Kapitel 16

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Seine Schritte hallten im Korridor des verlassenen Einkaufszentrums wider. Außer ihm schien niemand hier zu sein. Mamoru runzelte die Stirn.

"Wo ist sie? Ich habe doch gerade noch gesehen, wie Usagi in ihrem Sailor Moon Kostüm im Eingang verschwunden ist, aber jetzt ist sie wie vom Erdboden verschluckt."

Er machte sich große Sorgen um seine Traumverlobte, die zwar entsprechend einer Superheldin gekleidet war, aber sicherlich keinerlei magische Kräfte besaß. Selbst wenn es nur ein Traum war, hatte es sich seltsamerweise richtig angefühlt, sie in diesem Superhelden-Kostüm auf der Terrasse stehen zu sehen. Als hätte sie schon viele Male diesen besonderen Fuku getragen.

Mamoru beschleunigte sein Tempo und schaute in jeden Korridor dieses Menschen leeren Kaufhauses. Sie war nirgendwo zu finden. Er warf nun einen genaueren Blick auf die hell erleuchteten Schaufenster der geschlossenen Geschäfte. Offensichtlich handelte es sich bei einem um einen Anime-Laden, da dort ein Haufen von Sailor Moon-Artikeln in der Auslage präsentiert wurde. Einige von ihnen waren sogar im Sonderangebot.

Mamoru runzelte abermals die Stirn, als er ein kleines goldenes Medaillon erblickte, das in der Form eines Sterns gehalten war. Fast so wie seine Spieluhr, die er schon seit seiner Kindheit besaß. Neben diesem Kleinod befand sich ein Halbmondstab, aber es schien etwas zu fehlen, da sich in der Mitte der goldenen Mondsichel eine kleine Einkerbung befand. Plötzlich wusste er, was da faul war an der ganzen Sache.

"Ich muss in der Schnäppchen-Abteilung im Untergeschoss gelandet sein! Diese Gegenstände sind doch nichts anderes als billige Sailor Moon-Bootlegs!"

Mamoru schnaubte verärgert und wandte seinen Blick auf den Aufzug direkt neben dem Anime-Laden. Er befand sich tatsächlich im Untergeschoss. Also betätigte er die Pfeiltaste neben dem Aufzug und stieg in den Lift, als sich die Türen öffneten. Während er auf den ersten Stock Knopf drückte, murmelte er zu sich selbst

"Jetzt mal ganz ehrlich, es gibt doch nichts besseres als Bandai, wenn es um richtigen, langlebigen Qualitäts-Merchandise geht!"

Die Fahrt dauerte nur wenige Sekunden. Anscheinend hatte er es rechtzeitig zum Start des Rollenspiels geschafft, als ihm eine vertraute Silhouette ins Auge fiel, sobald sich die Türen öffneten.

Sailor Moon-Usagi spielte, soweit er es sehen konnte, perfekt die Jungfrau in Nöten. Sie lag auf dem Boden, ihr Rücken war ihm zugewandt und sie schaute auf etwas...ganz offensichtlich voller Entsetzen, was ihm ihre angespannte Körpersprache verriet.

Das, was sich da vor ihr aufgebaut hatte, sah aber auch recht furchteinflößend und ziemlich gut gemacht aus; Ein riesiges, blaues Löwen-Hologramm lief auf sie direkt zu. Hinter dieser Simulation schwebte ein seltsamer Kerl mit langen braunen, lockigen Haaren, der teuflisch lachte.

Die Türen waren gerade im begriff, sich automatisch wieder zu schließen, als er eines seiner Beine und seinen Rücken benutzte, um sie in ihrer jetzigen Position zu halten.

Ohne groß nachzudenken, wühlte Mamoru in seiner Smoking-Innentasche und zog eine einzelne rote Rose heraus. Mit hoher Genauigkeit warf er sie genau gegen die Stirn des projizierten Löwen.

Seine Aktion schien bestens funktioniert zu haben, denn alle Teilnehmer der Partie erstarrten und drehten sich dann völlig überrascht zu ihm um.

Nun verstand Mamoru, dass diese merkwürdige Marketingkampagne mit den Liebesbriefen wohl eher dazu gedacht war, die Leute hierher in das Kaufhaus zu bringen und gemeinsam ein großartiges Cosplay zu veranstalten. Es ging gar nicht darum, die nächste Episode „Liebesbriefe" zu promoten! So wurde ihm plötzlich bewusst, dass er aktiv werden musste, um ein richtiger Teil dieses Ensembles zu werden...und da hatte Mamoru zur Abwechslung mal so richtig Lust drauf in seinem Traum.

Bist Du es schon wieder?Where stories live. Discover now