__ Weltensprung __

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Um Shai herum lag völlige Dunkelheit. Nicht ein winziger, erhellender Lichtstrahl durchstoß die Finsternis. Vor ihrem inneren Auge stellte Sie sich ihr Amulett vor, Sie hielt das Schmuckstück in der Hand. Mit einem Daumen strich Sie über die blätterverzierte, ovalförmige Fassung. Im Inneren leuchtete ein Stein in undefinierbaren Farben. Auf dem kleinen Sockel am unteren Ende des Amuletts zierten vier Kristalle in unterschiedlichen Farben: Rot, Blau, Weiß, Grün.

Sie seufte schwer und mit gesenktem Blick richtete Sie sich auf. Ihre Eltern hatten ihr das Amulett vermacht. Sie kannte Sie nicht, dennoch war es die einzige Erinnerung die Sie hatte. Die einzige Verbindung zu ihren Schöpfern.

Shai wuchs in einem Heim auf. Schwer vorzustellen, dass Sie soetwas wie Liebe und Geborgenheit kannte, ihr ganzes Leben lang war Sie von einer kaltherzigen und düsteren Umgebung großgezogen worden. Strenge Regeln und harte Bestrafungen waren an der Tagesordnung.

Dennoch fühlte Sie tief in ihrer Seele Liebe. Sie wusste nicht Wen oder Was Sie liebt, sie tat es einfach.

Wir war Sie nur an diesen düsteren und schrecklichen Ort gelangt?! Es musste für Sie doch noch mehr geben als diese unbarmherzige Welt. Sie hatte ihren Weg nurnoch nicht gefunden.

Ein heller und lauter Knall riss Sie aus ihren Gedanken. Schnell versteckte Sie ihr Amulett in ihrem Hemd bevor sich die schwere Holztür mit stälernen Gewinden vor ihren Augen öffnete. Das Licht der anderen Seite durchflutete den kargen Raum. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte Sie einen großen, gesichtslosen Mann an. Ihre Kehle trocknete aus und Sie schluckte schwer. Er hatte einen Zylinder auf, seine Kleidung schien altmodisch und Zeitlos.

"Komm!"

Knurrte er mit Boshafter Stimme. Wie ferngesteuert setzte Sie einen Schritt vor den anderen. Vor Ihr erstreckte sich ein langer Gang. Die Wände waren aus Stein und der alte Holzboden unter ihren Füßen knarkste bei jedem tritt.

Shai wollte stehen bleiben oder wegrennen, so ganz sicher war Sie sich da nicht. Egal wie sehr Sie sich anstrengte, ihr Beine gehorchten dem Gesichtslosen.

"Wohin bringen Si..."

"Sei still!"

Sie versuchte unerlässlich ihren Satz zuende zu bringen, doch kein Ton kam über ihre Lippen, sie wollten sich nichteinmal bewegen. Wieso war Sie nicht mehr Herr ihrer eigenen Sinne? Lag es an diesem gesichtslosen Mann? Eine ungeheure Furcht durchzog ihren Körper. Was verflucht noch mal ging hier vor sich?

Eine weitere Holztür öffnete sich und vor ihr erstreckte sich ein abgedunkelter Saal mit meterhohen Decken. Sie traute ihren Augen nicht, zwischen einigen Menschen erstreckten sich Wesen die fast durchsichtig erschienen. Sie konnte deutlich ihre böse Essenz wahrnehmen und ihre Knie fingen an zu zittern. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Sie durch die Menge. Ihr Blick blieb an einem verstümmelten Mann hängen dessen knorriges, altes Gesicht düster drein blickte. Als er bemerkte, dass Sie ihn anstarrte verwandelte sich ein Mund in ein unheilvolles Lachen.

"Dritte Auktion des Tages. Startgebot liegt bei 10.000 Goldstücken." Der Gesichtslose sprach mit lauter Kehle während Shai ihren Kopf herum riss und ihn ungläubig ansah. Sie wollten Sie tatsächlich Verkaufen?

Aus den Reihen vor ihr hörte Sie schwach die Zahlen, die geboten wurden. Warum wollte man Sie verkaufen? Wieso war der Preis so hoch? Und wo zum Teufel war Sie überhaupt? Tausend fragen schossen ihr durch den Kopf.

"150.000 Goldstücke. Verkauft."

Sie war verkauft worden. Ihre Hände zitterten und ihr Herz schien ihr aus der Brust zu springen. Wie konnte das sein? Eine unbendige Wut überkam Sie und tief in ihrem Inneren spürte Sie eine nie dagewesene Macht.

Oria - Vergessene WeltWhere stories live. Discover now