6. Vergiftete Hilfe

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Tom lächelt in die Runde, doch sein Blick ist starr auf Rookwood gerichtet. "Eine jede Hexe hat das Recht auf Verteidigung, das bin dann wohl ich. Ausserdem hat sie als minderjährige Hexe ein Recht auf eine schriftliche Bestätigung des Haftbefehls und die Informierung ihrer Erziehungsberechtigten. Besitzen Sie so eine?"

Verwirrt sehen die Herren einander an. Dir Frage wurde zwar nicht ausgesprochen, hängt aber ohrenbetäubend im Raum - wer soll diese Bestätigung schreiben, wenn nicht vom Minister höchstpersönlich?

Es ist Dippet, der sich als erstes wieder fasst und zögerlich nachfragt: "Von wem sollte eine solche Bestätigung geschrieben und unterzeichnet werden, Tom?"

"Von dem Anklagenden, der in diesem Fall wohl Rookwood sein würde. Er muss also zu einem magischen Richter im Ministerium und eine Anklage erstatten. Dieser entscheidet dann, ob der Angeklagte überhaupt zurecht geholt wird."

Hermine ist sich ziemlich sicher, dass mindestens 90% von dem eben gesagten nicht annähernd der Wahrheit entspricht, dazu kommt natürlich, dass sie sehr wohl älter als 17 ist und somit in der magischen Welt als erwachsen gilt. Doch die Männer tauschen bloss ein paar fragende Blicke aus.

Schliesslich schaltet der Zauberminister sich ein: "Sie haben natürlich vollkommen recht, Mister Riddle. Mister Rookwood wird sich zu einem der Richter wenden und wir informieren Sie und ihre Erziehungsberechtigten dann, Miss Granger."

Hermine nickt und erhebt sich. Sie haben nicht gefragt, ob sie minderährig ist und Hermine weiss, dass sie wissen, dass sie unmöglich ihre Eltern informieren konnte, diese lebten im Moment erst als Babys, wenn überhaupt. Doch keiner der Männer sagt etwas, vielleicht wegen Toms Anwesenheit. Mit einem Nicken in die Runde dreht Hermine sich um und als sie an Tom Riddle vorbeigeht, legt er seine grosse Hand in ihr Kreuz und folgt ihr.

Während Hermine diese intime Berührung versucht zu ignorieren, gehen sie einige Schritte in Richtung Hermines Zimmer.

"Das war gelogen, nicht wahr?", fragt Hermine zweifelnd und sieht den grösseren Jungen neben ihr an.

"Natürlich", meint er als wäre es selbstverständlich und sieht weiterhin geradeaus. Eine Stille entstand und bevor Hermine weiterfragen kann, erklärt Tom: "Ich wirke sehr vertrauenswürdig auf andere Menschen. Dem Minister wäre es peinlich, wenn er mein Wort anfechten und ich dann doch im Recht liegen würde."

"Warum haben Sie das getan?" Hermine konnte sich keinen Reim darauf machen. Warum sollte er den Minister belügen und das vor dem Schulleiter Dippet, der ihm diese Lüge sicherlich nicht durchgehen lassen wird, dem verhassten Professor Dumbledore, der sowieso schon seine Zweifel an Toms Aufrichtigkeit hatte und seinem späteren Verbündeten Rookwood? Egal wie sie es dreht, sie kriegt keine logische Erklärung dafür.

Tom antwortet ihr nicht. Noch immer schreiten sie durch die Gänge, als er ganz plötzlich stehen bleibt. "Wir haben nicht viel Zeit. Sie werden zurück ins Ministerium, nur um dann herauszufinden, dass ich sie veräppelt habe. Dann werden sie wutverbrannt zurückkehren und sowohl Euch als auch mich mitnehmen."

Verwundert bleibt auch Hermine stehen und sieht ihn genau an. Natürlich wusste sie das, ihr war auch bewusst, dass er es weiss. Doch das macht es ihr noch schwerer eine Antwort auf die letzte Frage zu finden.

"Was haben Sie vor? Ich habe nichts zu verlieren, Sie scheinen mir aber eine Menge verlieren zu können."

Er lächelt sie nachsichtig an. "Ich verliere nie, ich bevorzuge das Gewinnen." Ein Gemälde schwingt auf und erst jetzt wird Hermine klar, wo sie sich befinden müssen. Dies muss der Eingang zum Gemeinschaftsraum der Schlangen sein. Was Tom ihr geantwortet hat, hat sie gar nicht realisiert, aber irgendwo in diesem Satz sollte sich das Passwort befinden, wird ihr klar.

"Ich bin nicht minderjährig", platzt Hermine heraus und sieht dabei starr in den Gemeinschaftsraum, der Menschenleer ist.

"Doch das sind Sie, ab jetzt." Hermine hebt ihren Blick und sieht Tom an, dieser sieht sie ernst an und bedeutet ihr, mit einem Nicken, dass sie eintreten soll.

Sie tritt zögernd ein und hatte nicht einmal Zeit sich in dem grün beschienen Raum umzusehen, als Tom sie auch schon weiter zieht. Sie halten vor einer Tür in den Tiefen der Gängen. Tom kramt einen Schlüssel hervor und sperrt behutsam auf. Nachdem er die Klinke heruntergedrückt hat und die Türe aufgestossen hat, steht er beiseite und bedeutet ihr einzutreten.

Skeptisch sieht Hermine ihn an. Sie sollte nicht hier sein, sie durchmischt die Realität und Ereignisse. Tom hatte bestimmt mitbekommen, weswegen sie angeklagt wurde. Er würde Fragen stellen, Fragen auf die sie ihm keine Antwort geben darf und er wird alles dafür tun, an genau diese Antworten zu kommen. Sie hat Glück, dass er in diesem Alter die Kunst der Legilimentik noch nicht beherrschte. Trotzdem könnte sie immer noch umdrehen und wegrennen, doch sie wüsste nicht wohin.

Bevor Hermine ihren Plan umsetzen konnte, packt Tom sie grob am Arm und schleift sie in den Raum. Hermine schlägt um sich, schreit und versucht alles, um von ihm loszukommen, doch sein Griff ist eisenfest. "Lassen Sie mich los!", schreit sie und tritt ihm ins Schienbein.

Tom gibt ein Geräusch von sich, dass sich irgendwie nach einem Knurren anhört, lässt die Türe ins Schloss fallen und stösst sie gewaltvoll zu Boden. Hermine, die hart auf dem Bauch landet, dreht sich sofort um, verfängt sich dabei in ihrem Umhang und versucht währenddessen ihren Zauberstab zu finden.

"Expelliarmus!", hört sie die Wort, kaum hat sie ihren rettenden Stab in den Händen. Sie muss also zusehen, wie ebendieser in die Hände des zukünftigen dunklen Lord fällt.

"Gib mir meinen Zauberstab zurück!", schreit Hermine und vergisst alle Höflichkeit. Wutverbrannt sieht sie ihn an und steht langsam auf.

Tom Riddle geht um sie herum, während sein Stab auf sie gerichtet ist - dieser Stab der so viel Unheil angerichtet hat. Hermine schluckt und wünscht sich, Ron wäre nun hier und komme sie retten. Doch sie ist alleine, niemand wird kommen, also muss sie sich selbst helfen.

"Hermine Granger", lässt er über seine Zunge rollen und sieht sie nachdenklich an, "Was hast du mit dem Zeitumkehrer getan?" Er sieht sie emotionslos an und seine Stimme verrät die Schärfe in diesem Satz.

Hermine beisst sich auf die Zunge und atmet zitternd ein. Was würde er mit ihr tun? Was ist das für ein Raum? Alles was sie in dem Dunklen erkennen kann, ist ein einigermassen grossen Bett, einen Schreibtisch mit mehreren vollgeschrieben Pergamenten und einer eleganten Feder und einen grossen Schrank. Ansonsten ist der Raum sehr unpersönlich und leer. Durch die Kälte und Dunkelheit wirkt der ganze Raum etwas feucht und bedrohlich.

"Was wirst du mit mir tun?" Hermine wünschte sich, man würde das Zittern in ihrer Stimme nicht hören, die ihre Angst verrät.

"Solange du kooperierst gar nichts, solltest du dich jedoch wehren, werde ich alles mit dir tun." Die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme ist zum Greifen echt und jagt Hermine einen kalten Schauer den Rücken herunter. Sie versucht die Tränen zurückzuhalten, während sie an Bellatrix' Folter zurückdenken muss. "Also erzählst du mir, was du mit dem Zeitumkehrer getan hast, oder muss ich mir die Antworten selbst holen?", fragt er und seine grünen Augen durchstechen sie dabei regelrecht.

Caught in time - TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt