Fünfundfünfzig

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Ich ziehe meine Jacke enger an mich heran, als ich die Straße runterlaufe, der Wind peitscht meine Haare auf. Meine Wangen sind von der kühlen Luft rosig und meine Schuhe klacken auf dem Bürgersteig.

Ich werde mich mit Aaron treffen.

Ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen weil ich Harry angelogen habe, aber ich muss ihm nicht sagen wo ich überall hingehe. Soweit ich weiß ist Harry in seinem Appartment und schaut Fernsehen, und soweit Harry weiß bin ich einkaufen.

Wenn mein plötzlicher Beschützerinstinkt über Harry nicht wäre, würde ich das hier nicht tun. Doch irgendwas daran wie ich ihn am Freitag so verletzt gesehen habe hat mir mein Herz gebrochen, und ich will nicht das er nochmal von Aaron verletzt wird.

Harrys Wunden sind größtenteils verheilt, seine Lippe ist fast wieder im Normalzustand und die Schnittwunde auf seiner Wange ist verschorft. Sein blaues Auge ist gelb geworden, und bald wird es ganz weg sein.

Ich rufe die Wegbeschreibung ab die Aaron mir zweimal gesimst und mir gestern am Telefon gesagt hat.

Die Allee zehn Blöcke runter und um die Ecke von deinem Appartment.

Ich laufe um die Ecke, Angst entzündet sich in mir. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes keine Ahnung was ich von diesem Treffen erwarten soll, aber sicherheitshalber habe ich Pfefferspray mitgenommen.

Als ich in die schmale Gasse laufe sehe ich wie Aaron an der Mauer von einem der Gebäude lehnt. Er schmunzelt, als ich mich nähere.

"Wie nett von dir aufzutauchen, Rosie," sagt er spöttisch. "Ich will hoffen das du allein gekommen bist?"

Ich nicke.

"Erfreulich für dich, und mich." Aaron stellt sich aufrecht hin.

"Was willst du?" blaffe ich.

"Lass uns einfach einen Moment quatschen, okay?" 

Ich atme langsam aus.

"Wie gehts dir?" fragt er.

"Gut."

"Auf der Arbeit läufts gut?"

"Ja."

"Und was ist mit Harry?"

"Harry gehts gut."

"Gut, gut. Und was ist mit deinen Gefühlen für ihn?"

Ich runzel meine Stirn, schlucke. "Nicht vorhanden."

"Nicht vorhanden?"

"Ich habe keine Gefühle für ihn."

"Fällt mir schwer das zu glauben."

"Wir sind Freunde, nicht mehr." Überzeuge ich Aaron, oder mich selbst?

"Verstehe." Aaron lacht gehässig.

"Warum wolltest du, dass ich hier herkomme?" frage ich schnell um das Thema von Harry wegzulenken.

"Mein Onkel hat mich gebeten, dich um einen Gefallen zu bitten," sagt Aaron.

"Einen Gefallen?"

"Ja. Einen Gefallen."

Mein Herzschlag beschleunigt sich. "Was für einen Gefallen?"

"Du bist ein schlaues Mädchen, Rose. Du bist ziemlich wachsam, und das ist eine wertvolle Fähigkeit. Eine begehrenswerte Fähigkeit." Aaron geht nach vorne und ich trete zurück. "Wir möchten das du für Wolfe Enterprises arbeitest."

Ich bin davon völlig überrumpelt. "Ich soll für euch arbeiten?"

"Ja. Du würdest nicht mit den Finanzen arbeiten, aber du wärst ein zusätzliches Paar Augen und Ohren, das für das Unternehmen ziemlich nützlich sein könnte."

Hidden » German TranslationWhere stories live. Discover now