Kess x Annie

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Ich wachte auf und wie jeden Tag war das erste was ich machte ein Strich mit dem, mittlerweile abgenutzten, Stein. Die ganze Wand war mit weißgrauen, rissigen Strichen übersäht. Schon 693 Tage meines Lebens verbringe ich in diesem grauen Raum, in dem es nichts außer einer braunen kaputten Bank gibt. An der Tür sind Gitter angebracht, jedoch kann ich nicht hinaus schauen, da sie zur Vorsicht von außen noch eine Klappe angebracht hatten. Ha, als ob ich wenn diese Klappe nicht da wär weniger sicher weggesperrt wäre.

Dieser Tag war jedoch anders. Dieser Tag war mein letzter in diesem Drecksloch. Morgen würde ich endlich hier raus können und zurück nach Hause. Zurück zu ihr. Anastasia. Mein ein und alles.

Ich versuchte diesen Abend früher einzuschlafen als sonst, da ich nicht länger auf den morgigen Tag warten konnte. Wundersamer weise schaffte ich dies auch.

Ich wachte auf und machte auch dieses Mal als erstes einen Strich mit dem gewohnten Stein an die Wand. Dies war mein letzter Strich, den ich je an dieser Wand gemacht habe. Ich würde alles tun um niemals wieder hier zurückkommen zu müssen.

Ich hörte einen Schlüssel in meiner Verlies Tür und das quietschende, ziehende Geräusch der Riegel die an meiner Tür angebracht waren. Mit einem Schwung ging die Tür auf und ein in grau gekleideter Wärter kam in meine Zelle. „Mrs Bolt, würden sie mir bitte folgen?" Ich nickte und fing langsam an hinter ihm her zu laufen. Wir liefen um ein paar Ecken und kamen an einer weißen Tür an auf der „Persönliche Gegenstände" stand. Der Wärter nahm ein Schlüssel und schloss die Tür auf. Wir traten ein und ich staunte. Der Raum war von innen viel größer als ich es vermutet hatte. Der Wärter machte mir mit den Worten „ Warten sie kurz" klar, dass ich ihm nicht folgen sollte.

Nach einer kurzen Zeit kam er wieder und hatte eine Kiste in der Hand. Er überreichte mir die Kiste und sagte, dass ich ihm wieder folgen sollte. Während wir wieder durch die Gänge liefen schaute ich in die Kiste rein. Mein Personalausweis, mein Portemonnaie und die Kleidung die ich anhatte als ich hier herkam. Das einzige was an der Kleidung anders war war, das sie nun frisch gewaschen war.

Wir kamen an einer weiteren weißen Tür an. Auf dieser stand jedoch dieses Mal „Ausgang" statt das was auf der letzten Tür gestanden hatte. Dahinter war eine Rezeption an der eine ältere Frau saß und mich freundlich anlächelte.

„Guten Tag, Mrs Bolt. Sie wissen ja wie sie sich zu benehmen haben wenn sie wieder draußen sind oder?" „Ja natürlich", antwortete ich etwas leise und schwächlich, dass meine Stimme schon lange nicht mehr zum Einsatz gekommen war. Sie lächelte weiter und wies auf einen Toilettenraum hin der gegenüber ihres Schreibtisches war. „Dort kannst du dich umziehen", sagte sie ruhig und sagte dem Wärter, dass er wieder gehen könne. Ich ging in den Raum und als ich fertig mit Umziehen war kam ich wieder heraus.

„Ich hoffe mal, dass sie aus diesem Mal gelernt haben und nie wieder zu uns zurückkommen müssen, Mrs Bolt.", lächelte mich die Frau an, stand auf und schloss die Tür nach draußen auf. Oder sollte ich eher sagen „Meinen Weg in die Freiheit"?

Ich lief zu ihr und lächelte sie an: „Das hoffe ich auch, Mrs." Dann lief ich durch die Tür. In die Freiheit. Naja Freiheit noch nicht ganz, da ich noch an mehreren Zäunen vorbei musste. Ich ließ meinen Blick über die Landschaft streifen, doch plötzlich war meine Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Stelle in der Ferne gerichtet.

Dort stand sie. Sie hatte sich in der Zeit kein bisschen verändert. Nur ihre schwarzen Haare waren ein bisschen länger geworden. Als sie mich sah fing sie Augenblicklich an zu grinsen und loszulaufen. Auch ich wurde etwas schneller, was letztendlich aber doch im Rennen endete. Auf der Hälfte des Weges blieben wir beide stehen und schauten uns lange in die Augen. Wie ich das doch vermisst hatte. Mit einem Mal sprangen wir uns gegenseitig in die Arme. Meine Hände lagen um ihren Nacken und ihre um meine Taille. Mein Kopf ruhte auf ihrer Schulter. Wir blieben lange in dieser Haltung bis ich meinen Kopf wieder hob und sie küsste. Sie erwiderte meinen Kuss, löste sich jedoch nach kurzer Zeit wieder von mir. „Ich liebe dich Kerstin." „Ich dich auch Anas. Ich habe dich so vermisst." Nach diesen Worten küssten wir uns wieder.

Ab jetzt würde uns keiner mehr trennen können.

Nie wieder.

Ende

One Shots (von Menschen die keiner ausser wir kennt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt