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„Wer bist du?”, fragte der Fremde Johnny auf Englisch

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„Wer bist du?”, fragte der Fremde Johnny auf Englisch.

„Johnny. Johnny Suh.”

„Und was suchst du hier?”

„Ten Lee. Und eigentlich ist er kein was.” Dumme Antwort. Wahrscheinlich wird sein Gegenüber (der Ten zu scheinen schien, da er perfekt zu Taeyongs Beschreibung passte) denken, er wäre geisteskrank und würde ihn verfolgen wie ein gestörter Fan. 

Er gab keine Antwort darauf. Auf Tens Gesicht erschien nur ein kleines amüsiertes Lächeln und schien weder überrascht, noch verwirrt zu sein.

„Dann kann ich dir eine gute Nachricht geben: Ten Lee steht genau vor dir. Was willst du von mir?”

„Dich kennenlernen.”

„Für was?”

Johnny überlegte, was er darauf antworten sollte. Er kannte Ten nicht, was, wenn er es nicht verstehen würde, ihn auslachen oder zurückweisen würde? Alles war möglich und im Moment konnte er es sich nicht leisten, dass alles umsonst wäre. Den ganzen Weg nach Thailand, durch die ganze Stadt ohne Anhaltspunkte, nur mit dem Namen, den er suchte. Doch in Tens Augen lag etwas, was Johnny entspannen ließ, ihn sicher fühlen ließ und ihm das unsichere Gefühl weg nahm.

„Ich reise herum und suche nach Liebe.”

Ten blieb ruhig und sagte nichts dazu.

„Und von wem hast du die Infos über mich?”

„Von Meiner Großmutter in London, die mit deiner befreundet ist und von Taeyong.”

„Woher kennst du Taeyong?”, fragte Ten und diese Frage schien die erste zu sein, die ihn wirklich zu verwirren schien.

„Er ist ein Freund von mir. Ich habe ihn zufällig getroffen. Ich hatte lange keinen Kontakt zu ihm.”

Ten nickte, er schien keine weiteren Fragen auf der Zunge liegen zu haben. „Komm mit ins Haus, der Wind ist kalt.”

Langsam gingen sie nebeneinander am Strand entlang, in die Richtung, aus der Johnny gekommen war. Der Wind wurde stärker und als sie endlich vor dem kleinen Haus standen, zitterte Johnny schon, da er nur in T-Shirt auf den Strand gegangen war.

„Wo ist dein Gepäck?”

„Im Auto.”

„Hol es ins Haus. Du darfst bleiben, ich vertraue dir.”

Johnny holte seinen Koffer und seine Umhängetasche aus dem Auto und ging wieder zu Ten, der vor der Haustüre auf ihn gewartet hatte. Er sperrte die Türe auf und trat ein, gefolgt von Johnny, der sich sehr viel mehr Zeit ließ, als es theoretisch nötig war. Er sah sich neugierig um, wie eine Babykatze, die sich endlich im Haus umsehen durfte. Die Möbel waren hell gehalten und die Wände weiß. 

An den Wänden hingen viele Leinwandbilder, mit verschiedenen Formen und Gestalten. Viele zeigten Dinge wie das Meer und den Mond, die Sterne und Blumenwiesen aller Art, manche nur dürres Gras. Andere hatten etwas in sich, was Johnny nicht sofort deuten konnte. In manchen der Bilder, die schwarz-weiß waren, waren Gesichter versteckt, mit anderen Mimiken und mit einem anderen Licht in den Augen.

„Bist du einsam?”, fragte Johnny.

„Wie kommst du darauf?”

„Du lebst hier alleine, seit was weiß ich für eine lange Zeit und die Menschen, die du zeichnest, sehen traurig aus.”

Ten trat neben ihn und sah auf eines der Gemälde. „Manchmal.” Sanft lächelte er ihn an.

Johnny bohrte nicht weiter nach und beließ es bei dieser kurzen Antwort. Er folgte Ten weiter in sein kleines Haus, welches einfach eingerichtet war. „Ich habe kein Gästezimmer, also musst du entweder auf dem Sofa, am Boden oder in meinem Bett schlafen und ich schlafe am Sofa.”

„Ich möchte nicht, dass du wegen mir nicht in deinem eigenen Bett schlafen kannst, ich werde am Sofa schlafen.” Er nickte noch einmal, um überzeugender zu wirken, da Ten ihm einen kritischen Blick schenkte, der sich aber sofort lockerte.

„Geh schlafen, du hattest einen langen Tag. Wenn du etwas trinken oder essen willst, die Türe zur Küche ist offen, wie du sehen kannst. Das Badezimmer ist hinter der weiß bemalten Türe, mein Schlafzimmer ist hinter der Holztüre, falls du etwas von mir brauchst. Ich werde schon schlafen gehen, ich habe mich heute Vormittag mit einem anstrengenden Choreographen getroffen, der vor Wochen angefangen hat, mir jeden Tag E-Mails zu schicken, in denen steht, wie gerne er mich doch treffen würde und mit mir eine Choreographie machen würde, dann haben wir uns getroffen und er hat sich verhalten wie ein peinlicher Fanboy, hat nicht mitgearbeitet und dann wollte er mit mir Mittagessen gehen, obwohl es offensichtlich war, dass ich mich unwohl gefühlt habe. Gute Nacht.” Ten seufzte und ließ einen verwirrten Johnny zurück, der sich fragte, wie es passiert war, dass er zum Therapeuten wurde.

Johnny sah sich noch einige Bilder an, das Badezimmer und die Küche. Schließlich legte er sich auf das weiche blaue Sofa, mit einem Polster und einer Decke, die am Sofa gelegen hatten. Es war weder spät, noch war er sehr müde. Er war nur erschöpft von diesem langen Tag. Es brauchte lange, bis er einschlief, die ersten zwei Stunden schlummerte er in einem Halbschlaf vor sich hin.

Er wurde von einem lauten klirren geweckt und Tens Stimme, wie er versuchte, leise zu reden. „Louis, jetzt hast du schon wieder ein Glas hinunter geschmissen, ist das die Begrüßung, nachdem du nach Tagen wieder hier auftauchst? Und dann wieder für einen Monat verschwindest?”

Johnny stand neugierig auf, nicht wissend, mit wem Ten sprach. Als er in die Küche trat, sah er Ten am Boden sitzen und auf dem Esstisch saß eine Katze, die Ten beim Scherbenaufsammeln zusah. Schnell gesellte er sich zu Ten und half ihm die Scherben aufzusammeln.

„Entschuldigung, falls ich dich geweckt habe.”

„Kein Problem. Ist das deine Katze?”

„Ich weiß es nicht, manchmal ist er für Wochen bei mir, dann geht er wieder und taucht nach paar Wochen wieder auf. Ich weiß nicht, woher er kommt. Ich habe nie im Dorf Zettel gesehen, dass er vermisst ist, ich war schon ein paar Male beim Tierarzt mit ihm und er ist gesund, also mache ich mir keine Sorgen”, erzählte Ten, während er vorsichtig Johnny die Scherben aus der Hand nahm, die er gesammelt hatte und sie wegschmiss. „Nimm dir einfach zu essen. Ich nehme an, du weißt, wie du einen Kaffee machst”, sagte er noch dazu und deutete auf die Kaffeemaschine. 

Er machte sich einen Kaffee, setzte sich zum Tisch und streichelte Louis (so wie Ten ihn genannt hatte, als er das Glas hinuntergestoßen hatte).

„Lässt du mich nur bei dir übernachten, weil Taeyong es war, der mir deine Adresse gegeben hat?”, fragte Johnny.

„Einerseits ja, andererseits wirkst du nicht wie ein Auftragsmörder und es wäre mir egal, wenn du einer wärst. Solange du mich nicht umbringst oder misshandelst, spielt es keine Rolle, wer du bist.”

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ᴛʀᴏᴜʙʟᴇʟᴀɴᴅ | johntenWhere stories live. Discover now