Kapitel 00: Prolog

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Eisige Kälte umschlang fest meine Beine und kroch unaufhaltsam an ihnen  hinauf. Sie fraß sich unersättlich durch den dicken Stoff meiner  gefütterten Hose des Raumanzugs, und schien nicht aufgeben zu wollen. Es  fiel mir zunehmend schwerer, meine Gliedmaßen schnell genug zu bewegen,  um überhaupt voran zu kommen. Jeder Schritt, den ich nach vorne wagte,  erforderte immense Kraft. Dennoch kämpfte ich mit aller Energie, die ich  aufbringen konnte gegen den Wind, der die Kälte peitschend  umherwirbelte, und mich gleich mit. Dabei zerriss der Anzug und das Glas  des Helms splitterte.

Meine  Fingerspitzen waren taub und doch prickelten sie gefährlich. Jede  Bewegung meiner Finger schmerzte und brannte wie Feuer, das Blut  pulsierte unaufhörlich durh meinen gesamten Körper. Ich stolperte mehr  über meine, für meinen Kopf nicht mehr existenten Füße, als dass ich  lief. Mein Herzschlag wurde immer langsamer, aber gleichzeitig auch  immer lauter. Es schlug gegen meine Brust, als würde es heraus springen  wollen.

Gott  sei Dank konnte ich mich jetzt nicht im Spiegel sehen, sonst hätte ich  mich wahrscheinlich vor mir selbst erschreckt, mit den Haaren, die mir  zu Berge standen und meiner vor Kälte blassen Haut, die zahlreiche  kleine Wunden hatte. Der Wind jagte nämlich nicht nur Mutter Frost um  mich herum, sondern auch den ganzen Sand, der meine Haut schnitt und sie  zeichnete.

Irgendwann  konnte ich nicht mehr gegen den Sturm ankämpfen und ließ los. Ließ all  meine Reserven Reserven sein und glitt sachte auf den Boden. Mir war als  würde der Wind mich leise triumphierend zum letzten Schlafe legen  wollen. Nicht zum ersten Mal verfluchte ich den Gedanken daran, bei dem  Ganzen mitzumachen, und doch wusste ich es besser als niemand sonst,  dass es die einzige Rettung gewesen war, vor allem für mich. Der Wind  schwächte ab, die Fesseln der Kälte lösten sich und der Sand bedeckte  wieder den Boden. Ich hörte nur noch das leise Flüstern in der Ferne,  das mir sagte, dass es noch nicht vorbei war. Dabei hätte ich nie  gedacht, dass es noch schlimmer kommen könnte. Dies war jedoch erst der  Anfang...

Lügen aus Azur und MalachitWhere stories live. Discover now