In der Winkelgasse

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Es war halb sieben Uhr morgens, als ich meine Bettdecke zurückschlug und aus dem Bett sprang. Im Haus war es noch still. Sommerferien!

Ich zog mich an und lief nach unten ins Wohnzimmer. Dort zog ich mir ein Buch aus dem Regal, setzte mich in einen Sessel und begann zu lesen. 

Gegen acht Uhr öffnete sich die Wohnzimmertür und mein Vater Severus Snape betrat das Zimmer.
,,Guten Morgen!", grüßte ich ihn fröhlich. 
,,Morgen", brummte er noch etwas verschlafen. 

Ich klappte das Buch zu und stand auf.

Gemeinsam machten wir Frühstück und gerade, als ich mich an den kleinen Küchentisch setzen wollte, klopfte es am Fenster. Als ich es öffnete flog eine große Eule auf mich zu und ließ einen Brief auf den Boden vor meine Füße fallen. 
Haben diese Eulen denn kein Benehmen?!
seufzend hob ich den Brief auf und schloss das Fenster hinter dem Tier wieder. Doch als ich das rote Hogwarts-Wappen sah, war jeglicher Ärger über verzogene Eulen verschwunden.
Mein Hogwartsbrief! Mein Herz machte einen Sprung und ich hüpfte schreiend zu meinem Vater. 

,,Schau mal Dad! Der Brief! Der Hogwartsbrief!", quiekte ich. Dad schmunzelte.
,,Na, dann mach ihn doch mal auf!" 

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Mit zitternden Händen öffnete ich den Brief, der sehr eindeutig an mich adressiert war: An Miss S. Snape, Spinners End, der Turm. 

Ich faltete das Pergament auseinander und las die wenigen Zeilen, die in geschwungener Schrift und grüner Tinte beschrieben wurde.

Sehr geehrte Miss Snape,
Wie freuen uns, ihnen mitteilen zu können, dass sie an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Sie finden eine Liste aller benötigten Bücher- und Ausrüstungsgegenstände beigelegt. Das Schuljahr beginnt am ersten September. Wir erwarten ihre Eule bis spätestens einunddreißigsten Juli. Mit freundlichen Grüßen, 
Minerva McGonagall,
Stellvertretende Schulleiterin.

,,Sieht so aus, als würden wir heute der Winkelgasse einen Besuch abstatten!" Ich juchzte. Wie lange waren wir nicht mehr in der magischen Einkaufsgasse gewesen ...

Nach dem kurzen Frühstück apparierten wir in die Winkelgasse. Es war ein ganz anderes Gefühl, hierher zu kommen und wirklich etwas zu kaufen, als nur hindurch zu bummeln wie sonst immer.

Ich sah sehr viele junge Hexen und Zauberer; mit und ohne Eltern. Ich vermutete, dass viele Hogwarts Schüler waren, denn immer, wenn sie Dad sahen, wichen sie verängstigt ein wenig nach hinten und fingen an zu tuscheln.
,,Du machst ihnen ganz schön Angst!", stellte ich grinsend fest.
Darüber konnte Dad nur die Augen verdrehen. 

Wir kauften meine Bücher, einen neuen Umhang, Federkiele und Tinte. Als Tochter des Tränkmeisters hatte ich selbstverständlich bereits einen Kessel.

Als nächstes betraten wir Olivander's Zauberstabladen. Als wir die alte Holztür öffneten schlug mir ein muffiger Geruch entgegen. Doch neben dem Staub roch es wunderbar nach Holz. Wie lange habe ich mir einen eigenen Zauberstab gewünscht.

Nun war es endlich soweit! Mein Herz klopfte ungesund schnell. Endlich würde ich, genau wie mein Dad und all die anderen Zauberer, mit Zauberstab Magie wirken können!

Neugierig sah ich mich in dem Laden um. An den gesamten Wänden zogen sich hohe Regale entlang, in denen längliche Zauberstab Kästen gestapelt waren. Eine Leiter lehnte an ebendieser Wand.
In der Mitte des Raumes stand ein Schreibtisch, an dem ein älterer Zauberer saß.
Als der uns bemerkte, sah er auf.
Er hatte eher längeres, weißes Haar und strahlend hellblaue Augen. Als er anfing zu sprechen, klang er freundlich. Und trotzdem fand ich ihn irgendwie seltsam.

Mein Vater schob mich sanft vor.
,,Guten Tag, Severus Snape und ... Wer?", begrüßte er uns.

,,Guten Tag, Mister Ollivander. Das ist meine Tochter, Silvia", Antwortete Dad für mich. 

Der alte Zauberstabmacher sah mich interessiert an.
Ich fühlte mich ein wenig unwohl unter seinem Blick und fragte mich unwillkürlich, ob Olivander jemals Blinzeln musste. 

,,Soo ... und du brauchst also einen Zauberstab?", unterbrach er endlich die Stille.
,,Ja", antwortete ich einfach.
Was sollte man hier auch sonst kaufen?!

Ein magisches Messband begann, mich zu messen. Nach ein paar Sekunden, die sich für mich unangenehm lang anfühlten, sagte Mr. Ollivander: ,,So, genug!" und das Band löste sich in Luft auf.
Dann drückte er mir einen Zauberstab in die Hand. ,,Esche, elf Zoll, Einhornhaar, Federnd." Ich schwang den Zauberstab und eine Vase ging scheppernd zu Bruch. Sie reparierte sich jedoch von ganz alleine wieder. 

Ehe ich es mich versah hatte ich auch schon den nächsten Stab in der Hand.
Und den Nächsten.
Und den Nächsten.
Beim fünften Stab, (Buche, zehn Komma fünf Zoll, Haar eines Schwarzen Pegasuses, Stabil) fühlte ich ein seltsames Kribbeln vom Zauberstab ausgehend und eine wohlige Wärme breitete sich in mir aus.
Als ich den Zauberstab schwang, stob dieser Funken aus. ,,Oh ja!", rief Olivander begeistert.
,,Das ist er!"

Wir bezahlten und verließen den Laden. Nun hatte ich endlich einen Zauberstab! Ich konnte das Grinsen, das sich über mein Gesicht gelegt hatte, nicht lösen. Wie sehr freute ich mich auf Hogwarts! Kein Muggelinternat mehr!
Ich betrachtete den Zauberstab genauer: Es war ein schlanker, schwarzer Stab, der einen schönen Griff hatte und warm in meiner Hand ruhte. Ich fand, er war wunderschön.

Dad wollte als nächstes noch in die Apotheke; Zaubertrank zutaten kaufen. Ich fand es dort immer etwas langweilig, ich kannte die ganzen Zutaten sowieso alle, und der Besitzer war total nervig. 

Nach circa zehn Minuten, in denen ich uninteressiert dem Gespräch meines Vaters und dem Besitzer des Ladens gelauscht hatte und anschließend ,Ich sehe eine Zaubertrankzutat, die du nicht siehst' mit Dad gespielt hatte (das spielten wir immer, es war gar nicht so einfach!), sah ich im Geschäft gegenüber, Quidditch Ausstattung und Ausrüstung, den blonden Schopf meiner Freundin Zara Malfoy und ihre Familie. Ich hatte sie schon ewig nicht gesehen! 

Ich zupfte meinen Vater am Ärmel. ,,Hmm?", brummte der.
,,Da drüben sind Zara und die anderen Malfoys! In Quidditch Ausstattung und Ausrüstung. Darf ich rüber gehen?", fragte ich.
,,Von mir aus, geh schon einmal vor. Ich hole dich dort ab, wenn ich hier fertig bin.", antwortete Dad.
,,Danke!", rief ich noch im hinausrennen. 

Als ich Quidditch Ausstattung und Ausrüstung betrat drehte sich Zara um. Sie war ein hübsches Mädchen mit hüftlangen, hellblonden Haaren und blau-grauen Augen. Als sie mich erkannte, strahlte sie. 

,,Hey Silvia! Schön, dich zu sehen! Hast du auch schon deinen Hogwarts Brief bekommen?"
Ich lächelte sie an.
,,Ja! Ich kann es gar nicht erwarten, endlich wieder dort zu sein!"

Jetzt drehten sich auch die anderen Malfoys zu uns um.
,,Hallo Silvia! Wo hast du denn Severus gelassen?", fragte ihr Vater. Lucius und Dad waren alte Schulfreunde.
,,Der ist noch in der Apotheke. Wenn er dort fertig ist, kommt er mich hier abholen", antwortete ich. 

Zusammen sahen wir uns ein wenig im Laden um. Ich freute mich schon, wenn wir im zweiten Jahr auch endlich im Hogwarts-Quidditchteam mitspielen durften! Ich liebte diesen Sport.

In diesem Moment betrat Dad den Laden. Ich musste kichern, als ein nicht gerade kleiner Junge in eine leeren Kabine huschte und schnell die Vorhänge zuzog, als er seinen Professor sah. Dad quittierte dies mit einer hochgezogenen Augenbraue, bevor er mir zulächelte um sich dann Lucius zuwandte, der ihn sofort in eine Unterhaltung verwickelte.


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Soo, das war das erste Kapitel. Hat es euch gefallen?
Ich würde mich sehr über eure Rückmeldung freuen! =)

Bis zum nächsten Kapitel,
Eure Silvia

The Daughter of Severus SnapeWhere stories live. Discover now