𝙸𝚗 𝚈𝚘𝚞𝚛 𝙰𝚛𝚖𝚜

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Instinktiv griff sie nach seinem Arm.
Sie hatte es in der selben Sekunde begriffen wie er, nur hatte sie es bereits gewusst.

„Ich weiß es. Ich weiß es doch, Draco."

Trauer, schwirrte in ihrer Stimme mit.
Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was er gerade durchmachen musste.
Allein schon das dunkle Mal, musste eine Folter für ihn sein.

„Na und?!", bellte er laut zurück und entriss sich ihrem Griff.
Erschrocken wich sie von ihm zurück.
Er war größer als sie, dass war nichts besonderes mehr.
Aber er baute sich so bedrohlich vor ihr auf, dass sie tatsächlich Angst bekam.

„Na und?! Ich weiß dass du kein schlechter Mensch bist. Harry hat dich zwar auf dem Kicker, aber ich weiß dass du das Mal nicht hast, weil du so darauf brennst!"

Hätte sie lieber schweigen sollen?
Einfach gehen und ihm die Genugtuung geben sollen?

Er erstarrte.
Sie hatte ins Schwarze getroffen.
Woher wusste sie das?
Warum wusste sie, dass er es nicht freiwillig getan hatte?

„Wir stehen beide auf verschiedenen Seiten, Granger.", flüsterte er leise.
Er wich ihrem Blick aus und doch wusste er, wie intensiv sie ihn ansah.
Es machte ihn verrückt.

„Trotzdem wollen wir beide das selbe, Malfoy.", sprach sie mit fester Stimme.
Es hatte sie Überwindung gekostet.

Sie hatte eindeutig seinen Wunden Punkt gefunden. Hermine hatte recht.
Mit allem, was sie gesagt hatte.

„Und das wäre?"

Jetzt sah er sie an.
Seine grauen Augen wirkten leer und dicht. Seine Haltung zusammengesackt.

„Keine Angst zu haben."

Er schwieg.
Zum Teil stimmte es.
Er hatte Angst.
Angst vor dem dunklen Lord, Angst vor dem Krieg, Angst vor der Zukunft und Angst vor sich selber.

„Ich habe keine Angst."
Er würde seine Maske jetzt nicht fallen lassen. Schon gar nicht vor Hermine Granger.
Der besten Freundin von Potter.

Hermine stieß ein ironisches Lachen aus.

„Jeder hat vor etwas Angst.
Wer keine Angst hat, ist kein Mensch."

Wie konnte er dass nur von sich behaupten?
Warum gab er es nicht einfach zu?
Sie war doch schon lange hinter seine Maske getreten.
Sie wagte sich wieder näher an ihn heran, versuchend, seinem Blick stand zu halten.

„Alleine das Mal, hast du aus Angst angenommen. Aus Angst und Zwang."

Etwas, was man nicht beschreiben konnte, schlich sich in ihm hoch.
Er war wütend.
Wütend auf sie, weil sie mal wieder mit allem recht hatte.
Wütend auf sich, weil er ihr gezeigt hatte, dass sie recht hatte.

„Hör auf damit. Hör auf und geh einfach.", zischte er und wandte sich von ihr ab.

Sie war verwirrt.
Was ging nur in ihm vor?
Hartnäckig wie sie nun mal war, stellte sie sich neben ihn und suchte Blickkontakt.

„Und wir wollen beide geliebt werden. Du hast von deinen Eltern, all die Jahre, nichts weiter als-."

„Halt einfach die Schnauze!", fluchte er.
Aufgebracht funkelte er sie an, verspürte nichts als Wut und Hass.

Warum bei Merlin, wusste sie dies alles?
Wie konnte ein Mädchen, was so viel Liebe und Zuneigung von allen Seiten, ja sogar von den Lehrern bekam, wissen, was er brauchte?
Woher wusste sie, dass er nie Liebe bekommen hatte?

„Ich weiß ja nicht mal was Liebe ist.", hauchte er, kaum hörbar, hinterher.

Hermine glaubte, das klimpern der Scherben zu hören, in die ihr Herz gerade gebrochen war.
Das war dass traurigste was sie jemals gehört hatte.
Und das es ausgerechnet von Draco Malfoy kam, machte das ganze irgendwie...
Dramatisch.

Der Slytherin erschrak innerlich, als er in den braunen Augen des Mädchens, etwas glitzern sah.
Zeigte sie gerade Mitleid?

Es war ein erdrückendes Gefühl.
Er glaubte, kaum Atmen zu können, sein Herz pochte wie wild und er spürte einen beklemmenden Schmerz in Brust und Bauch.

Niemals, hatte eine Person ihm ehrliche, positive Gefühle entgegen gebracht.
Er hatte seinen ganzen Schmerz in sich hinein gefressen, seine Maske aufrecht gehalten und niemanden auch nur ein Fünkchen der Wahrheit erzählt.

Ja, er hatte Angst.
Ja, er wollte geliebt werden.
Ja, er brauchte Verständnis.

Wie ferngesteuert, war sie ihm langsam näher gekommen, hatte zitternd ihre rechte Hand auf seinen linken Arm gelegt und sah ihm in die Augen.

Mit flachem Atem sah er auf sie hinab.
Er wusste, dass was sie da tat, durfte er nicht zulassen.
Doch er tat es.

In your armsWhere stories live. Discover now