Kim & Jeremy - I

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Das aller erste Mal war er ihr, Kim Kamille Sallivan, aufgefallen, als sie nach den Sommerferien ihres ersten Schuljahres auf dem Bahnhof Hogsmeade aus der roten Dampflock stieg. Ihre zarten und kleinen Hände waren schwer damit beschäftigt gewesen, den viel zu großen Koffer aus der roten Dampflock zu ziehen; leider gelang ihr dies nicht.

Suchend drehte sie sich um; wäre sie nur schneller gewesen, dann hätte ihr Lily oder jemand anderes helfen können. Doch jetzt, vollkommen allein, wusste sie nicht, wen sie hätte fragen können; den Rest der Schülerschaft kannte sie nicht, sie hatte nie mit jemanden ein Wort gewechselt, mit Ausnahme ihrer Zimmergenossinen und Freunde Lily, Cami, Laura und Alice. Kim war ein besonders schüchternes Mädchen. Sie war so froh, endlich und zum ersten Mal in ihrem Leben Freunde gefunden zu haben- was sie bestimmt nicht hätte, wenn die anderen nicht hartnäckig geblieben wären. Irgendwann hatte sie sich dann endlich geöffnet. Zum Glück.

Jetzt bereute sie es aber, nie mit jemand anderes geredet zu haben. Sie stand noch immer unschlüssig da, ließ die anderen Schüler an sie vorbeirauschen, ohne ein Wort zu sagen. Es wäre so einfach gewesen; sie hätte einfach nur um Hilfe bitten sollen. Doch das tat sie nicht.

Irgendwann nahm sie ihren Mut zusammen, packte den Koffer so fest sie konnte und trat wacklig auf die winzigen Stufen des Hogwarts Express'. Zuerst schien es zu klappen, Kim hatte immer mehr Hoffnung, heil anzukommen, doch irgendwann, als sie sich zu selbstsicher geworden war, verlor sie ihr Gleichgewicht. Doch anstatt auf den harten und matschigen Boden zu landen, fiel sie in etwas ganz weiches. Und gut-riechendes.

Vor Schreck hatte sie die Augen zugekniffen, doch als sie gemerkt hatte, dass sie auf etwas anderes gelandet sein musste, öffnete sie wieder ihre Augen.

Diese weiteten sich erschrocken, als sie erblickte, was sie gerettet hatte; es war nicht ein es gewesen, sondern ein wer.

Er sah unglaublich gut aus; seine Haare waren ein ordentliches Chaos von braunen Locken, seine Augen ein Meer von grünen Smaragden. Doch ihr Herz blieb erst endgültig stehen, als sein markantes Gesicht sich zu einem Lächeln verzog.

"Alles in Ordnung?", fragte der Junge, ihr Retter. Seine Stimme schien gerade den Stimmbruch zu erleiden, dennoch war sie wunderbar angenehm. Was ihr ebenfalls auffiel, war, dass sein Körper für den seines Alters gut gebaut war.

Kim nickte und tastete mit ihren Füßen nach dem Boden, den sie schließlich fand und stellte sich hin. Ihre braunen Augen musterten noch einmal den Jungen, bevor sie rot anlief und auf den Boden starrte.

"Danke", murmelte sie leise, und es war ihr ein Rätsel gewesen, wie der Junge es geschafft hatte, sie zu verstehen-was sie schließlich daran bemerkte, dass er nickte und sie anlächelte.

"Kein Problem."

Als Kim nicht antwortete, hustete der Junge und schlug vor, dass die beiden sich eine Kutsche teilten, nachdem bereits einige losgefahren waren. Kim nickte.

Wie selbstverständlich nahm er ihren Koffer in die eine Hand, und seinen in die andere. Kim versuchte so vorsichtig wie möglich zu laufen, um nicht noch einmal auszurutschen, was bei ihrem Glück bestimmt passieren hätte können.

"Also", fing der Junge an, während er locker neben ihr schlenderte, "du bist auch in Gryffindor, richtig?"

Kim hob den Kopf; sie staunte über seine Gelassenheit, denn sie war so schrecklich verkrampft, während sie angestrengt neben ihm her lief. "Du auch?"

"Ja..Ja." Der Junge grinste. "Bin im vierten Jahr."

Kim nickte. Sie musste aber etwas antworten-schon allein aus Höflichkeit. "Ich bin in der zweiten."

"Cool." Der Junge schüttelte seinen Kopf, damit seine Haare richtig saßen.

Kim wusste nicht, was es war-doch etwas, etwas vollkommen seltsames und merkwürdiges, ließ sie nicht los. Sie musste immer zu an seine Augen denken, seine wunderschönen, grünen Augen. Und etwas tief in ihr sagte ihr, dass sie schon einmal in diese smaragdgrünen Diamanten gestarrt hatte. Nicht in Hogwarts, sondern in der Zeit davor. Doch sie erinnerte sich nicht mehr viel an die Zeit davor. Da war nur die glückliche Zeit, die Zeit, in der ihre Eltern noch gelebt hatten. Und dann war da der Tod ihrer Eltern-das Waisenhaus, und dann ihre Adoptiveltern. An die wunderschöne Zeit mit ihren Eltern konnte sie sich leider kaum erinnern, da sie noch so jung gewesen war.

Was Kim zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst hatte, war, dass Jeremy Tomlinson, der Junge, sich daran erinnerte. Sich daran erinnerte, dass er schon immer eine Schwäche für die kleine Kimmi gehabt hatte-selbst, wenn sie sich nie wieder daran erinnern würde. Doch es hatte eine Zeit geben, in der Jeremy und Kim beieinander gewesen waren.

"Alles in Ordnung?", fragte Jeremy hoffnungsvoll, als er bemerkt hatte, dass Kim ihn anstarrte.

"Ja", sagte Kim, die viel zu schüchtern gewesen war, um zuzugeben, dass es dort tief in ihr drin etwas gab. Etwas, von dem sie nicht wusste, was es zu bedeuten hatte. Noch nicht. "Es ist nichts."

"Kim!", rief plötzlich jemand, und Lily, ein Mädchen mit wunderschönen, roten, langen Haaren kam herbei gerannt. "Da bist du ja. Komm, wir warten auf dich."

Lily warf kurz einen Blick zu Jeremy, den sie anlächelte.

"Nochmals danke", sagte Kim ein letztes Mal, bevor sie und Lily gemeinsam den Koffer packten und in einer der Kutschen verschwanden. Dabei warf Kim noch einen letzten Blick zu Jeremy, der ihr sehnsüchtig hinterher sah.

Erinnerungen, sie kommen und gehen. Doch irgendwann, da war sich Jeremy sicher, würde auch ihre Erinnerung wiederkommen. Das war die Hoffnung gewesen, an der sich Jeremy all die Jahre festgehalten hatte.

Und er ließ sie auch nicht los. Genauso wenig wie Kim.

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Das war das erste Kapitel! Tut mir leid für die Kürze des Kapitels, aber ich wollte unbedingt etwas hochladen. Ich hoffe ich habe ein wenig euer Interesse geweckt mit Kims und Jeremys Geschichte, hinter der noch so viel mehr steckt! Hinterlasst mir doch eure Meinung! Allerliebste Grüße ❤

We are haunted. (Rumtreiber/Harry Potter)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang