We all bleed the same color

Kapitel 16

Liebe Mira,

verstehe mich nicht falsch, doch ich weiß nicht, wie lange ich dir noch Briefe schreiben werde.
Ich habe das Gefühl, dass ich mich so nicht von dir verabschieden kann.
Vielleicht wird es nie aufhören und ich werde dir noch mehrere Jahre meine Worte schenken.

Doch mit Gewissheit werden es keine Worte sein, die im Dunklen geboren wurden.

Es werden welche sein, die furchtbar langweilig sind und vielleicht, ganz vielleicht werden welche dabei sein, die schön sind. Oder furchtbar zerstörerisch.

Aber ich denke, das gehört dazu. Zu dieser blöden Trauer. Sie wird mich immer aufholen und genau dann kalt erwischen, wenn ich nicht damit rechne.
Doch dieses Mal wird jemand da sein, um mich aufzufangen.

Ich wollte dir danken.
Mittlerweile bin ich es fast gewohnt, den Tod als meinen Schatten zu haben.
Ich finde gefallen daran, dass mein Puls und das der ganzen Welt zu hören und spüren ist, wenn ich Finn erblicke.
Ich denke oft darüber nach, ob wir uns auch gefunden hätten, wenn mein Panzer noch da wäre, den du mitgenommen hast.

Seit deinem Tod habe ich mich verändert, ohne es zu wollen und das wiederum, hat mir Finn gebracht.
Wie kann der Preis für diese Veränderung so hoch sein? Wie kann es sein, dass dein Tod etwas gutes mit sich bringt?
Es kommt mir so falsch vor.

Gleichzeitig denke ich an dich. Wie du mich ansiehst und mindestens fünf mal am Tag sagtest: Komm schon, Thea.
Na komm schon, Thea.

Es geht mir besser, wenn ich daran denke, weil ich das Gefühl habe, als würde mir dein Tod und nicht dein Leben zeigen wollen, wie ich sein soll.
Wer ich sein soll.

Und Finn bringt mich durch Tage, die mir besonders wehtun.
Es ist Zeit vergangen und mittlerweile wissen und fühlen wir beide etwas, dass vorher nur ein kleiner Funken war. Doch jetzt ist es ein Feuer geworden.
Es knistert und brennt und wird immer größer.
Es wird Ausmaße annehmen, von denen ich nicht einmal zu träumen glaubte.

Gott verdammt Mira.
Ich wusste es nie. Doch du schon immer.

Liebe kann mich retten.

Und der Tod muss nicht das Ende sein.

In größter und unvergesslicher Liebe, deine Thea.

Ende