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"Wo warst du?"

Seufzend schlage ich die Haustür zu und ziehe meine Schuhe aus. Ich bin noch nicht einmal richtig angekommen, schon fragt meine Mutter, wo ich gewesen bin.

Nachdem ich die Jacke angehangen habe, gehe ich durch den langen Flur bis ins Wohnzimmer.

"Ich hab mich ein bisschen umgesehen."

Ich gehe an meiner Mum, die auf der Couch sitzt und eines ihrer unzähligen, spannenden Bücher liest, vorbei in die Küche, die direkt mit dem Wohnzimmer verbunden ist und setze Wasser auf.

Ich lehne mich mit dem Rücken gegen die Theke und schließe kurz die Augen, um die angenehme Wärme, die hier drin herrscht, auf mich wirken zu lassen.

"Und, irgendwas interessantes entdeckt?"

"Nur eine große Wiese." Ich öffne meine Augen und drehe mich zu dem Wasserkocher. "Und einen See", füge ich noch so leise hinzu, dass ich nicht gedacht hätte, dass meine Mum es hört.

"Einen See?", fragt sie erstaunt und wenig später steht sie neben mir in der Küche.

Ich nicke und mache den Wasserkocher aus, um mir das heiße Wasser in eine Tasse zu gießen.

"Auf unserem Grundstück?"

"Ja." Ich öffne mehrere Schubladen. "Mum, wo sind die Teebeutel, die wir mitgenommen haben?"

"Die hab ich in diese Schublade gemacht." Sie zeigt auf eine Schublade, die rechts von mir ist.

Ich öffne sie und nehme mir einen Teebeutel raus.

"Du kannst dir den See ja mal ansehen."

Ich hänge den Teebeutel in meine Tasse, schmeiße das Papier der Verpackung weg und gehe ins Wohnzimmer.

"Das werde ich später mal machen, aber vorher müssen dein Vater und ich einkaufen gehen." Mum setzt sich neben mich auf die Couch.

"Wo ist Dad überhaupt?", frage ich und trinke einen kleinen Schluck.

"Er guckt gerade in seinem Laptop, wo hier in der Nähe ein Supermarkt ist. Willst du dann mitkommen?"

"Nein, ich bleib hier und melde mich mal bei meinen Freunden."

Mum nickt nur und wir gucken ein bisschen Fernsehen, bis Dad die Treppe runterkommt.

"Ich habe einen kleinen Supermarkt gefunden, aber er liegt ein bisschen außerhalb des Waldes." Er geht Richtung Haustür, um sich wahrscheinlich die Schuhe anzuziehen.

"Wollen wir dann los?"

Mum nickt, obwohl er es nicht sehen kann, steht auf und geht in den Flur.

Ich nehme einen Schluck von meinem Tee und versuche mich ein bisschen zu entspannen.

"Wir sind in ein paar Stunden wieder da. Mach keinen Unsinn." Ohne auf meine Antwort zu warten, höre ich die Tür ins Schloss fallen.

Ich verdrehe die Augen und gehe nach oben in mein Zimmer, um mein Handy zu holen.

Meine Tasche liegt noch offen auf dem Bett und ich brauche ein paar Minuten, bis ich es in der Tasche gefunden habe.

Ich gucke auf den Bildschirm. Ein verpasster Anruf. Ich entsperre mein Handy und hoffe, dass er von Riley ist. Aber meine Hoffnung stirbt, als ich sehe, dass Emmas Name statt Rileys angezeigt wird.

Seufzend gehe ich wieder die Treppe runter und wähle nebenbei Emmas Nummer.

"Ich dachte schon, du rufst nie zurück", höre ich ihre zarte Stimme durchs Telefon.

"Tut mir leid, ich hatte mein Handy nicht bei mir." Ich lasse mich wieder auf die Couch fallen und sehe aus dem Fenster.

"Wie ist es dort? Besser, als du es dir vorgestellt hast?"

"Es ist -" Ich überlege, wie ich es am besten formulieren könnte. "Es liegt mitten in einem Wald. Das Haus, meine ich. Nur eine Straße führt hierhin und es ist echt gruselig. Aber das Haus an sich ist schön. Von innen."

"Jade, ist alles okay mit dir? Du klingst so durcheinander." Emmas Stimme klingt besorgt.

"Ja." Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare. "Ich fühle mich hier bloß nicht so wohl und wäre am liebsten bei euch."

"Hat sich Riley bei dir gemeldet?" Ich höre, wie im Hintergrund eine Tür zufällt und eine Frauenstimme ihren Namen ruft.

"Nein", sage ich leise.

"Hör zu, ich muss auflegen. Meine Mum braucht kurz meine Hilfe. Wir schreiben später, okay?"

"Okay, bis später." Ich lege auf und werfe mein Handy neben mir auf die Couch. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Riley hat sich nicht gemeldet und Emma hat offensichtlich viel zu tun. Und die anderen sind wahrscheinlich unterwegs.

Ich seufze und will gerade nach einer Sendung suchen, die mir gefällt, als ich zusammenzucke.

Ein ohrenbetäubender Schrei lässt das Blut in meinen Adern gefrieren.

Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf und renne aus dem Haus.

Schon wieder ein Schrei. Diesmal näher.

Ich renne um das Haus herum und befinde mich auf der großen Wiese, wo ich vorhin schon war.

Noch ein Schrei. Ganz nah.

Ich wirbel herum und versuche durch den Nebel etwas zu erkennen. Doch da ist nichts.

Verwirrt drehe ich mich weiter im Kreis und versuche irgendjemanden zu sehen.

Ich weiß, dass es ein Schrei war. Ich habe ihn deutlich neben mir gehört.

Aber hier ist niemand weit und breit.

Dead Lake // Louis Tomlinson ffWhere stories live. Discover now