Wattpad Original
There are 2 more free parts

~5. Ellbogenschlagzeile~

52.6K 2.4K 490
                                    

„Hey, Roya! Du bist wieder wach! Gott sei Dank! Ich sage dir, dieser Typ kann was von mir hören! Wenn so etwas nochmal passiert, mach ich ihn fertig. Dann ist mir das egal, ob er beliebt ist!", rasselte Emily herunter.

Dann setzte das Pochen in meinem Kopf ein- oder waren es die Bälle, die auf dem Boden aufkamen? Ich drehte mich vorsichtig zur Seite und erkannte, dass ich immer noch in der Sporthalle am Spielfeldrand lag.

Langsam setzte ich mich auf und fragte Emily: „Was ist denn passiert? Ich kann mich noch erinnern, dass ich hoch gesprungen bin, um den Ball zu bekommen und dann war es schwarz..."

„Du bist mit Felicio zusammengestoßen. Er ist gleichzeitig gesprungen, weil er den Ball vor dir haben wollte. Anscheinend hast du seinen Ellbogen gegen den Kopf bekommen. Wenigstens hat er dich dann vom Boden aufgehoben und dich hergetragen."

So viele Fragen entstanden in meinem Kopf. Hatte Felicio das mit Absicht gemacht? Wieso hatte er mich dann aber getragen? Wo war dieser Idiot überhaupt?

Um den letzten Gedanken aufzuklären, schaute ich mich nochmal in der hell erleuchteten Halle um. Ich erkannte, dass Felicio schon wieder auf dem Spielfeld stand und gerade einen Korb gegen uns versenkte. Wut kochte in mir hoch. Doch ich schluckte sie schweren Herzens hinunter, denn Herr Müller pfiff soeben das Spiel ab und erklärte die Stunde für beendet.

Unser Lehrer kam auf uns zu, während die anderen Jungs in der Umkleidekabine verschwanden.

„Müssen wir zum Arzt, oder denkst du, dass es nicht so schlimm ist?", fragte mich der glatzköpfige Mann.
„Das passt schon", antwortete ich knapp, da ich keine Lust auf eine große Konversation hatte.
„Dann noch gut Besserung und schone dich heute Nachmittag. Nächstes Mal setzt du einfach auch deine Ellbogen gegen die Jungs ein- nicht unterkriegen lassen!", ermutigte er uns.
„Ok, dann bis nächste Woche", gab ich kleinlaut zurück.
„Tschüss ihr zwei." Damit drehte er sich um und holte die restlichen Basketbälle, die sich am Spielfeldrand angesammelt hatten.

Mit der Hilfe von Emily schaffte ich es in die Umkleide. Erschöpft ließ ich mich auf die harte Bank fallen. Mir ging es soweit gut- außer meine Kopfschmerzen.
„Alles ok?", frage Emily besorgt.
„Ja, ich will für heute einfach nur noch nach Hause", erklärte ich ihr.

Dieser Felicio machte mich echt fertig! Irgendwann würde er mir wirklich noch etwas Schlimmes antun...

Als wir fertig mit dem Umziehen waren, gingen wir aus dem Schulgebäude und ich verabschiedete mich von Emily. Sie musste in die entgegengesetzte Richtung und die beiden anderen Mädels hatten schon eher Schluss.
Das hieß für mich: allein laufen.

Ich ging einige Minuten still vor mich hin. Dann vernahm ich, dass ein Auto neben mir langsamer fuhr- eine schwarze, dicke Karre. Ein wenig Angst vermischte sich mit den Kopfschmerzen und innerlich war ich kurz davor zu explodieren.
Langsam wurde das Fenster heruntergelassen.

Die schwarzen Haare und die blauen Augen fielen mir zuerst auf.
„Steig ein", befahl mir seine tiefe Stimme, die mir sofort eine Gänsehaut verschaffte. Neben Felicio erkannte ich blaue Haare auf dem Beifahrersitz.


„Hey Roya, mein Kumpel hier ist meist nicht so freundlich. Er will damit sagen: möchtest du vielleicht mitfahren?", übersetzte Taio mit einem schiefen Grinsen. Ich sollte in das Auto von diesem Psycho einsteigen? Wahrscheinlich würde er mich umbringen! Allerdings saß Taio daneben...

Ich vertraute dem Blauhaarigen auf eine komische Art und Weise. Außerdem hatte ich mörderische Kopfschmerzen und keine Lust zum Laufen. Geschlagen nickte ich und öffnete die Hintertür.

Weißes Leder zierte den Innenraum, das Armaturenbrett hingegen war glänzend schwarz. In der Rückseite der Vordersitze waren kleine Bildschirme eingebaut und in der Mitte des Daches befand sich ein Panoramafenster. Ich wollte nicht wissen, wie viel dieses Auto gekostet hatte.

Inzwischen war Felicio losgefahren und HipHop-Musik drang aus den Lautsprechern des Wagens.
Taio drehte sich zu mir mit einem Grinsen herum. „Geht es dem kleinen Genie hier hinten wieder gut, oder hat Felicio deine Synapsen zerstört?"
„Geht schon, ich habe nur Kopfschmerzen", murmelte ich und lehnte meinen Kopf demonstrativ gegen die Fensterscheibe.

Taio drehte sich wieder nach vorn und tauschte mit Felicio einen Blick aus, dann schaute Felicio mit seinen blauen Augen durch den Rückspiegel zu mir. Ich glaubte einen kleinen Funken Reue darin zu erkennen, aber dann blickte er wieder auf die Straße.

Ich schaute aus dem Fenster und nahm wahr, dass die Musik leiser gedreht wurde. Sehr sozial von den beiden Jungs.

„Ich brauche deine Adresse", stellte Felicio fest.
Ich schnaubte ironisch. „Ach, echt?"
Dafür wurde ich mit einem ernsten Blick bestraft. Er dachte wahrscheinlich, dass ich kindisch war. Meine Wangen verfärbten sich rot.
„R.-W.-Straße 44", brachte ich schließlich heraus.
„Hey, das ist ja nicht weit von deiner Wohnung entfernt, oder Felicio?", fragte Taio.
„Mh", brummte dieser nur. Dann fuhr der Italiener sich mit einer Hand durch die Haare, bevor er auf dem Radiodisplay herumdrückte.

Neugierig beugte ich mich vor, um zu erkennen, dass er durch seine Songliste scrollte. Anscheinend konnte sich Felicio nicht entscheiden und eigentlich sollte er ja seine Konzentration auf die Straße richten. Deshalb streckte ich meine Hand aus, fasste seinen Arm, welcher glücklicherweise mit seiner Lederjacke bedeckt war, und beförderte ihn wieder zurück ans Lenkrad.

Bevor einer der beiden Jungs protestieren konnte, drückte ich auf eines meiner aktuellen Lieblingslieder.

Als Reaktion darauf stoppte Felicio sein Auto und ich konnte gerade so mein Gleichgewicht halten. 

„Wag.es.ja.nicht.mich.anzufassen!", presste er durch zusammengebissene Zähne hervor.
Mein Herz beschleunigte sich aus Angst, was er als Nächstes tun würde.

Immerhin wäre ich fast wegen ihm nach vorn und mit meinem Kopf durch die Autoscheibe geflogen. -Adiós, Leben! Die Schlagzeile der Lokalzeitung hätte gelautet: Genie durch italienischen Berührungsphobiker getötet. Aber Taios Stimme holte mich im nächsten Moment wieder in die Realität und ich lies mich zurück in das sichere Leder sinken.

„Chill mal! Ansonsten bist du doch auch nicht so aggressiv. Kannst du weiter fahren?- Da hinten kommt ein Auto."
Widerwillig legte Felicio den Gang ein und gab Gas.

Felicio hasste mich abgrundtief und ich wusste nicht einmal wieso.
„Aber einen guten Musikgeschmack hast du, Roya! Habe ich gar nicht von dir erwartet." Taio grinste erfreut und zwinkerte mir zu. Ich schenkte ihm dafür ein dankbares Lächeln, immerhin hatte er mich soeben vor dem Italiener gerettet.

Danach war es wieder still, bis wir vor meinem Haus hielten. Ich war froh von diesem Psychopathen wegzukommen.
„Okey, tschüss Taio, bis morgen in Latein. Und...danke fürs Mitnehmen, Felicio." Damit öffnete ich die Wagentür und sprang aus dem Auto heraus. Mit letzter Kraft schlug ich die Autotür zu und trottete mit hängendem Kopf durch den kleinen Vorgarten zu unserer Haustür.

Als ich diese aufgeschlossen und geöffnet hatte, holte ich mir ein Glas Wasser und eine Schmerztablette aus der Küche. Dann trank die ekelhafte Mischung und legte mich in mein Bett- mit der Hoffnung aufzuwachen, keine Schmerzen mehr zu haben und den heutigen Tag inklusive Felicio einfach zu vergessen.

 Dann trank die ekelhafte Mischung und legte mich in mein Bett- mit der Hoffnung aufzuwachen, keine Schmerzen mehr zu haben und den heutigen Tag inklusive Felicio einfach zu vergessen

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.
Clean up for me, genius!Where stories live. Discover now