Kapitel 18. Nah, aber doch fern

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Ungeduldig pfefferte sie die Kräuter zwischen die leuchtenden Kohlen und am liebsten wäre sie sofort aufgesprungen und wieder gegangen, aber als die Flammen grün waren, stockte sie. „Ohh! Malfoy ist wohl doch mehr als ein Lernpartner.", scherzte Deenah. Es war kein Geheimnis, dass es ihr unheimlich Spaß bereitete ihre Mitschüler miteinander zu verkuppeln oder ihnen vorherzusagen, dass sie einmal heiraten würden. Zu allem Überfluss bekam sie auch noch ein Ohnegleichen nach dem anderen in Wahrsagen und deshalb las sie beim Frühstück regelmäßig aus den Teeblättern ihrer Mitschüler.

„Halt doch den Mund.", murrte Hermine, die sich unter den stummen Blicken der anderen wieder vom Boden erhob. Als sie sich umdrehte, war Ron verschwunden.

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Am nächsten Abend, wie sie es geahnt hatte, stand McGonagall vor der Schülerschaft in der großen Halle und erklärte das unfassbare Pilotprojekt, das in wenigen Tagen aufgelöst werden sollte, weil es schiefgegangen war und zu viele Schüler Bescheid wussten. In den vergangenen Tagen mussten sich weitere Schüler bei McGonagall gemeldet haben und so hielt sie die aufklärende Rede an diesem Tag:

„Liebe Schülerinnen und Schüler, ich werde Ihnen nun etwas berichten, das Sie vielleicht nicht sofort glauben werden. Es könnte sein, dass Sie Wut oder Trauer verspüren, sich betrogen fühlen. Aber Sie müssen wissen, da sind sich alle Lehrer und auch ihre Eltern einig, dass wir alle nur das Beste für Sie wollten. Das Beste war in diesem Fall, dass Sie sich nicht an einige wichtige Ereignisse der letzten Jahre erinnern können.", als ein paar Schüler begannen zu tuscheln, hob McGonagall ihre Hände, worauf sie wieder verstummten. „Folgendermaßen... das Ministerium entschied in Zusammenarbeit mit der Schule, dass Sie Freiheit brauchen. Freiheit, um zu lernen, einen schönen Sommer zu verbringen und Freundschaften zu schließen, die normalerweise nicht möglich gewesen wären. Sie hätten ihre Erinnerung ohnehin mit ihrem Abschluss erhalten, darauf möchte ich Sie hinweisen. Aber da mehrere Schüler und Schülerinnen auf mich zukamen, die höchst verwirrt über zurückkehrende Erinnerungen waren, haben wir beschlossen das Projekt vorzeitig zu beenden. Am Freitag dieser Woche werden Mitarbeiter des Ministeriums, aus der Vergiss-Mich-Zentrale, zu Besuch kommen und die Vergessenszauber rückgängig machen. Sie haben keinen Unterricht und wir beginnen nach dem Frühstück. Es steht Ihnen frei, das folgende Wochenende bei Ihren Eltern zu verbringen, um die Ereignisse zu verarbeiten. Reden Sie mit Ihren Familien und Freunden, gern auch mit mir oder den Lehrern, denen Sie sich am ehesten anvertrauen mögen.", wieder machte sie eine Pause. „Am Abend, nachdem alle bei einem Mitarbeiter der Vergissmich-Zentrale waren, werde ich vor dem Abendessen erneut mein Wort an Sie richten und auftauchende Fragen beantworten. Vielen Dank."

Hermine tauschte einen sorgenvollen Blick mit ihren Freunden, die inzwischen ebenfalls das Gefühl haben mussten, es würde sich um etwas sehr Schlimmes handeln. Verneinen konnte sie es jedenfalls nicht, da allein der Tod des Jungen, den sie anscheinend ansehen musste, auf etwas hindeutete, das sie eigentlich nicht wissen wollte.

(...)

Die folgenden Tage waren von einer unangenehmen Spannung durchzogen, die die allgemeine Stimmung der Schülerschaft so sehr dämpfte, dass kaum ein Lachen durch die Gänge hallte. Draco hatte wieder beschlossen, dass er Hermine ignorieren musste, auch wenn er es nicht unbedingt wollte. Sie hatte es noch nicht aufgegeben, ihm auffordernde Blicke zuzuwerfen, wenn sie gemeinsam im Unterricht saßen. In alte Runen, am Dienstag, setzte sie sich neben ihn, sprach ihn jedoch nicht an. Das alles waren Dinge, die seine Laune, noch weiter als ohnehin schon, in den Keller trieben. Pansy umschwirrte ihn ebenfalls wie eine Motte das Licht, meistens in Begleitung von Daphne.

Blaise war inzwischen selbst davon genervt, weil Pansy in der Nacht auf St. Andrews Day ein Ehemann aus dem Hause Slytherin prophezeit wurde und sie davon ausging, es würde sich um Draco handeln. Daphnes Flamme hatte ebenfalls grün gebrannt, die von Goyle jedoch rot. Und das war so sensationell, dass diese Tatsache wie ein Lauffeuer unter den Slytherins weitergetratscht wurde. Jeder zerbrach sich den Kopf über die Gryffindor, die ihm verfallen würde und so versuchten einige natürlich herauszufinden, welche Flammen der Gryffindors grün brannten.

Eine (heile) Welt [Dramione]Where stories live. Discover now