25 - Clara de Flocon

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„Ich fasse es nicht", höre ich Angel über den Knopf in meinem Ohr,
„Sie hat einfach recht."

Geraschel und das Aufschnappen einer Tür folgen.

„Habt ihr ihn?", fragt Louis gespannt, in dem Moment, in dem ich „Seht ihr ihn?" frage.

„Positiv", gibt Angel zurück, „Croissant, du bist ein Genie manchmal."

Triumphierend lehne ich mich an die kalte Wand zurück. Vielleicht wendet sich dieser verdrehte Tag ja doch noch zum Guten.
Ganz habe ich die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, auch wenn ich im Moment gerne den ein oder anderen Menschen in diesem Raum erwürgen würde. Louis und Dragon verfolgen das Gespräch, das gerade über meine DataWatch läuft, mit der gleichen Aufmerksamkeit, die auch ich an den Tag lege. Schließlich steht hier nicht nur die Ehre des Teams, sondern auch unsere Semesternote im Kurs des Sunhunters auf dem Spiel.
Ein weiteres positives Argument ist die Tatsache, dass mir Louis nicht an die Kehle gehen kann, wenn das restliche Team zuhört. Doch seine Wut ist ebenso schnell verraucht, wie sie aufgeflammt ist. Mein Ärmel, den ich in Ermangelung eines Taschentuchs vollgeblutet habe, und natürlich meine Nase tragen jedoch noch die Narben der Schlägerei.
Ich muss eigentlich so schnell wie möglich auf die Krankenstation, um überprüfen zu lassen, ob mir mein Arsch von Teamkollege wirklich die Nase gebrochen hat.
Vielleicht verpfeife ich ihn doch noch. Verdient hätte er es.

„Scheiße", kommt es dann von jemandem, der sich sehr nach Panic anhört, „Was ist das denn?"

„Was? Was ist los?", fragt Louis.
Er nimmt mir relativ viele meiner Fragen ab, damit sich der Rest möglich wenig über meine Stimme wundert, die plötzlich klingt, als hätte ich von einer Sekunde auf die andere einen starken Schnupfen bekommen.

„Wie sollen wir ihn da bitte rausbekommen?", fragt Mouse in seiner Fistelstimme.

„Einschlagen", kommt es von Crimson.

Sein radikaler Vorschlag klingt in meinen Ohren gar nicht gut.
Wo hat der Sunhunter Booth nur hingesperrt?
Ich kaue an meiner Unterlippe und kann es dabei selbst kaum fassen, dass ich tatsächlich Recht hatte mit meinem Tipp. Die Vermutung, dass es der Sunhunter persönlich war, der das Versteck für Booth ausgesucht hat, bringt uns dem Sieg einen entscheidenden Schritt näher.

„Hat irgendwer die Güte einen gottverdammten Stream zu teilen?", frage ich, was mit meiner zermatschten Nase unfreiwillig komisch klingt, selbst in meinen Ohren. Seit das Schmerzmittel wirkt, bin ich zwar nicht mehr unfähig, klar zu denken, aber besonderen Spaß macht es auch nicht, meinen Teamkameraden, die gerade in die Bordlabore eingebrochen sind, alles aus der Nase ziehen zu müssen.

„Moment."

Jemand aktiviert den Stream seiner DataWatch. Die anderen schließen sich an, sodass letztendlich ein blau leuchtendes Hologramm um mich her in der Luft hängt.
Langsam sickert Farbe in die Illusion, während sich die Verbindung stabilisiert und die DataWatches des roten Jet Teams sich synchronisieren. Doch schon bevor sich das Ruckeln im Bild legt und die Farbe alles zum Leben erweckt, weiß ich, dass wir in ernsthaften Schwierigkeiten sind.

Ich erkenne Booth, sobald die anderen den Stream öffnen. Doch er sitzt nicht etwa gefesselt auf einer Obstkiste, wie Dragon es momentan tut, oder lehnt gemütlich irgendwo geknebelt in einem Schrank. Stattdessen hängt er in einem Kokon aus Plane und Seil mitten in der Luft, was tragischerweise noch nicht einmal das seltsamste an der Sache ist.

„Was ist das?", frage ich geschockt.

„Das meine Liebe", Panic beugt sich vor und mustert das zentimeterdicke Glas, das uns von Booth trennt, „ist ein Terrarium."

SunhuntersWhere stories live. Discover now