Bin ich glücklich?

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Ich hänge in der Luft. Nicht ganz aber so ziemlich. Weder Bodenständig, noch frei wie ein Vogel. Eher, wie ein Schmetterling im Spinnennetz. Nicht ganz drin. Ich könnte mich befreien, doch weiß ich nicht wie. Also bleibe ich weiter hier hängen. Wartend auf Veränderung. Darauf, dass sich die Dinge von selbst richten werden. Aber wer soll es richten? Wenn ich weiter hier bleibe wird die Spinne kommen und mich fressen. Das weiß ich. Doch trotzdem bewege ich mich nicht. Ich bleibe Still. Ich träume. Träume von Freiheit. Träume fliegen zu können.
Während ich glücklich hier hänge und vom Fliegen nur träume, kommt das grausame Ende immer näher. Je länger ich warte, desto schlimmer wird es. Ich bekomme Durst. Durst auf mehr. Größere Träume. Träume die keine Träume mehr bleiben wollen, und doch Träume bleiben, weil ich nicht aus dem Spinnennetz fliehe. Wenn ich nicht was mache wird es nur schlimmer. Aber ich bleibe lieber in meinen Träumen und sehe mein Unglück nicht, das mich nach und nach zu verschlingen droht. Nach und nach.
Manchmal werde ich wach. Dann bemerke ich in was für einer misslichen Lage ich bin. Dann werde ich in schwachen Momenten so traurig, dass ich mir meine Träume wieder wünsche. Nur damit ich mein Unglück nicht sehe. In meinen starken Momenten schmiede ich Pläne. Ich weiß genau wie ich raus kommen kann, doch ich plane zu langen und dann werde ich schwach. Dann träume ich wieder. So geht es weiter. Tag für Tag für Tag, bis ich frei komme. Irgend wie. Sei es durch dich, wie du mein Netz zerstört, ob gewollt oder nicht oder durch eigene Kraft.
Und wenn ich dann frei bin merke ich, dass es nicht viel gebraucht hätte um frei zu kommen. Das ich mich nur hätte kurz anstrengen müssen statt mich lange zu quälen.
Ich hätte mir so viel ersparen können.
"Doch ich kann daraus lernen" sag ich mir. "Beim nächsten Mal mach ich es besser". Doch es dauert meist nicht lange, und ich bin wieder im Netz. Manchmal ein anderes, manchmal ein ähnliches. Immer die selbe Situation.
Und alles beginnt von vorne.
An meinen Flügeln sieht man wie oft ich schon hängen geblieben bin, hängen gelassen wurde. Sie werden nie wieder heile sein. Ich werde nie wieder so fliegen können wie zuvor. Doch welcher Schmetterling bleibt sein lebenslang unversehrt? Keiner. Alle müssen Leid erfahren, um zu wissen was Glück ist. Alle.
Es sind nicht die Netze die uns zerstören. Es sind wir selbst und unsere Entscheidungen ob wir Träumen, Erstarren, Leiden oder Kämpfen.
Ob wir glücklich sind, oder nicht.

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