Eine Traumgeschichte 🐬

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Ich breite meine Arme aus. Die Federn glitzern in der Sonne, während ich vollkommen fasziniert das Federkleid bewundere. Ich mache einen Schritt nach vorne und lasse mich fallen.
Mein Herz setzt aus.
Das Meer reflektiert ebenfalls das Licht und ich höre die Wellen an die Felswand klatschen.
Mein Körper dreht sich im Fall, sodass ich direkt in den Himmel blicke. Jedes kleinste Härchen und Federchen hat sich aufgestellt und genießt den meinen Körper umschließenden Windstrom. Während ich den zurückgekehrten Herzschlag sehr genau spüren kann, versuche ich zu atmen.
Kurz vor dem Wasser drehe ich mich, bereite meine Arme erneut aus und ziehe mich so wieder hoch. Ich fliege immer höher und weiter hinaus, bis ich nichts als das Meer sehen kann. Ich fühle die Freiheit in jeder Faser meines Körpers und als ich es wage, mich kopfüber einmal um mich selbst zu drehen, schlägt mein Herz vor Glück so fest, dass meine Brust fast zerspringt.

Plötzlich umfassen mich von hinten zwei kräftige Arme. Mit sanfter Gewalt streichen sie über die meinen, bis ich glaube, kein Federkleid mehr spüren zu können. Ein Blick an mir herunter, bestätigt meine Vermutung und vor lauter Panik, versuche ich mich aus der starken Umklammerung zu befreien. Immer schneller fallen wir und ich bereite mich auf einen harten Aufprall vor, als ich bemerke, wie ich im Fallen gedreht werde. Ich blicke in ein meeresgrundtief blaues Augenpaar und noch während unserem Kuss tauchen wir sanft durch die Meeresoberfläche. Ängstlich klammere ich mich dichter an den hübschen Meermann, doch gerade als sich der letzte Rest Luft einen Weg aus meiner Lunge bahnt, merke ich, dass ich atmen kann.
Vor lauter Erleichterung lache ich laut auf und mein gegenüber stimmt in mein Lachen ein. Er nimmt mich an der Hand und zieht mich in rasenden Geschwindigkeit hinter sich her. Er zeigt mir die buntesten Fische und Korallen und hinter einem bunt bewachsenen Felsen zieht er mich erneut an sich. Als seine Lippen auf meinen liegen, setzt mein Verstand endgültig aus und ich schmecke nur noch ihn und das Salzwasser.
Doch so schnell wie er mich herangezogen hat, so abrupt endet der Kuss auch. Fest umschlungen lassen wir uns hinauftreiben, als wir plötzlich von einer Schar großer Fische umbringt werden. Der Meermann gibt mich frei und hilft mir auf den größten Delfin zu klettern. Kaum hat er mich losgelassen, setzen sich die Tiere wieder in Bewegung. Mir bleibt keine Zeit, mich umzudrehen oder mich zu bedanken, denn ich habe alle Hände voll damit zu tun, mich mit meinen Armen und Beinen an dem wunderschön silber schimmernden Tier festzuklammern, das mit erstaunlicher Anmut den anderen zur Meeresoberfläche erfolgt.
Ich nehme noch einen kräftigen Atemzug, bevor wir auftauchen und ich wieder die warme Meeresluft in meinem Gesicht spüre.
Gerade will ich absteigen, als die Delfine sich erneut in Bewegung setzen. Dieses Mal auf ein großes Schiff aus Holz mit riesigen weißen Segeln zu. Doch auch einige Meter vor dem von Menschen gebauten Monstrum machen wir nicht halt.
Ich höre nur noch einen lauten Knall, dann ist alles schwarz.

Blinzelnd genieße ich die Hand, die sanft über mein Gesicht liebkost.
Die Prinzessin lächelt mich erfreut an, als sie merkt, dass ich wach werde, auch wenn ich meine Augen geblendet von ihrem strahlend weißen Kleid sofort wieder schließen muss.
Als ich wenig später wieder aufwache, ist sie Weg und ich schleiche mich allein auf das Deck. Ich will wieder ins Meer, zu meinem Meermann, aber gerade, als ich springen will, zieht mich jemand zurück. Die Prinzessin sitzt jetzt auf mir und ich keuche überbracht auf, als sie ihre Hand hoch nimmt. Mit pochenden Herzen, erwarte ich den Schlag, doch erneut streicht sie mir das lange Haare hinter die Ohren und dann mit ihrer zarten Hand über meine Wange.
Endlich haben wir den Dreimaster erfolgreich in den Hafen gebracht, wo uns die gesammelte Mannschaft bereits erwartet. Während die Prinzessin in ihre Gemächer geht, bringt meine Zofe mich in die meinen. Ich bekomme ein strahlend weißes Kleid über den Kopf gezogen und ein Schleier krönt meine wallende Mähne. Das beruhigende Gefühl von Geborgenheit senkt sich mit ihm über mich.
In der vollen Kirche schreiten die Prinzessin und ich nebeneinander, strahlend weiß, zum Altar. Die Bänke sind aus Holz und auf ihnen sitzen ärmlich bekleidete Leute, aber der glatte Marmor leuchtet wie das Meer in der Sonne und als ich daraufhin schlittern gerate, muss meine Verlobte mich auffangen. Schamesröte bedeckt mein Gesicht, während ein Lächeln ihre Lippen ziert. Nachdem wir uns beide das Ja-Wort gegeben und die Ringe angesteckt haben, meint der Meermann: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen."

~ 763 Wörter ~

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