Kapitel 10

85 8 0
                                    

Die beste Feindschaft mit 16.

Er und ich saßen auf seinem Dach. Wir sahen uns die Sterne an, während er mich tröstete. Sein einer Arm lag um meiner Schulter, mit dem er mich auch näher an sich zog. Ich war ziemlich verwirrt. Feinde trösteten sich nicht. Das alles war absurd. Und als ich den Gedanken aussprach, hatte er eine verrückte Idee. Die Idee einer besten Feindschaft. Eine Idee, die mein Leben danach veränderte und meine Gefühle auf den Kopf stellte.

><><><><><><><><><><

Nach dem ausführlichen und ehrlichen Gespräch mit Layla, habe ich beschlossen den restlichen Tag blau zu machen. Die ganze Zeit über habe ich einen Brief an Tamara geschrieben. So etwas wie ein Entschuldigungs-Brief. Nur dass ich auch unser damaliges Verhalten reflektiert habe. Ich habe während des Schreibens auch erkannt, dass ich sie verstehen kann. Vielleicht hätte ich das selbe gemacht?

Nun bin ich Zuhause, warte auf meine Eltern und möchte ein Gespräch mit ihnen führen. Der Gefühlsausbruch vor Layla hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich muss mir sicher sein, ob sie mich lieben, egal welchen Weg ich einschlagen will.

Nervös tippe ich mit meinen Fingerspitzen auf meinen Schoß und betrachte den ausgeschalteten Fernseher, auf dem ich mich sehe. Allem in einem sehe ich wie immer gut aus, nur mein Gesicht sieht etwas durcheinander aus. Ich kaue auf meine Lippen, schmecke schon den metalligen Geschmack meines eigenen Blutes und meine Augen sind glänzend. Sie strahlen Unsicherheit aus. Eine Unsicherheit, die ich zuvor nie an mir gesehen habe.

»Was los Liebling. Halte es kurz, wir haben heute ein Geschäftsessen.« kommt mein Vater ins Wohnzimmer rein und setzt sich neben mich hin. Verunsichert schaue ich in seine Richtung und sehe danach meine Mutter, die sich neben ihn hinsetzt und mich verwirrt mustert. Im Gegensatz zu meinem Vater weiß sie ganz genau, dass mich etwas bedrückt.

Kurz atme ich aus, ignoriere meinen trockenen Hals.  »Liebt ihr mich?« lasse ich direkt die Bombe platzen. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchfährt mein Herz.  »Was? Natürlich lieben wir dich!« ruft mein Vater direkt und springt aufgebracht auf. Registriert nicke ich, schaue auf meine Hände und danach wieder hoch. Meine Augen fangen an zu schmerzen, die trotz blinzelns nicht vergehen.  »Würdet ihr mich auch lieben, wenn ich was anderes mache? Wenn ich Biologie studiere und meinen Traum, Chirurgin zu werden verwirklichen will? Liebt ihr mich dann immer noch?« hacke ich nach.

Und da ist das, was ich erwartet habe. Stille. Stille, wegen der Konfrontation. Weil sie nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen. Weil sie mein ganzes Leben schon verausgeplant haben.

»Du wirst aber die Firma deines Vaters übernehmen. Wie willst du dann noch währenddessen Chirurgin sein?« bestätigt meine Mutter nun auch meine Vermutung.  »Hört ihr euch eigentlich selbst zu? Ihr plant mein ganzes Leben. Ich kann keine Firma übernehmen, das ist mir zu viel Verantwortung. Ihr sagt mir immer, was ich machen muss aber fragt nie nach, was ich machen will.« rufe ich aufgebracht und springe auf.

Meine Luft ist wie zugeschnürrt, mein Rachen brennt, genauso wie meine Augen und enorme Kopfschmerzen machen sich breit. Ich habe das Gefühl, mich in einem tiefen Loch zu befinden und dort nie wieder rauszukommen.

»Ambar, du bist doch nicht mehr ganz bei Sinnen. Wir ermöglichen dir ein finanziell, abgesichertes Leben und du willst es mit deinen dämlichen Träumen niedertrampeln? Du bist keine 10 mehr. Du hast in jedem Beruf eine Art von Verantwortung zu tragen.« regt sich nun meine Mutter auf und springt auch auf. Wütend mache ich einen Schritt auf sie zu. Das ganze Adrenalin pumpt durch meinen Körper. »Und genau das brauche ich nicht. Ich brauche Abenteuer und Abwechslung. Ich will Menschen helfen und nicht irgendwelche Bilanzierungen und Rechnungen machen. Ich will keine Sitzungen haben und die ganze Zeit alles durchplanen. Trotz Arbeit brauche ich Kontakt zu echten Menschen, die ich glücklich machen kann, denen ich helfen kann – « fange ich an.

Best Enemies | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt