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[askaban]

|draco|

"Lass ihn doch einfach draußen.", fauchte Narzissa beinahe panisch als Draco das Fenster aufsperrte um die Pergamentrolle entgegen zu nehmen.
"Die werden seine Haftstrafe nicht verlängern. Er hat keine Geheimnisse behalten.", murmelte Draco, während er den schwarzen Faden löste und sie aufrollte.

Narzissa saß in ihrem Sessel. Abwechselnd zu Draco und Astoria schauend, welche hinter Draco stand und ihm neugierig über die Schulter lugte.

"Möchtest du es zuerst lesen?",
"Ich möchte es gar nicht lesen.", keifte Narzissa und stand nun auf. Mit ruhigen Schritten verließ sie den Salon in Richtung erster Stock.

Seufzend setzte sich Draco an die lange Tafel und breitete das Pergament vor sich auf dem Tisch aus.
Während seine Augen die Zeilen überflogen, spürte er Astorias Hand auf seiner Schulter, welche leichten Druck ausübte.

"Er kommt frei.", Dracos Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Astoria hinter ihm wirkte begeistert und drückte ihrem Freund einen Kuss auf die weißen Haare.
"Das ist ja wunderbar!", ihre Stimme hallte so laut durch den Salon, dass Draco Angst hatte, seine Mutter könnte es hören.

Mit etwas mehr Kraft als notwendig hievte er sich vom Lehnstuhl und schüttelte schwach den Kopf.
"So wunderbar auch wieder nicht.",
"Deine Familie ist endlich wieder vollständig, Draco? Was bitte könnte daran nicht wunderbar sein?", ungläubig ob er es sich nur aus reiner schlechter Laune einbildete, oder ob Astoria wirklich unattraktiver geworden war, drückte er sich an ihr vorbei und verließ ebenso den Salon.

•••

"Ihr Vater unterzieht sich gerade noch der letzten Untersuchung, Mr Malfoy." Die grauen Haare des Mannes vor ihm fielen bis über seine Schultern. In seinen Händen hielt er einen Koffern mit persönlichen Gegenständen, die Lucius vor der Inhaftierung vor vier Jahren abgenommen wurden.

"Sie wissen Bescheid über die Bewährungsauflagen? Die Zeitspanne, die sich Ihr Vater nicht aus dem Malfoy Manor bewegen darf? Die Dementoren müssen zunächst–",
"Abgerichtet werden, um ihn nicht mehr zu verfolgen. Weiß ich.", murrte Draco, der wie gebannt auf das eiserne Tor starrte, aus welchem sein Vater ihm entgegentreten würde.

"Wir haben viele Gespräche mit ihrem Vater geführt.", die Stimme des Mannes klang nun erheblich leichter. "Er ist nicht verrückt geworden, Mr Malfoy.",
"Das erwarte ich auch von einem Mann, der mich sieben Jahre lang verrückt gemacht hat.", bellte Draco vorwurfsvoll und entriss dem deutlich Kleineren den Koffer von Lucius.

Das eiserne Tor zog sich von selbst hoch. Die Anspannung in Dracos Knochen konnte er deutlich spüren, als ein schwarz gekleideter Mann ihm entgegentrat, an seiner Seite eine dämonisch aussehende Frau.
"Uhrzeit der Freigabe; 15:48.", krakelte sie, und löste sich sogleich in Luft auf.

Lucius ging mit ruhigen, gefassten Schritten auf Draco zu, welcher sich zu keiner Bewegung ringen konnte. Selbst als Lucius eine Hand auf Dracos Schulter legte, rührte sich dieser nicht.

"Draco.", seine Stimme klang fremd, kaum wie die seines Vaters, obwohl es dieselbe war.
"Vater." Er umfasste den Unterarm seines Vaters, warf dem knöchrigen Mann einen scharfen Blick zu und disapparierte.

Der Boden unter ihren Füßen kam plötzlich. Etwas unwohl wankend hielt sich Draco an der Eingangstür des Manors fest und drückte sie dann auf. Lucius trat ein und atmete laut hörbar die Luft seines Zuhauses ein.

"Wie viel hat sich verändert?", war die erste Frage, die Lucius hervorbrachte.

"Es ist stiller. Weniger Leute halt." Draco ging vor in den Salon und sah seine Mutter wieder vorm Kamin sitzen. Sie schaute nun auf und ihre Augen füllten sich mit dicken Tränen.

"Lucius–", brabbelte sie, als sie sich in die Arme ihres Ehemanns warf. Lucius, der es etwas befremdlich empfand vor seinem Sohn, drückte Narzissa weg und musterte seine Frau.
"Du pflegst dich noch immer ausgesprochen gut.",
"Hast du erwartet, dass ich mich gehen lasse?", knurrte sie vorwurfsvoll, doch diesen Ton behielt sie nicht lang bei.

"Nicht doch. Aber von unserem Sohn eigentlich auch nicht.", mit erhobenem Kinn näherte sich Lucius Draco und fuhr mit seinem Zauberstab über Dracos Stirn, aus welcher er somit einige blonden Strähnen wischte.

"Ich habe mich nicht gehen lassen.", knurrte Draco und drückte den Zauberstab seines Vaters weg.
Empört über die Dreistigkeit schubste Lucius ihn mit einem Stoß einen Schritt zurück. "Dein Erscheinungsbild verrät mir was Anderes."

"Ich verschwinde.", brummte er im vorbeigehen seiner Mutter ins Ohr.
"Draco–", sie wollte nach seinem Arm greifen, doch er schlug ihre Hand weg. "Versuch's gar nicht erst." Ohne ein weiteres Wort war er disappariert.

|hermine|

"Was ist denn nun die große Neuigkeit?", stichelte Hermine erneut. Ungeduldig rutschte sie von der einen Pobacke auf die andere. Ginny, welche über einem Kochtopf gebeugt stand deutete auf einen Haufen Altpapier.
"Nimm dir die oberste Zeitung und lese mir laut vor, was dort steht."

Zögernd, um sicherzugehen, dass Ginny sie nicht verarschte, griff Hermine die Zeitung; der Tagesprophet.

"Also gut.. «Planmäßige Entlassung aus Askaban. Am vergangenen Donnerstag öffnete Askaban das erste Mal seit vier Jahren die Tore. Da es keine frühzeitigen Entlassungen gab, aufgrund des neuen Todesser-Gesetzes von vor vier Jahren, war er der erste Mann, der die Mauern des Gefängnisses wieder verließ. Lucius Malfoy kehrte vergangenen Donnerstag zurück zu seiner Familie (bestehend aus Narzissa Malfoy und Draco Lucius Malfoy) in das Malfoy Manor. Über die gültigen Bewährungsauflagen sind uns derzeitig keine Details bekannt und ebenso die Hände gebunden, etwas herauszufinden. Was wir wissen ist, dass Lucius Malfoy ohne Vorkommnisse sein Abschlussgespräch bestand und somit, ohne weitere Sorge von Seiten des Ministeriums, seiner Familie zugeführt werden konnte.»– Unmöglich!", Hermine pfefferte den Tagespropheten auf die Tischplatte und raufte sich die Haare. "Der hätte noch zehn Jahre sitzen sollen!"

Das Thema schien nun auch Harry aus dem Wohnzimmer angelockt zu haben.
"Wir können froh sein, dass es keine Haftkürzungen mehr gibt.", winkte er ein, doch Hermine hörte ihm nicht zu.

"Der Mann hat alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Wissentlich!",
"Es bleibt uns wohl oder übel nichts anderes übrig, als es abzuhaken. Wir werden nichts mehr ausrichten können.", sagte Harry nun laut, sodass er sichergehen konnte, Hermine habe ihn gehört.

Während Ginny nun wild begann mit Harry zu diskutieren, wieso man Lucius einfach leben lassen sollte, ohne noch einen letzten Versuch einer Inhaftierung zu versuchen, drifteten Hermines Gedanken ab.

Malfoy.
Er hatte also nach vier Jahren Kontaktsperre seinen Vater wiedergetroffen.
Den Mann, dem er seine verkorkste Kindheit zu verdanken hatte. Den Mann, der ihn in die Hände von Voldemort schickte ohne auch nur einen Moment mit dieser Entscheidung zu hadern.
Ob er sich mit ihm verstand?
Ob es ihm gut ging?
Ob er ihn überhaupt besucht hatte? Oder ob er einfach fern geblieben war?

"Ich mache mich auf den Nachhauseweg.", brach Hermine ihre Gedanken ab und stand vom Stuhl auf.
"Ich dachte du wolltest mitessen?", Ginny drehte sich, den Kochlöffel empört schwingend, zu Hermine um.
"Ja, schon– aber ich muss auch noch einiges erledigen. Tut mir leid, Gin. Beim nächsten Mal.", sie hauchte Harry und Ginny jeweils einen Kuss zu, ehe sie mit einer eleganten Drehung disapparierte, und einige Wimpernschläge später auf dem alten Dielenboden in ihrer Wohnung aufkam.

Mit hastigen Bewegungen hatte sie sich ein Pergament aus ihrer Schreibtischschublade genommen, und begonnen einige Zeilen zu schreiben.

Ist alles gut bei dir?

H.G

Gut, einige Zeilen war vermutlich etwas übertrieben.
Am geöffneten Fenster wartete bereits der Kauz, welchem sie nun den Brief anhing und ihre Stimme senkte.
"Draco Malfoy, Gringotts Büro Nummer 251."

what do i say to you? | dramioneWhere stories live. Discover now