleicht können wir so etwas wiederholen, wenn du wieder im Schloss bist." Ich ließ mir mit meiner Antwort ein bisschen Zeit, aber dennoch antwortete ich : „Aaron ich hab den Abend mit dir auch genossen, aber du musst wissen, dass das mit uns nichts werden könnte, weil der König, also dein Vater schon zu viel in meinem Leben zerstört hat und selbst diese paar Monate die ich bis jetzt hier bin machen mich schon wahnsinnig. Also was auch immer das zwischen uns sein mag, mach dir lieber nicht zu große Hoffnungen." Ich sah nur noch wie die Hoffnung aus seinen wundervollen Augen erlosch, als ich mich schnell in den Spalt zwischen Tür und Mauer schob und die Tür gleich wieder vor seiner Nase schloss.
Aus irgendeinem Grund verspürte ich tiefe Trauer, obwohl es meine Entscheidung gewesen war. Ich schaffte es gerade noch so mich abzuschminken, irgendwie aus dem Kleid rauszuklettern, mir Liaras Kette wieder anzulegen und mich dann sehr erschöpft auf mein Bett zu schmeißen.
Das einzige an das ich denken konnte war, ob es die richtige Entscheidung gewesen war Aaron gehen zu lassen...

Forced to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt