Kapitel 8

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» Hast mich aus deinem Leben geschossen
Und wo's am meisten wehtut getroffen.«

Ich hatte gestern Abend noch bis spät in die Nacht am Klavier gesessen und war mittlerweile sehr weit mit dem Song gekommen. Ich hatte gearbeitet bis ich zum Umfallen müde war und ich schlussendlich auf dem Sofa eingeschlafen war. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass ich erst spät gegen Mittag aufwachte. Ich blinzelte ein paar Mal doch mein Wohnzimmer war nicht so hell wie gestern. 

Es war ein bewölkter Tag und meine Laune war im Keller. Ich blickte mich im Raum um und sah mein Handy achtlos auf meinem Teppich liegen. Ich stöhnte bei dem Anblick genervt auf und drehte mich auf die andere Seite. Nico hatte mir gestern noch ein paar Mal angerufen und mir geschrieben hatte, ob alles okay war. Doch ich hatte ihn jedes Mal weggedrückt oder seine Nachricht ignoriert. 

Nachdem ich noch ein paar Minuten rumgewälzte stand ich auf und machte mich auf in die Küche um etwas zu essen, denn mein Magen knurrte seit ich aufgewacht war. Als ich am Küchentisch saß und in meinen Toast biss, fing mein Handy an zu klingeln. Ich war erleichtert, dass "Treppenhaus" nicht ertönte und trotzdem ließ ich es klingeln da ich nicht gewollt war jetzt mit jemandem zu sprechen. Als mein normaler Klingelton verstummte und ich erleichtert aufatmete, fing die gleiche Melodie erneut an. 

Wutentbrannt stürmte ich ins Wohnzimmer und hob mein Smartphone vom Teppich und ging ran ohne darauf zu achten, wer der Anrufer war. Ungeachtet rief ich genervt: "Was?!", ins Mikrofon. "Okay Zeit die Krallen einzufahren", sagte eindeutig ein Mann am anderen Ende. Verwirrt schaute ich schlussendlich doch auf die Nummer. "Alvaro!", stellte ich erstaunt fest. Er lachte nur: "Gut kombiniert Sherlock." Bei diesem Kommentar zwang ich mich zu einem Halbherzigen lachen. 

Ohne irgendwelche Ausschmückungen kam der Musiker gleich zum Punkt: "Dein anderer Lieblingsspanier macht sich Sorgen um dich." "Was? Ich hab ihn doch gar nicht bei mir. Woher weiß der Sangría Bescheid. Was hast du gesagt", mein geschicktes Ablenkungsmanöver brachte Alvaro zum Lachen. Und auch ich musste über meinen eigenen Witz lachen. Schon nach viel zu kurzer Zeit sprach er schon wieder. "Du weißt, wen ich meine", sagte er in einem ernsten Tonfall, "Er meinte zu mir das die netteste und empathischste Person ihn mehrmals weggedrückt hat und seine Nachrichten ignoriert hat. Damit hab ich mich heute Morgen schon rumgeschlagen müssen." Obwohl er versuchte ernst zu bleiben hörte ich förmlich ein Schmunzeln auf seinen Lippen. 

"Entwarnung alles gut. Mir gehts es gut. Ich lebe noch", meldete ich mich nun zu Wort. "Was war los?" stichelte der Spanier nach. Ich seufzte: "Ich saß gestern bis spät Abends am Klavier und ich konnte dabei nicht unterbrochen werden. Bin vor nicht mal einer Stunde aufgewacht, weil ich gestern hundemüde war. Hab gar nicht mitbekommen, dass ich eine Nachricht habe." Ich wusste nicht, ob er meine Halbwahrheit schlucken würde. Er sagte nur: "Ich richte es Nico aus, damit er sich keine Sorgen machen muss. Aber falls du jemanden brauchst. Du kannst mit mir reden." Und durch diesen Satz wusste ich, dass er es wusste. 

Immer noch war ich vollgepumpt mit Adrenalin und die Songs vom Abend steckten nach wie vor noch in meinem Kopf. Vom ersten bis zum letzten Song war der Abend atemberaubend und unnormal gewesen. Ich konnte nicht aufhören die anderen Künstler zu umarmen und auf und abzuhüpfen. Ich unterhielt mich mit den anderen aufgeregt und ständig bestimmte man, dass ich doch mitsingen sollte. 

Nach 2 Stunden hatte ich schon unzählige Male unnormal gesagt und hatte wie alle anderen trinken müssen. Mittlerweile waren meine Gedanken neblig und ungeordnet und es wurde schwieriger aufrecht zu stehen. 

Max kam auf mich zu und nahm ohne etwas zu sagen meine Hand und drehte mich unter seinem Arm hindurch. Ehe ich mich versah, tanzten wir zu der Musik die durch Lautsprecher kam. Wir lachten beide und tanzten miteinander und wir sahen dabei sehr wahrscheinlich sehr bescheuert aus. 

Nachdem wir eine Weile getanzt hatten, rief Max: "Nico, kannst du mal hier meinen Platz freihalten während ich mir was zu trinken hole?" Mein Blick fiel auf den erwähnten Musiker und ich sah, wie er anfing zu lachen und kam kopfschüttelnd auf uns zu. Während er immer näher kam, hänkelte sich Max bei mir ein und er schritt auf ihn zu. Ich wurde dabei unweigerlich von ihm mitgezogen. Schmunzelnd spielte ich mit und so schritten wir voran. 

Als wir auf Nico trafen, nahm der Mann neben mir meine Hand und übergab er dem anderen Musiker. Mit einem zwinkern ging er los. Und, obwohl es mir schon etwas peinlich war, lachte Nico es nur weg und fing an seine besten Tanzmoves auszupacken. Ich konnte nur daneben stehen und nicht mal annähernd mithalten. Nico sah unglaublich aus als er verschiedene Tricks vollführte. 

Wir hatten nur ein paar Minuten getanzt als die Musik zu einem langsamen Lied wechselte. Wir schauten beide in Richtung der anderen. Max schaute gerade zu uns lachend. Er hatte gerade das Lied gewechselt. Nico lachte nur los. Er lehnte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: "Na komm, spielen wir einfach mit. Das erwarten sie am wenigsten." Er war so nah das ich seinen Atem an meinem Ohr spürte, was mir einen Schauer über den Rücken liefen, ließ. 

Er zog seinen Kopf zurück und er legte seine Hände um meine Taille. Zögerlich hob auch ich meine Arme und legte diese um seinen Hals. Ich spürte wie angespannt ich war. Ich kannte das Lied nicht, doch Nico sang es lautlos neben meinem Ohr mit. Immer mehr konnte ich mich entspannen und ich ließ meinen Körper gegen seinen lehnen und ich legte mein Kopf auf seine Schulter. Seine Stimme brachte mich runter und die Aufregung verschwand allmählich aus meinem Körper. Wir tanzten immer weiter auch, wenn die Lieder wechselten. Von den anderen hörte man schon wieder Gitarrentöne und ich schaute zur Seite. Dort sah ich die anderen 5 Musiker schon wieder jamen. 

Als ich mich wieder von ihnen wegdrehte sah ich Nico zu mir runterschauen. Ich wusste nicht was er damit bezwecken wollte, doch ich schaute zu ihm hoch. Und bevor ich es realisieren konnte lagen seine Lippen schon wieder auf meinen. Es war viel unglaublicher als ich es in Erinnerung hatte. Bevor ich irgendwas machen konnte, waren unsere Lippen schon wieder getrennt und er murmelte: "Wieso trau ich mich nur dich zu küssen, wenn ich betrunken bin?"

»Und ich Idiot will doch immer wieder hoffen.«

Endlich wieder GänsehautWhere stories live. Discover now