5.

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Draco,
Ich bitte dich inständig über unser letztes Gespräch nachzudenken.
Es wird ein Treffen geben um weiteres zu planen.
Ich erwarte dich dort zu sehen.

Vater.

Ich lese die unterkühlten Zeilen in der hektischen Handschrift meines Vaters immer wieder.
Ich sehe ihn ganz genau am großen Mahagoni-Schreibtisch unseres Arbeitszimmers sitzen.
Genervt, weil ich noch keine Entscheidung getroffen habe. Hektisch diesen Brief schreiben und mit Wut im Bauch an mich losschicken.
Wütend, dass er diesen Brief überhaupt schreiben muss. Wütend auf seinen feigen Sohn.
Ich bin mir sicher meine Mutter weiß nichts von diesem Pergament, dass mir Bauchschmerzen macht. Sie hätte nicht gewollt, dass mein Vater mich so unter Druck setzt.
Ich muss mit Professor Snape sprechen.
Immer wieder merke ich, dass ich mit einer Entscheidung, die mein ganzes Leben umschmeißen wird, überfordert bin.
Ich halte nichts von Blutvermischung. Von Schlammblütlern in Schulen für Hexerei und Zauberei und ich halte nichts von Blutverrat. Aber ich ein Todesser? Ich, Seite an Seite mit dem dunklen Lord? Ich, verantwortlich für so viele Sterbende Menschen?
Ich versuche es wirklich, um meine Familie zu schützen. Aber ich kann mich in dieser Rolle nicht sehen...

Meine Schritte hallen an dem Gemäuer des Schlosses nieder, als ich auf dem Weg zu Professor Snape bin.
„Malfoy." , sagt Snape überrascht als er mich erblickt. Mit einem Nicken lässt er mich eintreten und lässt die schwere Tür hinter mir mit einem Wink seines Zauberstabs ins Schloss fallen.

„Was kann ich für dich tun?", fragt er während er durch den Raum schreitet um sich am Lehrerpult anzulehnen.
Ich reiche ihm den Brief meines Vaters und murmele „Ich weiß nicht was ich tun soll."
Mit unruhigen Augen überfliegt Professor Snape die lieblosen Zeilen meines Vaters und heftet seinen Blick danach auf mich.
„Du solltest wissen, Draco, wohin du gehörst."
Sein Blick der jede meiner Bewegungen verfolgt, scheint mir sagen zu wollen, er hätte mehr von mir erwartet. Aber mehr was? Mehr Loyalität? Mehr Selbstbewusstsein?

„Ich weiß wohin ich gehöre.", sage ich „aber ich weiß nicht was ich bereit bin dafür zu opfern." den letzten Teil meiner Antwort sage ich hastig und ich verfluche meine Stimme, dass sie so brüchig klingt.
„Was du bereit bist zu opfern..." wiederholt Snape mit kühler Stimme während er mit seinen Fingern auf das Holz des Lehrerpultes tippt und mich nicht aus den Augen lässt.
Ich fühle mich wie ein Feigling. Wie ein Verräter. Wie der kleine Junge, den meine Mutter versucht zu schützen.
Dieses Gefühl habe ich immer, wenn ich mich in Anwesenheit von Menschen befinde, die meinem Vater Nahe stehen.

„Draco, ich habe deiner Mutter versprochen ich werde auf dich Acht geben und ich werde dich bei allem unterstützen. Die Entscheidung liegt ganz bei dir." sagt Snape während er sich beim sprechen vorbeugt und mir mit seinen fast schwarzen Augen direkt in die Seele blickt.
Und langsam wird mir bewusst, dass Snape den Sachverhalt wohl genau so wie mein Vater sieht. Er muss mich für einen Dummkopf halten, dass ich mir unsicher bin.
Vielleicht sollte ich es als Ehre ansehen, dass mir diese Aufgabe zugetragen wird.

Als ich den Raum verlasse bin ich mir zwar immer noch nicht klar, welche Entscheidung wohl die Beste sein mag. Allerdings bin ich mir sicher, welche Entscheidung die Beste für meine Familie ist. Ich atme tief durch und mache mich auf den Weg zur großen Halle um Crabbe und Goyle zu finden.

Bevor ich die große Halle allerdings erreiche, fällt mein Blick auf einen blonden Lockenschopf. Vertieft in ein Buch über magische Pflanzenwesen in heimischen Wäldern auf einer Mauer sitzend.
Ich schlendere zu ihr herüber „Na, auf der Suche nach einer eigenen Alraune?" frage ich mit hochgezogener Augenbraue.
Maja schreckt hoch und als sich unsere Blicke treffen bin ich mir sicher, sie erröten zu sehen. Nervös streicht sie sich eine Strähne ihrer Haare hinter die Ohren „Ähm nein. Also eigentlich. Ich lese das nur so.", stottert Maja während sie das Buch achtlos in ihre Tasche wirft.
Ich bin erstaunt, dass sie überhaupt noch mit mir spricht, aber vor allem freue ich mich.

Sie sieht mich an mit einem Blick den ich nicht deuten kann und sie wirkt nervös. Sie spielt mit ihren Händen und am liebsten würde ich mich einfach neben sie setzen und ihre Hände in meine nehmen.
Sie atmet tief durch und sagt einen Satz, der ihr ganz offensichtlich nicht leicht fällt.

„Draco. Vielleicht ist es besser, wenn wir nicht mehr so miteinander plaudern.", beim Wort plaudern gestikuliert sie mit ihrer Hand in der Luft herum. Als würde sie nach einem passenderen Wort suchen, aber keins finden können. „Du hast heute morgen eine Freundin von mir, mit einem wirklich abscheulichen Satz, sehr verletzt."

Schon während sie ihren Satz anfängt, weiß ich was sie sagen will. Schon während sie den Satz anfängt, weiß ich das ich ihn nicht hören will.
Als sie zu Ende gesprochen hat, reißt es mir dennoch den Boden unter den Füßen weg.
Ich habe mit dieser Reaktion gerechnet. Ja, ich habe diese Reaktion erwartet. Aber es jetzt von ihr, direkt gesagt zu bekommen, fühlt sich an als hätte ich einen Klatscher direkt in den Magen bekommen.

Can't resistWhere stories live. Discover now