Draco der neue Löwe

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Dracos Sicht

Hoffentlich ging es Harry gut.
Er war heute bereits zum zweiten Mal vom Besen gefallen, was schon irgendwie auch etwas lustig war.
Erst wegen mir, als der Jüngere sich beim Aufwärmen auf dessen Besen erschreckt hatte und jetzt wieder mitten im Spiel gegen Ravenclaws.
Doch anscheinend war er nicht verletzt.
Als dies auch Menge sowie die umherfliegenden Spieler beider Teams erkannt hatten, ging das Treiben auch schon weiter.
Alle konzentriert auf ihr Handeln.
Außer einer.
Folgend, als der dunkelhaarige Gryffindor nach seinem Sturz wieder aufgestiegen  war, hatte dieser sich einen neuen Aussichtspunkt gesucht, doch wirkte er wie kurz vor dem unglücklichen Zwischenfall auch schon etwas niedergeschlagen.
Enttäuscht.
Es war komisch, schon fast gruselig gewesen, wie geistesabwesend Harry gerade noch ein Stück entfernt gegenüber von mir einfach nur in die Luft gestarrt hatte.
Wie in einer anderen Welt gefangen.
Ich konnte den kühlen Wind durch seine schwarzen Haare streichen und den roten Umhang flattern sehen.
Irgendwie faszinierend.
Als wenn sein Inneres auf die Stoptaste gedrückt stand und alles um ihn herum weiter ging.
Einfach teilnahmslos und doch mitten drin.
Bis seine smaragtgrünen Augen zu mir gewandert waren und direkt in meine geblickt hatten.
So willkürlich unter all den Menschen.
Ich hatte trotz der Entfernung das Funkeln in ihnen sehen können.
Wie es aufeinmal aufgeblitzt war.
Als wenn er nur darauf gewartet hätte und nur das zählte, dass ich hier war und dem Dunkelhaarigen zusehen konnte, hatte der junge Potter mich kurz angelächlte und flog dann mit Höchstgeschwindigkeit los, um das Spiel doch noch für sich zu entscheiden.
Es stand schon 70 zu 20 für das gegnerische Team.
Also mussten der Schnatz von Harry  gefangen werden, um das Spiel zu gewinnen.
Verrückt, dass ich ausgerechnet einmal Gryffindor, das Haus, welches immer so verhasst war, anfeuerte, als wäre es mein eigenes.
So etwas wäre mir früher niemals eingefallen.
Nicht im Traum.
Und nun wurde es zur Realität.
Trotzdem hatte es ziemlich viel Überwindung gekostet, mich in die feindlichen Reihen zu setzten.
Eine Schlange unter all den Löwen.
Neben diesem Lovegoodmädchen, mit ebenso blonden Harren, wie die meinen.
Ihr Haupt schmücke ein ziemlich großer Hut in Form ihres charakteristischen Gryffindortieres, welcher bei den beiden Toren, die das rote Team schon erzielt hatte, laut brüllte, an ihren Ohren hingen seltsame Ohrringe und komische Kleidung trug sie ebenfalls.
Allgemein sah die junge Frau etwas..fragwürdig aus.
Doch irgendwie war sie die einzige, welche ich hier auf der gesamten Tribüne mochte oder besser gesagt ertragen konnte, auch wenn wir uns noch nie wirklich unterhalten hatten.
Die junge Ravenclaw war einfach anders.
Auch hatte sie sich ansatt zu ihrem eigenen Haus, hierher gesetzt.
So wie ich.
Deswegen, hatte ich mich mit einem kurzen Lächeln einfach neben ihr niedergelassen, ohne sonst irgendetwas zu tun, wie es von mir wahrscheinlich jeder erwarten würde.
Aber nein.
Keine gehässigen Bemerkungen oder dergleichen.
Wieso auch, wenn sie mir nichts getan hatte?
Außerdem wollte ich mich ja ändern, nicht mehr so sein wie früher, was eben auch beinhaltete, keine unschuldigen Menschen mehr zu belästigen.
Stattdessen beobachtete ich nun jubelnd, wie Harry immer schneller werdend dem Schnatz nachjagte, nachdem dieser den siegbringenden Ball anscheinend nun schon zum zweiten Mal gesichtet hatte.
Der Dunkelhaarige sah ziemlich gut aus, als er so im Wind umhersaußte.
Einem Profi gleich.
So wie im zweiten Jahr als wir zusammen nebeneinander herfliegend um den Sieg gekämpft hatten.
Seite an Seite, aber als verfeindete Konkurrenten.
Damals waren wir aber noch dumme Kinder und hassten uns auf den Tod.
Mir wäre es recht gewesen, er fiele einfach vom Besen, sodass ich Slytherin den kleinen Ball in meinen Händen präsentieren konnte.
Dass ich im Mittelpunkt stand und nicht dieser arrogante Potter, der meiner Meinung nach sowieso schon viel zu viel Aufmerksamkeit bekommen hatte.
Doch heute war alles anders.
Besser.
Harry würde es auch nach den kleinen Rückschlägen schaffen, das hatte ich im Gefühl.
Seine Zielstrebigkeit und dessen Mut, die Dinge, welche schon immer unter meiner Bewunderung standen, würden den Goldjungen zum Sieg führen.
Ohne Zweifel.
Und schon im nächsten Moment, schneller als man blinzeln konnte, hatte der Junge mit der Blitznarbe den goldenen Schnatz in seiner behandschuten Hand fest umklammert und flog mit diesem auf den Boden.
Hatte ich es doch geahnt.
Trotz vorhin ging das Spiel doch noch überraschend schnell gut aus.
Denn als Harry mich erblickt hatte, war dieser nicht mehr aufzuhalten.
Unschlagbar.
Alle klatschten nun begeistert Beifall und brachen in lautes Jubeln aus.
Außer die Ravenclas und Slytherins vielleicht.
So tat ich es dem Rest des Stadions mit einem Grinsen im Gesicht gleich.
Die umliegenden Gryffindors mussten sich sicher wundern, wesshalb manche mich auch anstarrten, als wäre etwas höchst Absurdes geschehen, was gewissermaßen auch wahr zu sein schien.
Doch das kümmerte mich gerade kein Stück.
Sollten sie doch.
Nur das Harry der Held war, interessierte mich in diesem Moment.
Schon wieder.
Doch dieses Mal ärgerte ich mich nicht vor Neid oder Zorn, sondern freute mich ehrlich für ihn und dessen Haus, da wir ja nun Freunde waren.
Verrückt aber wahr.
Als sich alle wieder beruhigt hatten, sah ich noch zu, wie die beiden Teams sich die Hände schüttelten, die einen leicht niedergeschlagen, die anderen begeistert von ihrem Sieg.
Dann war das Spiel vorbei und die Zuschauer verließen ihre Sitzplätze, so schnell wie diese auch gekommen waren.
Was nun?
Sollte ich mich auch auf den Weg zurück machen?
Ich hatte jedoch nicht das Bedürfnis, einfach zu gehen, wesshalb meine Beine automatisch durch all die Leute in Richtung der Zelte steuerten.
Den Blick nur darauf gerichtet.
Alle anderen mussten nun bestimmt schon zurück zum Schloss gegangen sein.
Doch ich blieb, wartete kurz vor dem Eingang und sah nach wenigen Augenblicken auch schon, wie ein ziemlich glücklicher Harry mit seinen gewöhnlichen Alltagsklamotten den Stoff zur Seite schob und heraus ins Licht des Tages trat.
Seine Teamkollegen befanden sich wahrscheinlich noch im Inneren des Zeltes und zogen sich fertig um.
Doch auf sie achtete ich nicht.
Meine Augen lagen einzig und alleine auf dem Schwarzhaarige, welcher, als er mich erblickte, direkten Weges in meine Richtung schlenderte.
Auch meine Füße bewegten sich näher heran.
„Glückwunsch zum-", weiter kam ich nicht mehr, da der Auserwählte mich plötzlich und unerwartet in eine stürmische Umarmung zog, sobald dieser bei mir angekommen war.
Einfach so ohne Vorwarnung.
Ich atmete sogleich den Duft von Cocosshampoo ein und spürte die angenehme Wärme, welche von dem Gryffindor ausging und mich umhüllte.
Seine Haare waren noch etwas feucht, welche leicht meinen Hals berührten.
Es fühlte sich unglaublich an.
Aber er tat das gerade wirklich, denn für eine Einbildung war die Berührung sowie all meine feuerwerksartigen Gefühle zu echt.
Ich konnte es irgendwie nicht fassen und empfand wahrscheinlich in diesem Moment genauso Glück, wie der Jüngere über seinen Sieg.
Einfach unfassbar.
Anscheinend freute er sich ja wirklich über meine Anwesenheit, so sehr, dass er mir in die Arme fiel.
Oder lag das nur an der Freude seines Triumphes gegen Ravenclaw?
Als Harry sich wieder löste, strahlte er übers ganze Gesicht wie ein kleines Kind, welches gerade Geschenke bekommen hatte und stellte sich wieder normal vor mich hin.
Auch bei mir klebte das Lächeln immernoch fest.
„Glückwunsch zum Sieg", wiederholte ich dieses Mal komplett.
Seine so charakteristischen grünen Augen leuchteten wieder, als er mir entgegenblickte.
Mein Gegenüber meinte nur selbstgefällig  lachend auf die Gratulation antwortend: „ich sagte ja, wir haben gut trainiert", bevor dieser mir frech zuzwinkerte.
Ich verschränkte daraufhin nur die Arme vor der Brust und wollte amysiert von ihm wissen: „nah, und jetzt feierst du bestimmt ausgibig deinen glorreichen Sieg?"
Der große Held ließ es sich bestimmt nicht entgehen, seinen Freunden in den drei Besen eine Runde Butterbeir zu spendieren.
Sie waren bestimmt alle außer sich und stolz auf Harry, da dieser das Spiel trotz der Anfang nicht so guten Lage, doch noch für sich entschieden hatte.
Ich kannte ihn zwar noch nicht recht gut, aber die Griffindor machten das eigentlich immer so.
Bestimmt auch er.
Dieser schien kurz nachdenktlich, drehte sich einen Moment zum Zelt um, bevor der Jüngere gegen meine Erwartungen antwortete: „ähm..ich hab ehrlich gesagt nicht so viel Lust auf ein großes Fest in Hogsmeade...
Wie wäre es.. wenn.. wir beide was machen, also nur so im kleinen feiern."
„Wie ich sehe hast du ja Seiten gewechselt," hing der Pottersprössling schnell hintendran, um das mit dem bei den Gryffindors sitzen, nocheinmal anzusprechen.
Er lächelte mich leicht verlegen an und stemmte sein Gewicht vom einen Fuß zum anderen.
„Träum weiter Potter.
Schlange bleibt Schlange.
Aber bei deinem anderen Vorschlag bin ich dabei", erwiderte ich fröhlich grinsend.
Hatte er mich im Ernst gerade gegenüber seinen Freunden vorgezogen?
Ich bemühte mich, gelassen zu bleiben, doch im meinem Inneren flattern die Schmetterlinge wie wild.
Einfach unglaublich.
Es verblüfft mich eben total, doch ich war gut sowie trainiert darin, meine Emotionen größtenteils zu verdecken.
Wieso tat er das nur?
Anscheinend war ich ihm wirklich nicht egal und er schien das mit unserer Freundschaft definitiv ernst zu meinen.
Aber, dass der Potterjunge nach einem Sieg die Zeit lieber mit mir, als seinem Team und dessen beiden besten Freunden verbrachte, hatte ich nicht gedacht.
Harry, welcher von Außen so aussah wie mein Inneres, stapfte ein paar Schritte vor, bevor dieser noch verkündete: „gut, dann bis später.
Wir können uns dann im Raum der Wünsche treffen, wenn du möchtest."
Er fuhr sich immernoch etwas verlegen wirkend durch den schwarzen Haarschopf, bevor ich ihm begeistert meine Zustimmung gab.
Dann kamen ein paar von seinen Teamkollegen aus dem Zelt, welchen er sich sogleich anschloss.
Jedoch nicht, ohne mir nochmal einen kurzen Blick über die Schulter zuzuwerfen, der von mir nur genauso glücklich erwiderte wurde.
Ich sah ihnen noch eine Weile hinterher, wie die kleine Gruppe die Ländereien zurück nach Hogwarts hinaufstieg.
In Gedanken immernoch bei den letzten Minuten.
Vorallem bei der Umarmung.
Sie hatte sich so gut angefühlt...
Am liebsten hätte ich seine Arme garnicht mehr verlassen wollen.

Through good and badWhere stories live. Discover now