5. Kapitel

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"Hattet ihr einen schönen Vormittag?", fragte meine Tante, während sie uns das Mittagessen zubereitete. Mein Onkel und ich saßen immernoch am Tisch. "Was ist denn los mit euch?"

"Nichts, nichts, alles gut, wir haben nur Hunger", sagte Richard.

"Asso, ich bin dann in einer halben Stunde fertig. Ich ruf euch dann."

Ich ging hoch in mein Zimmer um einmal über das ganze nachzudenken. Also schmiss ich mich auf mein Bett und fing an zu grübeln. Das ganze mit dieser Parallelwelt und Menschentiger bla ist ja schon sehr fantastisch. Andererseits hätte das erklärt, warum ich mich so sehr zu Tigern hingezogen fühlte. Aber das musste nichts bedeuten. Und das mit meiner ersten Verwandlung klang auch echt dämlich. Dieses Wort "Verwandlung" hörte sich so nach "ich verwandel mich jetzt in eine Prinzessin" an. Aber naja. Dafür gibt es nun mal kein anderes Wort. Ich schweifte vom Thema ab. Also damit einmal Klartext in meinem Kopf ist: es gibt eine Eiswelt parallel zu unserer. Irgendwelche Spasten wollten die Erde erobern un sind gescheitert. Beim Öffnen der Tores tauchte auch einfach so ein Monster auf, das ich jetzt besiegen soll? Wieso ich! Des hätte doch auch ein Junge machen können und nicht ein Mädchen wie ich. Tante Hilde rief von unten zum Essen. Ich ging die Treppe hinunter und setzte mich schweigend an den Tisch. "Irgendwas hast du doch?", fragte meine Tante schon wieder. Ich schaute meinen Onkel fragend an, ob ich es ihr erzählen dürfte. Er schüttelte leicht den Kopf und bewegte die Lippen, als ob er sagen wollte: "Später." Also meinte ich nur: "Ich bin nur ein bisschen müde. Alles okay, wirklich."

"Na dann."

Jetzt konnten wir gemütlich essen und ich vergaß erst einmal den ganzen Kram.

Der ganze Tag verlief ereignislos, doch ich glaubte zu spüren, dass irgendwie ein Tiger in mir steckte. Natürlich konnte ich mir das auch einfach nur einbilden. Im Bett konnte ich dann vor Aufregung und komischen Gefühlen nicht schlafen. Ich ein normaler Mensch soll einfach so ein Tiger werden?!? Ich machte mich verrückt mit dem Nachdenken, doch irgendwann schlief ich ein und träumte von Kälte, Eis und stolzen Tigern.

Einmal Tiger, alles andersWhere stories live. Discover now