Teil 3.

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"Hast du großen Ärger bekommen?" Mitfühlend nimmt mich Mona in den Arm.

"Nee." Ich habe absolut keine Lust, jetzt darüber zu reden, und lache deshalb, obwohl mir gerade nicht wirklich danach zumute ist.

"Also, gehen wir jetzt endlich?" Colin schaut auffordernd in die Runde. Er ist mein bester Freund seit dem Kindergarten und gehört ebenso zu unserer Clique wie die Zwillinge Luna und Amara. Steven, der neben Colin steht, schubst ihn leicht und sagt grinsend: "Alter, wir warten nur auf dich." Colin rempelt ihn zurück, woraufhin beide wie kleine Kinder zu lachen beginnen.

Mona und ich schauen uns nur an und schütteln den Kopf, was in etwa so viel bedeutet wie: Jungs muss man einfach nicht verstehen.

"So, was machen wir heute?", frage ich schließlich.

Amara grinst mich an: "Party, Baby!"

Die Zwillinge lieben Partys, weshalb unsere Clique fast jedes Wochenende um die Häuser zieht ist, was mir ganz gelegen kommt: So bin ich wenigstens nur selten alleine zuhause, obgleich Feiern eigentlich nicht so mein Ding ist.

"Euch ist schon klar, dass wir Montag haben, oder?",merkte ich mit leicht verzogenen Mundwinkeln an.

"Unsere Eltern sind seit gestern auf Geschäftsreise und kommen erst in vier Tagen wieder." Auch Luna mischt sich jetzt in das Gespräch ein: "Außerdem ist die Bar nicht abgeschlossen", fügt sie noch zwinkernd hinzu.

"Los jetzt!" Colin zieht uns auffordernd mit sich.

Mona hakt sich bei mir unter und laut kichernd laufen wir gemeinsam zum Haus der Zwillinge.

Ein paar Stunden später sitzen wir alle im Partykeller von Luna und Amara, der von zahlreichen bunt blinkenden LED-Lichterketten in ein wahres Meer von Farben getaucht wird, während der Bass der bis an den Anschlag aufgedrehten Anlage beinahe die Wände erzittern lässt.  Die Eltern der beiden haben auch eine wirklich gut bestückte Bar, aber naja, wenn wir so weitermachen wie bisher, müssen sie nach ihrer Reise erstmal den Vorrat wieder auffüllen.

"Lassssd uns was spielen!" Steven, der hat eindeutig schon zu viel getrunken hat, schwankt in meine Richtung, legt den Arm um meine Hüfte und schaut mich liebevoll an.

Ich grinse breit und lege meinen Kopf an seine Brust: "Und was spielen wir, Babe?", will ich mit äußerst verführerisch klimpernden Wimpern wissen.

"Uhhh, ihr seid soo süß zusammen, das neue Traumpaar der Schule", lacht Luna und alle lachen mit.

Jeder weiß, dass Steve schwul ist, da er sich bereits in der fünften Klasse geoutet hat. Das war cool. Jeder mag Steve, und ob er jetzt auf Männer oder Frauen steht, ist ja eigentlich egal. Dennoch mache ich mir immer wieder einen kleinen Spaß daraus, indem ich mit ihm flirte.

"Flaschendrehen!" Colin war aufgesprungen und hält eine leere Wodkaflasche in die Luft.

"Sind wir fünf oder was?", motzt Amara sofort, setzt sich aber trotzdem zu uns in die Mitte des Raumes auf den Boden.

"Du musst Steven küssen!" Mona war an der Reihe und Luna durfte entscheiden, was zu tun war. "Aber ein richtiger Kuss, bitteschön".

"Bäh", stieß Steven mit angewiderten Gesicht hervor, "manchmal bist du ein richtiges Mistück, Luna."

Trotzdem steht er zögernd auf, um seine "Pflicht" mit Mona zu erfüllen.

"Das ist doch doof. Such dir was anderes aus, Luna." Mona will Steven anscheinend aus der Patsche helfen und blickt hoffnungsvoll in Lunas Richtung, die sich aber offenbar nicht so schnell erweichen lässt und grimmig befiehlt: "Los jetzt!"

Als Mona sich schließlich aufgerappelt hat, stellt Steven sich vor sie und legt sanft eine Hand an ihre Hüfte, die andere legt er auf ihrer Wange ab. Sein Mund legt sich sanft auf ihren und die beiden fangen an, ziemlich heftig rumzuknutschen. Wäre ich mir nicht sicher, dass Steven auf Männer stehen würde, könnten sie wirklich ein tolles Paar abgeben.

Als die zwei sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder voneinander lösen, ist Monas Gesicht ziemlich rot geworden und ihre Augen glänzen leicht. Mit der Zunge fährt sie sich fahrig über die Lippen. "Uff.. Du solltest dir das mit dem Schwulsein nochmal überlegen, Steven. Die Frauenwelt verpasst sonst was", grinst sie neckisch.

Nach ein paar Minuten war ich an der Reihe und Steven beschloss, dass Colin mir unbedingt einen Knutschflecken verpassen sollte.

Als dieser sich kurz darauf an meinem Hals zu schaffen macht, ist mir das irgendwie unangenehm. Ich mag Colin, er sieht auch wirklich gut aus, aber ich wusste, dass er seit langer Zeit mehr für mich empfindet als ich für ihn.

Erst ziemlich spät am Abend verabschieden Mona und ich uns von den Zwillingen sowie den Jungs. Am morgigen Schultag wollte ich nicht schon wieder zu spät kommen, also nahmen wir uns ein Taxi anstatt zu Fuß nach Hause zu gehen. Glücklicherweise wohnt Mona nur ein paar Häuser weit von mir entfernt, was mir längere Umwege durch die Gegend erspart.

Nach einer kurzen Verabschiedung betrete ich unser verlassen wirkendes Haus, das aufgrund der bereits erloschenen Straßenlaternen völlig im Dunkeln liegt.

Meine Mutter ist natürlich wieder nicht da. Ihr fürsorgliches Verhalten mir gegenüber heute Morgen war eine Ausnahme, denn eigentlich sehe ich sie nie; wenn sie nicht auf der Arbeit ist, verbringt sie die meiste Zeit bei ihrem neuen Freund oder ist sonstwo.

War mir ganz recht, so hatte ich mehr Zeit für mich.

Müde schleppe ich mich die Treppe nach oben, um kurz zu duschen, danach ziehe ich meinen Pyjama an und lege mich in mein warmes, weiches Bett. Schon nach kurzer Zeit fallen mir die Augen zu.

In love with my teacher Where stories live. Discover now