CHAPTER 10

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TEN
»you can make it all right cause you're my home«

*   *   *

Eine unglaubliche große Welle an Erleichterung breitet sich in dir aus, als du den bekannten Motor hörst und dann auch Hyunjins Wagen vorfahren siehst.
Ihr hattet bis gerade eben telefoniert, da er darauf bestand dich nicht alleine zu lassen, auch wenn in der reichen Gegend, in der du wohnst, kaum krumme Dinge geschehen.

,,Danke fürs abholen.", schaust du beschämt nach unten und vermeidest es Hyunjin anzuschauen.
Einerseits ist es dir unangenehm, dass er extra für dich kommen musste, wobei du dir immernoch nicht sicher bist, warum du ausgerechnet ihn angerufen hast.
Andererseits konntest du einen kleinen Blick erhaschen und auch wenn er nur ein lockeres weißen T-Shirt und eine einfache Adidas Jogginghose trägt, sieht er unwiderstehlich aus.

,,Immer wieder, Babe.", kannst du das kecke Grinsen auf seinem Gesicht spüren.
Innerlich könnte er ausflippen, hätte nicht geglaubt, dass du ihn anrufen würdest, wenn du von zuhause wegwillst oder es Stress gibt.
Auch du kannst es einfach nicht verstehen.
Du hast ohne zu überlegen gehandelt.
Doch hättest du auch deinen besten Freund anrufen können, der von dem stetigen Stress mit deinen Eltern Bescheid weiß oder auch Mary, eine gute Freundin von dir.
Eher gesagt, die einzige, die deine Eltern für dich als angemessen sehen.

Die nächsten Minuten herrscht Stille, außer die Gedanken, die in deinem Kopf schwirren, dich an das Geschehnis von vorhin erinnern.
Außerdem fragst du dich, wo ihr hinfahrt.
Die Gegend, die du kennst, habt ihr längst verlassen und fahrt nun durch schäbige Mehrfamilienhäuser, die sich reihen wie Bäume im Wald.
Du fragst dich, was ihr dort wollt, bis Hyunjin zum stehen kommt und das Auto dann geschmeidig in eine der vielen Garagen fährt, bis du realisierst, dass er hier wohnt.

,,Meine Eltern. Sie wollen mich auf ein reines Internat für Mädchen stecken. Nur weil meine jetzige Schule nicht ihren Ansprüchen entspricht.", unterbrichst du die Stille, als ihr noch weiter im Auto sitzt.
Hyunjin hatte kein Wort gesagt und dich nicht gefragt, was los ist.
Trotzdem hast du das Gefühl, dass du ihm diese Informationen schuldest und du ihm diese anvertrauen kannst.
,,Ich habe mich zum ersten Mal gegen ihr Wort gestellt und mich gewehrt, weil ich hier nicht weg möchte. Aber das ist ihnen egal. Es geht immer nur ums Geschäft, um ihre lächerlichen Standards, ob ich etwas will oder nicht oder ob ich glücklich bin, spielt dabei keine Rolle."

Ungewollt bilden sich Tränen in deinen Augen, die du kläglich versuchst wegzublinzeln, doch daran scheiterst.
Es ist dir unangenehm vor Hyunjin zu weinen, dieser hat noch kein Wort gesagt, gar sich bewegt.
Doch plötzlich spürst du seine Hand auf deinem Oberschenkel. Beruhigend fährt er ihn auf und ab und hinterlässt eine wohlige Wärme.

,,Das ist mies, aber letzendlich wollen sie nur das Beste für dich, stimmt's? Wenn etwas passieren würde, würden sie alles für dich tun. Zwar geht es ums Geschäft, ums Geld, ums Ansehen, aber sie geben dir alles was du willst, oder?"
Seine Fragen bringen dich aus dem Konzept.
Mit verschwommenen Blick siehst du ihn an, ein kleines schiefes Lächeln auf seinen vollen Lippen.

,,Meine Mutter und die Eltern meiner Cousine sind früh verstorben, ich war gerade in der Grundschule. Es geschah bei einem Autounfall. Mein Vater kümmerte sich um mich so gut es ging, doch er musste nicht nur für mich, sondern auch für meine Cousine sorgen. Das Geld wurde knapp und er hatte kaum Zeit selbst zu trauern, bis er zur Flasche griff."
Hyunjin stockt, als würde er beginnen  zu weinen, doch seine Augen sind nicht im geringsten feucht und sein Ausdruck ist auch nicht krampfhaft oder traurig.
Ganz im Gegenteil. Er hat immernoch dieses kleine Lächeln auf den Lippen, doch seine Augen sind kalt.

,,Er wohnt jetzt alleine in einer Wohnung, es wird sich um ihn gekümmert und ich gehe jeden zweiten Tag zu ihm. Die Schule habe ich abgebrochen, aber arbeite in der Werkstatt von Minhos Vater. Doch das Geld reicht nicht, deswegen die Autorennen. Aber sie sind ein Teil meines Lebens und ich liebe es, mehr als alles andere.", erzählt er dir von seinem Leben, was dich sprachlos macht.

Niemals hättest du erwartet, dass Hyunjin so viel von sich preisgibt und es jemandem erzählt, den er kaum kennt.
Du fühlst dich etwas dumm, dass du dich so über deine Eltern aufgeregt hast.

,,I-ich-", stockst du und schluckst, als Hyunjin dir etwas näher kommt und seine andere Hand an deine feuchte Wange legt.
Seine Stirn findet die deine und sein Daumen malt Kreise auf deiner weichen Haut.
,,Du brauchst nichts sagen. Es reicht, dass du zugehört hast.", haucht er vor deinen Lippen, so dass du seinen heißen Atem auf diesen spüren kannst und sich das Verlangen im Sekundentakt verdoppelt ihn zu küssen.

Dein Herz macht einen Satz und dein Bauch kribbelt, als wären tausende Schmetterlinge in diesem, als Hyunjin seine Lippen endlich auf deine legt.
Seine Hand fährt von deiner Wange in deinen Nacken, um dich noch fester an ihn zu pressen und kein Blatt mehr zwischen euch passen würde.
Zwar ist es etwas unbequem, da ihr
immernoch im Auto sitzt, aber dieser Moment könnte nicht schöner sein.
Und erneut wird dir bewusst, dass du dich bei Hyunjin wohl fühlst und ihm vertraust und er dir.
Euch verbindet etwas, man könnte beinahe meinen, magisches.

Und ihr würdet auch durch schwere Zeiten gemeinsam gehen, wo einige in der Zukunft kommen werden.

Fortsetzung folgt...


- r0siekoo

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